Herne. . Er hat die Nazi-Zeit als Jude überlebt, weil er seine Herkunft verschleierte und in der Hitler-Jugend diente. Über seine verstörenden Erlebnisse in der Zeit des Nationalsozialismus berichtete Sally Perel den Schülern des Pestalozzi-Gymnasiums in Herne.

Die Zeit des Nationalsozialismus überlebte der in Deutschland geborene Jude Sally (Salamon) Perel, weil er sich als Deutscher ausgab, in der Hitler-Jugend und als Soldat im Zweiten Weltkrieg diente. Außer zwei seiner Brüder überlebte seine Familie den Holocaust nicht. Über seine Erfahrungen schrieb er eine Autobiografie.

>> In der Aula herrscht gegen 15 Uhr Stille. Der Grund dafür ist der Besuch des Zeitzeugen Sally Perel, der als Jude in Deutschland den Nationalsozialismus überlebt hat. Er berichtet am traditionellen Friedenstag der Schule über seine Erfahrungen als „Hitlerjunge Salomon“. „Ich bin hier, um den Jugendlichen die Wahrheit zu erzählen und mich an all diejenigen zu wenden, die denken, dass es die Judenverfolgung nie gab“, sagt der 87-Jährige.

Kein schlechtes Gewissen einreden

Während seines Vortrages teilte er seine Erlebnisse den Schülern so mit, dass sich offenbar jeder angesprochen fühlt. Und trotzdem wiederholt er mehrmals: „Ich bin nicht hier, um euch ein schlechtes Gewissen einzureden.“ Obwohl er allen Grund dazu hätte, denn er war einer von denen, ein Jude, den die Deutschen von 1933 an verfolgten und töten wollten. [Nairi Al Ali und Suvetega Kuganeswaran, Klasse 8a]

>> Sally Perel schildert, was damals wie heute in seinem Kopf vorgeht, spricht von einem Doppelleben, welches er führte und es immer noch tut. Einerseits sei er immer noch der Hitlerjunge, der sich unter der Uniform versteckte und das Hakenkreuz trug, andererseits auch der Jude, der jeden Tag ums Überleben kämpfte. „Ich sollte diesen Hitlerjungen hassen, der in mir steckt“, äußerte er sich. „Aber ich liebe ihn, ich liebe ihn einfach. Er ist ein Teil von mir.“

Außerdem berichtete er von den Worten seiner Mutter, die ihm immer halfen, weiter zu machen. „Du sollst leben“, habe sie gesagt. „Diese Worte halfen mir immer, das alles seelisch zu verkraften“, beantwortete er die Frage einer Schülerin der 8a, die wissen wollte, wie er dieses ganze Erlebnis durchleben konnte. Sally Perel zeigte sich gegenüber jeder Frage offen und freundlich und war bereit, diese zu beantworten. [Hannah Roheger, Aysu Baslamis und Sarmila Maheswaran, Klasse 8a]

Ernst, aber mit Humor

>> „Hätte ich auf meinen Vater gehört und meine wahre Identität preisgegeben, wäre ich jetzt nicht mehr hier. „Denn Juden wurden systematisch verfolgt und getötet.“ Sally Perel erwähnte oft das Konzentrationslager in Auschwitz, in denen Juden vergast wurden. „Ich befand mich in der Haut des Feindes, lernte mein anderes Ich aber trotzdem lieben und kennen. Wäre es nicht so gewesen, wäre ich tot.“ Trotz des ernsten Themas zeigte er viel Humor und machte zwischendurch auch einen Witz, worüber die Schüler herzlich lachten.

Doch die Reaktionen der Schüler waren unterschiedlich. Einmal weinte eine Schülerin, als Perel davon erzählte, dass er von der Schule geflogen ist, weil er ein Jude ist. „Ich hatte den Zettel in der Hand, auf dem draufstand, dass ich nicht mehr zur Schule kommen darf und rannte weinend nach Hause.“ [Nairi Al Ali und Suvetega Kuganeswaran, Klasse 8a]

>> Der 87-Jahre alte Mann lebt derzeit in Israel und trägt in vielen Ländern vor, woher er die Kraft zum Überleben nahm. Er versucht, die Geschichte weiterzutragen, damit die Wahrheit nicht verloren geht und die Schüler, die ihm zuhören auch zu echten Zeitzeugen werden.

Sein Lebensauftrag sei laut Sally erfüllt, wenn er nur einen rechtsradikalen Menschen überzeugen könne. Der von ihm handelnde Film wurde u.a. 1992 mit dem Filmpreis „Golden Globe“ ausgezeichnet. [Noel Gasparucci und Ertugrul Birinci, Klasse 8a]

>> Perel erzählte seine Geschichte mit einer Intensität, die die Schüler an seine Worte fesselte. „Eine solch gebannte Stille habe ich in der Schulaula noch nie erlebt“, sagte einer der anwesenden Lehrer. Mit dem nötigem Ernst und einer Portion Witz präsentierte der Perel seine traurige Geschichte. Mit diesem Vortrag wurden die anwesenden Schülerinnen und Schüler zu Zeitzeugen eines Zeitzeugen. Genau wie vor 15 Jahren – da sprach er angeblich das erste Mal am Pestalozzi-Gymnasium. In den nächsten vier Wochen hat Sally Perel noch viele Termine. Sein Besuch wird den Schülern lange in Erinnerung bleiben. [Steffen Schwarz, Klasse 8a]