Bochum. . Zeus-Reporterin Katharina Franitza schreibt über ihre persönlichen Erfahrungen bei einer „Occupy Bochum“-Demonstration.
Dichtes Gedränge, laute Rufe und bunte Banner mit provozierenden Sprüchen: So stellte ich mir bisher eine Demo vor. Ganz anders aber verlief die Demo auf dem Husemannplatz. Ich stand also mit etwa 300 Menschen auf dem Husemannplatz vor der Deutschen Bank und wartete eine Weile darauf, dass etwas passierte. Direkt vor der Bank hatte sich ein, mit dem Motto der Demo-„We are the 99%“- bemaltes, Auto positioniert. Was hinter den 99% steckt, drückte einer der Veranstalter so aus: „Diejenigen, die immer verlieren.“
Was damit gemeint ist, sagte er ebenfalls. Diesmal formuliert als eine Frage an die Mitarbeiter der Deutschen Bank: „Finden sie nicht auch, dass ein Rettungspaket für Banken nichts anderes ist als die Vergesellschaftung von Verlusten, wobei die Gewinne bei den Banken bleiben?“ Diese und andere Fragen dieser Art wurden an die Teilnehmer verteilt, die man gleichzeitig auch dazu aufgefordert wurden mit in die Deutsche Bank zu gehen und den Mitarbeitern der Bank zehn, auf ein Blatt gedruckte Fragen, zu stellen, die zuvor unter allen Umstehenden verteilt worden waren.
Kritik im Affenkostüm
Gleichzeitig baten die Veranstalter aber: „Bitte seien sie höflich, schließlich können die Bankangestellten nichts für die Tätigkeiten ihres Arbeitgebers“. Eine Gruppe der Demonstranten traute sich mit allerlei Bannern und Plakaten ausgestattet in die Bank, kam aber kurz darauf schon wieder hinaus. Ein Mann ohne Verkleidung oder Schilder, der trotzdem mit hinein gegangen war, erzählte mir danach: „Sie baten uns das Haus zu verlassen, was wir dann auch gemacht haben, weil sonst die Polizei eingegriffen hätte. Schließlich wollen wir ja nur friedlich demonstrieren.“
Friedlich verlief die ganze Demonstration. Ich hatte den Eindruck, dass viele Menschen sich erst im Vorbeigehen dazu entschlossen hatten zu bleiben und den Vorträgen, zum Thema „Bankenrettungsschirm: Finanzkrise ohne Ende“, zu folgen. Wirklich kreativ waren die Schilder und Verkleidungen der Facebook-Gruppe, die sich im Voraus Gedanken um die Gestaltung des Nachmittags gemacht hatten. Einer von ihnen forderte auf seinem Schild: „Stop this Monkey-Business“, was so viel heißt wie „Stoppt diese Affen- Branche!“ Um aber noch mehr Aufsehen zu erregen trug er ein schwarzes Affen-Fellkostüm und eine, dazu überhaupt nicht passende, violette Krawatte. Nach dem Spruch auf seinem Schild zu urteilen, wollte er wahrscheinlich einen „affigen“ Banker darstellen.
Zwei Stunden zitternd auf dem Husemannplatz
Obwohl es viele kreative Verkleidungen und Banner wie diese gab, war ich - zugegeben - ein wenig gelangweilt. Die Vorträge beinhalteten zwar Informationen, für die auch ich mich interessiere, wurden aber alle etwas lasch und emotionslos vorgetragen. Zudem waren einige der Texte - einer von ihnen stammte aus dem Spiegel - weniger für Jugendliche als für Erwachsene geeignet. Diese schienen die Informationen über zweifelhafte Tätigkeiten der Banken wirklich zum Nachdenken zu bewegen: Als ich eine Frau fragte, was ihr diese Veranstaltung gebracht habe, erklärte sie mir: „Ich hätte vorher nie gedacht, dass die Deutsche Bank in so viele Dinge investiert, die ich nie unterstützen würde. Ich werde auf jeden Fall zu einer Bank überwechseln, die nur vertretbare Investitionen tätigt.“
Mir hat diese Demonstration eine Erfahrung gebracht, die - wie ich finde - jeder einmal gemacht haben sollte. Zudem habe ich gelernt, Banken auch in Hinsicht auf ihre Investitionen kritisch zu überprüfen und werde das hoffentlich auch immer noch wissen, wenn ich älter bin und vor einer Entscheidung zwischen verschiedenen Banken stehe. Ich denke, dafür hat es sich gelohnt knapp zwei Stunden zitternd auf dem Husemannplatz zu stehen. Meine letzte Demo wird diese wahrscheinlich nicht gewesen sein.
Katharina Franitza, Klasse 8c, Schiller-Schule, Bochum