Bochum.
Petra Hiller leitet das evangelische Kinder- und Jugendheim Overdyck. Zeus-Reporterin Julia Görlich besuchte das Heim – und war überrascht.
Kinderheim – das war gestern. Heute leben die Kinder in kleinen Wohngruppen. Seit längerer Zeit beschäftige ich mich schon mit dem Thema „Kinder und ihre Probleme.“ So kam mir das Zeus-Projekt gerade recht und ich beschloss, dass evangelische Kinder- und Jugendheim Overdyck zu besuchen.
Als ich ankam, waren nirgendwo Kinder zu sehen. Petra Hiller, die Leiterin des Heimes, erzählte mir, dass es ein Heim, in dem Kinder in einem kompakten, großen Haus lebten, kaum noch geben würde. Sondern bei ihnen wäre es so, dass die Kinder in so genannten Wohngruppen leben.
Schlafen, waschen, essen
Das bedeutet, dass neun Kinder im Alter zwischen sechs und 18 Jahren in einem Einfamilienhaus wohnen und rund um die Uhr von einem Team im Schichtdienst betreut werden. Es gibt viele verschiedene Wohngruppen, etwa für Kinder und Jugendliche, die auf der Straße leben. Diese können von 21 Uhr bis 9 Uhr in der Einrichtung schlafen, sich waschen und essen. Außerdem gibt es noch Kinder, die aus Notsituationen aus der Wohnung geholt werden müssen, sowie eine Mädchenwohngruppe und ambulante Jugendhilfezentren.
Die Kinder gehen auf normale Schulen und können ebenfalls ganz normal ihren Hobbys nachgehen. Auf die Frage, wie Petra Hiller auf die Idee kam, ein Kinderheim zu leiten, sagte sie mit einem Lächeln: „Ich habe Sozialpädagogik studiert und danach zwei Jahre in einer Kinderpsychiatrie gearbeitet. Danach habe ich die Leitung des Kinderheims übernommen. Dies mache ich jetzt seit 20 Jahren und es wird nie langweilig, weil es immer wieder neue Herausforderungen für mich gibt.“
Weiterhin habe ich erfahren, dass die Kinder in den Wohngruppen keine Waisenkinder sind, sondern alle wenigstens ein Elternteil haben, mit dem sie aber zur Zeit nicht zusammenleben können. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Gründe – von Alkohol- und Drogenkonsum der Eltern über Kindesmissbrauch bis zur Überforderung der Eltern. Manchmal gibt es weiterhin einen engen Kontakt zu den Eltern. Die Kinder können sie in einigen Fällen jetzt in der Weihnachtszeit besuchen; natürlich nur wenn beide Seiten einverstanden sind.
Julia Görlich, Klasse 8b, Goethe-Schule Bochum