Herne. . Schon in seiner Bewerbung am Otto-Hahn-Gymnasium in Herne kündigte Lehrer Michael Volkhausen an, einen Sanitätsdienst einzurichten. Nun gibt es den Dienst seit einem Jahr.

Gespräch mit Herrn Michael Volkhausen, Studienrat für Englisch und Sport am Otto-Hahn-Gymnasium Herne, welcher vor ca. einem Jahr begann, interessierte Schülerinnen und Schüler als Sanitäts- Helfer auszubilden.

Herr Volkhausen, wann entstand die Idee, einen Schulsanitätsdienst zu gründen?

Michael Volkhausen: Den Gedanken habe ich eigentlich schon seit längerem. Ich hatte während meines Referendariats am Gymnasium Eickel mit einem Kollegen schon einen Schulsanitätsdienst aufgebaut. Als ich mich dann hier am Otto-Hahn-Gymnasium beworben habe, schrieb ich direkt in meine Bewerbung, dass ich einen Sanitätsdienst einführen möchte. Ich habe mir dann etwas Zeit gelassen. Als „Berufsanfänger“ braucht man erst mal einige Zeit, um sich zurechtzufinden. Außerdem benötigt man Räumlichkeiten, so habe ich die Angelegenheit erst im letzten Jahr angestoßen.

Wurde Ihr Vorhaben von den anderen Lehrkräften unterstützt?

Im Prinzip schon, es gab niemanden, der komplett dagegen war. Es wurden von manchen Kollegen Probleme gesehen, zum Beispiel, dass die Schüler auch aus dem Unterricht genommen werden können, wenn etwas Schwerwiegendes im Sport passiert. Der Lehrer ist in dem Moment dann ganz alleine mit dem Verletzten und muss gleichzeitig noch ca. 29 Schüler beaufsichtigen. So kann der Lehrer sich um die Klasse kümmern und die Sanitäter versorgen den Verletzten.

Wo sind Sie zum Erste-Hilfe-Ausbilder ausgebildet worden?

Ich habe dies im Rahmen meines Referendariats gemacht. Mit einem damaligen Kollegen habe ich Kontakt zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) aufgenommen und in Münster einen Lehrgang absolviert. Vorher war ich Helfer bei den Maltesern in Bochum. Während meiner Bundeswehrzeit war ich auch bei den Sanitätern, so bin ich schon etwas vorbelastet.

Wie ist die Resonanz bei den Schülern/ im Kollegium?

Ich habe bis jetzt noch nichts Negatives gehört. Es gibt ein paar Kleinigkeiten, zum Beispiel halten sich im Moment Unbefugte im Sanitätsraum auf, aber daran müssen wir noch arbeiten. Insgesamt ist die Resonanz sehr positiv. Viele unterstützen das Projekt auch, ich bekomme auch gute Rückmeldungen vom Schuldirektor Herrn Steinkamp.

Das ist jetzt auch die Überleitung zu meiner nächsten Frage: War der Schulleiter Herr Steinkamp mit der Idee einverstanden?

Ja, er war dafür und unterstützt den Sanitätsdienst. Wenn man ein solches Projekt startet, werden anfangs immer Fragen aufgeworfen bezüglich der Organisation und entsprechender Durchführung. Positiv fand ich auch, dass es beim Sponsorenlauf im Sommer 2011 von Seiten einiger Eltern die Idee gab, einen Defibrillator zu kaufen. Dies wurde leider abgelehnt, was ich für keine gute Idee halte. Wenn im Rathaus oder am Bahnhof solch ein Gerät vorhanden ist, warum dann nicht in der Schule? Man hofft natürlich, der Defibrillator kommt niemals zum Einsatz, aber sicher ist sicher.

Ist der Schulsanitätsdienst auch bei schulischen Sonderveranstaltungen aktiv?

Ja, bis jetzt haben wir zwei Anlässe gehabt, einmal den Sponsorenlauf im Sommer 2011 und vor kurzem den Tag der offenen Tür. Der Sanitätsdienst ist für alle Veranstaltungen in der Schule gedacht, bei denen viele Leute zusammenkommen und auch etwas passieren könnte. Das wären in diesem Halbjahr noch das Spiel-und Sportfest für die zukünftigen Fünftklässler sowie die Bundesjugendspiele. Eine Ausweitung ist aber noch in Planung.

Kam es schon zu größeren Einsätzen?

Größere Einsätze sind mir jetzt nicht bekannt. Einmal hat es einen Vorfall gegeben, bei dem sich ein Schüler an einer Glasscheibe verletzt hat und entsprechend versorgt werden musste. Lebensbedrohliche Einsätze gab es zum Glück noch nicht, aber ich will auch nicht hoffen, dass es einen geben wird.

Wie viele Schüler sind im Sanitätsdienst tätig?

Es gibt 18 ausgebildete Schülerinnen und Schüler. Ein „harter Kern“, etwa 8-10 Schülerinnen und Schülern, sind besonders zuverlässig und engagiert.

Ab welcher Klasse kann man als Sanitäter aktiv werden?

Es macht Sinn ab Klassenstufe 7, denn dann haben die Schüler ein besseres Verständnis, da im Kurs auch mal medizinische Begriffe fallen. Unter den momentanen Auszubildenden gibt es auch ein paar Schülerinnen der Stufe 6, diese machen aber auf mich einen sehr pfiffigen Eindruck. Letztendlich wären diese dann in Klasse 7, wenn sie im Schulsanitätsdienst eingesetzt werden.

Welche Eigenschaften sollte ein Sanitäter mitbringen und welchen Anforderungen muss er genügen?

Der angehende Sanitäter muss soziales Engagement mitbringen, zuverlässig sein und den Willen zu helfen besitzen. Er sollte Einfühlungsvermögen aufweisen, um auf den Verletzen zuzugehen und mal ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Reaktionsschnelligkeit sollte vorhanden sein, damit er weiß, wie man situationsangemessen reagieren muss. Er sollte Ruhe bewahren können und nicht in Panik ausbrechen, denn diese kann sich leicht auf den Verletzten übertragen. Ein grobes Verständnis von medizinischen Zusammenhängen ist wünschenswert und der zukünftige Sanitäter muss sich darüber im Klaren sein, dass auch einfache Sachen, wie ein Pflaster kleben oder ein paar beruhigende Worte, helfen können. Wichtig ist aber vor allem ein gesunder Menschenverstand.

Das waren meine Fragen. Ich bedanke mich für das Gespräch, Herr Volkhausen.

Ja gerne. Kein Problem.

Viktoria Panzram, Klasse 8a, Otto-Hahn-Gymnasium, Herne