Herne. .

Es ist morgens, kurz vor acht Uhr: Rudi Brendieck ist bereits mit seinem Jeep an seinem Erdbeerfeld. Über zehn Stunden steht er dort und verkauft die rote Frucht. Damit ist die Erdbeere gemeint, und davon gibt es auf dem Feld reichlich.

„36 000 Erdbeerpflanzen sind pro Hektar angepflanzt. Auf der gesamten Fläche sind es also 90 000 Stück. Der Reihenabstand zwischen den Pflanzen beträgt einen Meter und alle Pflanzen sind 25 Zentimeter nebeneinander gepflanzt“, erzählt der Feldbesitzer. Die 11-jährige Franziska schwärmt: „Die Erdbeeren sind so herrlich süß. Egal, ob groß oder klein: alle schmecken gut!“ Rudi Brendieck weiß: „Die Sorte ist sehr ertragreich. Außerdem wissen meine Kunden, wo die Pflanzen herkommen.

Ein Korb voller leckerer Vitamine. Fotos: Zeus
Ein Korb voller leckerer Vitamine. Fotos: Zeus

Das ist heutzutage wichtig.“

Bei gutem Wetter ist der Parkplatz voll und auf dem Feld wird gesammelt. Bilder, die den Besitzer erfreuen. Doch eben dieses Wetter kann schnell zum Problem werden: Optimale Bedingungen für die Erdbeeren wären tagsüber 20 Grad Celsius und eine kühle Nacht. Doch das momentane Wetter sieht leider anders aus: entweder heiß und trocken oder regnerisch. „Ich denke und hoffe, dass ich das Feld noch eine Woche betreiben kann“, sagt Rudi Brendieck.

Lebensfreude kontra Stress

Die Frage, ob er vom Einkommen des Erdbeerfeldes leben kann, verneint er direkt. „Ich muss Lizenzgebühren zahlen, das Feld ist nur gemietet und die Pflege des Feldes ist auch sehr teuer.“

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Außerdem hat er ein paar Saisonarbeitskräfte, welche für Ruhe und Ordnung auf dem Feld sorgen sollen. Da kommt einiges zusammen. Deswegen arbeitet er hauptberuflich als Gärtner, produziert Bodendecker für den Friedhof und verkauft diese außerdem auf dem Blumengroßmarkt in Dortmund.

Für die Erdbeerpflücker hat er ab dem nächsten Jahr etwas ganz Besonderes: Seine eigene Erdbeersorte. Sie heißt „Schloss Horneburg“. Den Sortenschutz dafür hat er von der Baumschule Wegmann in Horneburg, erzählt der Feldbesitzer. Auf die Frage, was er mit der Frucht Erdbeere verbinde, hat er direkt eine Antwort parat: „Lebensfreude. Aber auch Stress, meistens positiven Stress.“ So musste er in diesem Jahr nach der Hitzewelle Wasser der Stadtwerke kaufen, um das Feld zu bewässern. Aber so etwas gehört für ihn dazu.

Der Glücksritter vom Erdbeerfeld

„Ein Erdbeerfeld zu besitzen, kann man in etwa mit einem Hasardeur, einem Glücksspieler, vergleichen: ob das Wetter stimmt, alles richtig kalkuliert ist, und noch viele andere Risiken.“ Doch wer denkt, Rudi Brendieck hätte keine Arbeit als Erdbeerfeldbesitzer, liegt falsch. Er verbringt nach eigenen Angaben über 600 Arbeitsstunden am Feld.

Wenn die Pflücksaison beendet ist, beginnt für ihn die große Arbeit. Er muss die Pflanzen auf das nächste Jahr vorbereiten. Die Blätter der Erdbeerpflanze müssen gemulcht werden, damit sie sich schneller zersetzen und im nächsten Jahr neue Pflanzen entstehen können. Außerdem werden sie mit Mineraldünger gedüngt. Dennoch, Rudi Brendieck hat Spaß an seinem Job, und das ist das Wichtigste.

Maximilian Bäker, Klasse 8c, Otto-Hahn-Gymnasium, Herne