Lünen.

Rund 1500 Bundeswehr-Soldaten sind derzeit im Kosovo stationiert – dies auf gefährlicher Mission. Zeus-Reporter Julian Weischenberg traf den ehemaligen Stabsfeldwebel Wolfgang Klepzig.

Montag, 18 Uhr. Pünktlich klingele ich am Haus in der Münsterstraße. Eine freundliche Stimme gewährt mir Einlass. Im 2. Obergeschoss empfängt mich Wolfgang Klepzig, ein sympathischer Mann Anfang 50, mit einem Lächeln im Gesicht und wachen Augen.

Nun sitze ich mit ihm zusammen in seinem Arbeitszimmer. Schnell bemerke ich zwei wichtige Säulen in seinem Leben: seine Liebe zu den Pferden und sein Engagement in der Bundeswehr. Denn Wolfgang Klepzig kann als Stabsfeldwebel und Berufssoldat a.D. auf rund 500 Tage Auslandseinsatz im Kosovo zurück blicken.

„Vor dem Einsatz ist wie im Einsatz“

Den Beruf des Soldaten zu ergreifen, ist Klepzig fast mit in die Wiege gelegt worden, denn viele Mitglieder seiner Familie haben seit dem Dreißigjährigen Krieg als Soldaten fürs Vaterland gedient.

Doch in die Fußstapfen seiner Vorfahren zu treten, war keinesfalls ein Diktat seiner Familientradition, vielmehr ist es der Beruf als solcher. „Denn er ist vielschichtig, wechselseitig, hart, aber immer interessant“, erklärt Klepzig. Den Alltag eines Soldaten im Einsatz prägen die vielen nicht vorhersehbaren und nicht planbaren Situationen. Genau auf diese gilt es flexibel zu reagieren. Das Klischee vom sturen stumpfen Drill sei völlig unzutreffend.

Wolfgang Klepzig (links) mit Zeus-Reporter Julian Weischenberg. Foto: Zeus
Wolfgang Klepzig (links) mit Zeus-Reporter Julian Weischenberg. Foto: Zeus

„Vor dem Einsatz ist wie im Einsatz.“ Auf diesen Nenner bringt der Stabsfeldwebel die intensive Vorbereitung der Soldaten auf einen Auslandseinsatz. Was bedeutet das?

Auf Truppenübungsplätzen lernt die Kampftruppe in immer wieder neuen Szenarien selbständig oder mit Hilfe der Gruppe spontanes Handeln und schnell Probleme angemessen zu lösen. Nur wer physisch und psychisch außerordentlich belastbar ist, ist für den Einsatzalltag gewappnet. Folglich berücksichtigte Klepzig bei der Aufstellung seiner Kompanie die Soldaten, auf die er sich blind verlassen konnte.

Alltag im Auslandseinsatz bedeutet, „früh aufzustehen und spät zu Bett gehen“. Neben einer Kerndienstzeit im Camp fahren die Soldaten Einsätze außerhalb des Camps, gefolgt von Ausbildungs- und Erholungsphasen.

Gefahren der Routine

Schließlich komme ich zu meiner Frage, inwieweit Angst und Nervosität im Einsatz eine Rolle spielen. „ Man muss jederzeit rund um die Uhr mit Zwischenfällen rechnen“, erläutert er. „Aber Nervosität oder Angst löst die potenzielle Gefahr nicht aus. Das höchste Maß an Entspannung lässt sich allerdings mit ‚bedingter Gelassenheit’ beschreiben.“ Übrigens, eine psychische Verfassung, die die Gefahren der Routine nicht verhindert.

„Die traurige Bilanz von zwei gefallenen Soldaten während meiner Dienstzeit zeigt, wie gefährlich der Bundeswehreinsatz im Kosovo ist.“ Ich spüre, dass ihn die Erinnerung daran immer noch schmerzt. „Leider kann man seine Gedanken und das Vergessen nicht steuern, solche Bilder tauchen unwillkürlich immer wieder auf.“

So stelle ich die Frage, wie all diese Erfahrungen, Gefühle und Eindrücke verarbeitet werden. Klepzigs Antwort ist kurz und prägnant: „... Und immer lässt man einen Teil von sich im Land zurück!“

Heute ist sein Berufsleben als Soldat beendet. Geblieben sind Erinnerungen der Freude, aber auch solche, die vielleicht nie ganz verarbeitet werden. So macht Wolfgang Klepzig sein Hobby zu seinem jetzigen Beruf. Auf dem Rücken der Pferde findet er seinen Ausgleich, indem er seine Konzentration, seine Disziplin und die Freude im Umgang mit Mensch und Tier weiter lebt.

Julian Weischenberg, Jan Hellmich, Tobias Torba, Klasse 8a, Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Lünen