Bochum. .

Über Islamwissenschaften wissen nicht sehr viele bescheid. In einem Interview mit der Islamwissenschftlerin Armina Omerika wollen wir mehr darüber erfahren, was die Islamwissenscahften sind.

Was macht man eigentlich als Islamwissenschaftlerin an der Uni?

Armina Omerika: Verschiedene Sachen. Islamwissenschaften sind ein Fach, das sehr breit gefächert ist und sich im weitesten Sinne mit der Geschichte und Kultur der muslimischen Gesellschaften und mit verschiedenen Aspekten der islamischen Religion befasst. Jeder Forscher hat aber auch noch ein eigenes Spezialgebiet, in dem er forscht. Ein Teil des Berufs ist nämlich die Forschung. Mein Spezialgebiet ist die Geschichte der Muslime auf dem Balkan im 19. und 20. Jahrhundert. Man fährt also in die Region, sammelt Dokumente und Texte, spricht mit den Menschen und später schreibt man darüber wisenschaftliche Abhandlungen. Das kann zum Beispiel ein ganzes Buch sein, viel häufiger sind es aber einzelne Texte, die man Artikel nennt. Außerdem gehört es zu dem Beruf, dass man unterrichtet. In meinem Fall heißt das, dass man an der Uni Kurse gibt, um das erworbene Wissen weiterzugeben. Zu dem Beruf gehört es aber auch noch, das man sich mit Kollegen austauscht, zum Beispiel auf Konferenzen.

Was hat Sie denn dazu bewegt, das Fach „Islamwissenschaften“ beim Studium zu wählen?

Das waren verschiedene Beweggründe. Zunächst einmal wollte ich die arabische Sprache lernen. Dann komme ich selber aus einer muslimischen Familie, wollte aber über diese Religion nicht nur etwas aus der persönlichen Perspektive meiner Eltern und Famileie erfahren, sondern auch aus der wissenschaftlichen. Ich wollte auch mehr über die Geschichte des Balkanraums erfahren, aus dem meiner Eltern ja kommen, und da hat der Islam historisch eine sehr wichtige Rolle gespielt. Außerdem hat die islamische Zivilisation sehr interessant, da sie halt seht alt und sehr viele interessante Kulturen, in verschiedenen Sprachen und an verschiedenen orten der Welt hervorgebracht hat. Es ist für mich sehr spannend, diese Kultur zu erforschen und Neues zu erfahren. Und wenn man dann auch die Sprachen etwas besser kann, dann macht das ganze ja noch mehr Spaß, weil man dann auch viele Sachen besser versteht.

Islamkonferenz als Dialogforum

Ich habe gelesen, dass Sie in der Deutschen Islamkonferenzen tätig sind. Was ist das und was machen Sie da konkret?

Die Deutsche Islamkonferenz ist ein Dialogforum, in dem Vertreter des deutschen Staates zusammen mit Vertretern der muslimischen Gesellschaft in Deutschland zusammenkommen. Dann wird darüber diskutiert, welche Probleme es im Zusammenhang mit dem Islam in Deutschland gibt, und wie man diese Probleme gemeinsam lösen kann. Die wichtigste Frage ist die Frage der Integration von Muslimen in Deutschland in ihren verschiedenen Aspekten. Also fragen wir uns zum Beispiel was auf der einen Seite der deutsche Staat dazu beitragen kann, dass diese Integration gelingt, und was auf der anderen Seite Muslime selber dazu beitragen können. Ich selbst bin in der Konferenz als eine unabhängige Teilnehmerin tätig. Das bedeutet, dass ich nicht an eine Oranisation angebunden bin oder an einem muslimischen Verband.

Könnten Sie mir vielleicht ein Beispiel dafür geben, was die Deutsche Islamkonferenz bis jetzt schon alles getan hat?

Die DIK gibt es schon seit mehreren Jahren. Sie hat sich mit versschiedenen Bereichen beschäftigt, wie zum Beispiel die Vereinbarkeit der islamischen Religion mit der deutschen Gesellschaftsordnung, auch mit der Darstellung des Islams in den Medien, etc. Die beschlüsse der DIK sind keine konkreten politischen maßnahmen, sie sind eher als eine Art Empfehlung an die Politik und an die Muslime zu verstehen. Vieles ist noch im Prozess. In dieser zweiten DIK, die seit diesm Jahr läuft, haben wir uns schon einige Male getroffen, haben ein Arbeitsprogramm entwickelt und uns in Arbeitsgruppen aufgeteilt, die bestimmte Sachen besprechen. Ich bin z.B. in der Arbeitsgruppe Prävention von Extremismus unter Jugendlichen. Da besprechen wir, welche Projekte man entwickeln kann, um zu verhindern, dass sich bei Jugendlichen in Deutschland, sowohl bei deutschen Jugendlichen als auch bei Jugendlichen mit einem muslimischen Migrationshintergrund extremistische Einstellungen entwickeln. Und wir arbeiten zum Beispiel daran, Projekte zu entwickeln, die Jugendliche näherbringen. Es ist wichtig, dass man sich besser kennelernt, dass man Verständnis füreinander entwickelt und miteinander in Kontakt tritt statt sich abzuspalten. Vor allem ist es wichtig, dass gerade junge Menschen Interesse daran entwickel´n, die Zukunft dieses Landes gemeinsam zu gestalten, und dass sich nicht jeder in seine eigene Nische zurückzieht.

Ramathulaschi Srimurugan, Klasse 8b, Goethe-Schule Bochum