Seoul. .

Seit 1953 ist Korea ein geteiltes Land. Zeus-Reporterin Min Sun Kim sprach mit dem Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Seoul über die Chancen einer Wiedervereinigung.

Nach dem Koreakrieg (1950 bis 1953) wurde Korea in einen südlichen und nördlichen Teil getrennt, da das Land sich über seine politische Zukunft – ob Kapitalismus oder Kommunismus – nicht einigen konnte.

Nach vielen Vorstößen und Rückzügen der militärischen Truppen unter Beteiligung der USA, UdSSR und Chinas wurde am 27. Juli 1953 mit der Demarkationslinie die Trennung in Nordkorea und Südkorea vollzogen. Den Süden hat die USA unter ihren Schutz genommen und dort eine Militärbasis mit etwa 27 000 Soldaten errichtet. Der Norden wurde damals wie heute von China unterstützt und wird gerade in der momentanen Situation stark von China kontrolliert.

Dass diese Grenze ein emotionales Desaster war, ist klar, denn durch sie wurden bis heute viele Familien getrennt. Auch wenn der Koreakrieg heute fast überwunden ist und auch die Narben der Kolonialzeit durch Japan (von 1910 bis 1945) größtenteils verheilt sind, so ist doch die Situation nicht zufriedenstellend. Deshalb versuchen beide Länder unter Mithilfe des Roten Kreuzes seit mehreren Jahren, eine gewisse Annäherung zu erreichen, indem sie zum Beispiel Familienbegegnungen und Fußballfreundschaftsspiele organisieren, die immer sehr tränenreich und herzzerreißend sind, wie die Medien zeigen.

Viele Hürden müssten überwunden werden

Südkorea denkt, nicht zuletzt wegen der Wiedervereinigung in Deutschland, ernsthaft über eine Wiedervereinigung mit Nordkorea nach. Diese wird jedoch nicht einfach sein, denn es gilt viele Hürden zu überwinden. Politische, gesellschaftliche und kulturelle Probleme haben es bis heute nicht möglich gemacht, dass beide Seiten sich wieder vereinigen.

Im Norden müssten viele neue Straßen gebaut werden, was viel Geld kosten würde und vor allem vom Süden getragen werden müsste. Auch stünde die gesellschaftliche Annäherung bevor, die ähnlich sein könnte wie damals zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Eine gewisse Anpassung müsste von allen erwartet werden, damit die Probleme mit der Zeit gelöst werden könnten. Viele Menschen in Korea sehen immer noch das einst geeinte Land und hoffen auf die Wiedervereinigung, die das Land in jeder Hinsicht größer und stärker machen würde.

Um mehr Informationen über dieses brisante Thema zu erhalten, habe ich Colin Dürkop, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung hier in Seoul, zum Thema „Wiedervereinigung‘‘ interviewt.

Auf die Frage, was die größten Probleme einer Wiedervereinigung wären, antwortete er: „Nord- und Südkorea haben noch keinen Friedensvertrag geschlossen. Es existiert nur ein Waffenstillstandsabkommen. Außerdem haben die beiden Länder zwei völlig gegensätzliche Gesellschaftssysteme. Über die wiederholten Atomwaffentests von Nordkorea ist die Weltgemeinschaft tief besorgt.“

Wiedervereinigung eher unwahrscheinlich

Dürkop ergänzte: „Nordkoreas Wirtschaft liegt quasi am Boden und Südkorea müsste sehr viel Geld aufbringen, bis die wirtschaftliche Lage im Norden und Süden in etwa ausgeglichen wäre. Dies ist in der Bevölkerung, vor allem der Jugend, sehr umstritten. Bedauerlicherweise hat sich auch innerhalb der letzten 60 Jahre der Trennung und gegenseitigen Abschottung eine große Kluft zwischen den Menschen der beiden Länder gebildet.“

Eine weitere für mich wichtige Frage war, warum Kim Jung-Il die Wiedervereinigung ablehnt. Dürkop: „Nordkorea befürchtet, dass durch die Wiedervereinigung ihre Regierung von der Bildfläche verschwinden würde. Es wäre das Ende der Privilegien der herrschenden Klasse in Nordkorea. Die Machtstrukturen lassen sich nur aufrechterhalten, wenn das Volk unter Druck gesetzt wird. Wenn jedoch Nordkorea seinen Einwohnern erlaubt, ins Ausland zu verreisen, was im Moment verboten ist, würden zu viele Menschen nach Südkorea oder China ausreisen und sehen, wie andere Menschen leben, was wiederum zu Unzufriedenheit und Unruhen führen könnte. Nur wenn Nordkorea ein abgeschlossenes Land bleibt, kann seine Regierung stabil bleiben.“

Zum Schluss wollte ich wissen, wie wahrscheinlich es heute ist, dass Süd- und Nordkorea sich wieder vereinigen. Dürkop: „Im Moment sieht es zwar eher unwahrscheinlich aus, denn für den Machthaber Kim Jong-Il und seinen Nachfolger Kim Jong-un ist es die einzige Option, wenn Süd- und Nordkorea zwei getrennte Länder bleiben. Mit dem Raketenangriff am 23. November auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong wurde wieder einmal deutlich, dass Nordkorea die Wiedervereinigung nicht im Sinn hat, sondern auf Konfrontation setzt. Aber man kann nie wissen: auch die deutsche Wiedervereinigung kam völlig überraschend.“

Min Sun Kim, Klasse 9, Deutsche Schule Seoul International