Dortmund. .

Sie heißen Emule, Kazaa, BitTorrent oder drei.to. Den meisten Menschen werden diese Begriffe nichts sagen, für eine immer größer werdende Gruppe von „Filesharern“ sind diese Begriffe allerdings Basiswissen.

Die moderne Distributionspolitik der Musikindustrie verlagert sich immer mehr in das Internet. Auf riesigen Portalen wie „Musicload“, „ iTunes“ und mittlerweile sogar auf „Napstar“ kann man auf ein gigantisches Angebot von digitaler Musik in Form von MP3-Dateien zugreifen und sie legal erwerben.

Da sich der Informationsfluss der heutigen Zeit fast ausschließlich auf digitalem Weg abspielt, sind Daten in jeglicher Form im Netz vertreten. Eine CD, die im ganz klassisch im Laden gekauft wird, kann an einem Computer überspielt werden, der Vorgang wird „rippen“ genannt, und im Internet beliebig oft vervielfältigt und zum Downloaden angeboten werden.

Mitte der 90er Jahre entwickelten sich erstmals Plattformen im Internet, welche sich speziell auf diese Art des Filesharing konzentrierten. Diese „Underground Warez“-Szene entwickelte sich, unterstützt von der schnellen Verbreitung des Breitband Internetzuganges (DSL), rasant zu einem Phänomen der Jugendkultur. Ein Album eines Künstlers, welches etwa 30 Mark kostete, konnte in CD-Qualität in wenigen Sekunden schnell und bequem heruntergeladen werden.

Spätestens die Verbreitung von MP3-Playern führt dazu, dass fast jeder Mensch illegal verbreitete Musik besaß. Dieses Feld reichte von dem, der nur ein paar Lieder von einem Freund bekommen hatte, bis hin zu dem, der weit über 100.000 Tracks auf seinem PC gespeichert hatte.

Dieser „Service“ für den einfachen Nutzer ist das größte Problem der Musikbranche. Auf eine legal gekaufte CD kamen früher zwei illegale. Heutzutage sind es schon weit über hundert, bei anderen sogar mehrere tausend. Diese Entwicklung lässt die Musikindustrie langsam ausbluten, die dadurch entgangenen Einnahmen sind immens. Anfangs versuchten die großen Plattenlabels, diesem Problem mit massenhaften Abmahnungen für die Downloadenden Herr zu werden. Diesen Vorhaben erreichte seinen Höhepunkt im Anfang 2008, als eine Frau in den USA umgerechnet 1,3 Millionen Euro für sieben runtergeladene Songs an Sony BMG zahlen sollte. Auch die Drohung mit drakonischen Haftstrafen von bis zu fünf Jahren für Filesharer zeigte keine Wirkung.

Der Industrie wurde bald bewusst, dass sie das Problem nicht mit Abmahnungen oder hohen Strafen in den Griff bekommen kann. Deswegen fing sie an, sich die Mentalität des unkomplizierten Downloads zunutze zu machen, indem sie ihre Songs im Internet verfügbar machten. Da auf diesem Vertriebsweg die Produktionskosten einer CD komplett entfallen, konnte man die Musik bei gleichbleibender Gewinnspanne deutlich senken.

Zu Beginn dieses Internetvertriebs wurden die einzelnen Tracks noch mit umständlichem Digital Rights Managment (kurz DRM) Codec publiziert. Dieser sorgte dafür, dass die legal erworbenen Songs weder auf dem MP3-Player, noch auf einer gebrannten CD abspielbar waren, sondern nur auf dem Computer, auf dem sie geladen wurden. Da diese Maßnahmen des Urheberschutzes auf die meisten Kunden auf Missfallen stießen, wurde diese Sicherheitsprüfung nach wenigen Monaten wieder abgeschafft.

Die Folgen dieser Explosion der Downloadraten, legal oder illegal, scheinen nun langsam klare Formen zu bekommen. Ein Umdenken auf dem Musikmarkt hat eingesetzt und bietet einige Vor- und Nachteile: Indie-Bands stellen heute meistens ihr erstes Studioalbum gratis auf ihrer Internet-Seite zur Verfügung. Auf diesem Weg ist ihre Musik nicht kommerziell und dient als kostenlose Werbung. Erst mit Live-Auftritten und Tourneen fangen diese Bands an, wirtschaftlich erfolgreich zu werden. Viele Musikexperten sagen, dass diese Entwicklungen das Kraftgleichgewicht zwischen den zuvor übermächtigen Musikbosse, welche sich primär auf Mainstreammusik spezialisiert haben, und den Independent-Küstern, welche ihren eigenen innovativen Sound mitbringen, herstellt.

Fakt ist, dass es im Musikgeschäft nicht mehr so viel Geld zu verdienen gibt wie früher. Ein klassischer One-Hit-Wonder-Künstler wird von einem Lied nicht mehr überleben können. Auf der anderen Seite werden Stars, welche eine große Verbundenheit zu ihren Fans beweisen, auch weiterhin viele Platten verkaufen werden, weil die Fans sie mit dem Kauf ihrer Alben bewusst unterstützen wollen, obwohl sie deren Musik auch illegal beziehen könnten.

Abschließend kann man sagen, dass die Download-Krise nur ein Problem für Personen ist, welche mit Musik viel Geld verdienen wollen. Da mittlerweile viele Künstler ihre Produktion, die Vermarktung und nun auch den Vertrieb via Internet selbst übernehmen können, schaden illegale Downloads den Mitarbeitern in den Plattenfirmen um ein Vielfaches mehr als den eigentlichen Musikern.

Kevin Cerenoglu, John Borgmann, Klasse G123/2, Diff-Kurs Presse, Karl-Schiller-Berufskolleg Dortmund