Bochum. .

Bei Theater Total können junge Leute ihre Stärken erkennen und fördern. Die Idee zu diesem Projekt stammt von Barbara Wollrath-Kramer. Sie hatte die Vision, junge Menschen aus ganz Deutschland auf die Bühne zu holen.

Jedes Jahr gibt es 100 bis 120 Bewerber für Theater Total, es werden jedoch nur 25 bis 30 Leute in das elfmonatige Projekt aufgenommen. Diese üben und trainieren jede Woche hart, teilweise sogar an den Wochenenden. Ihre Tournee organisieren die Schauspieler selbst, meistens kümmert sich jeder um seinen Heimatort. Aber auch in Bochum treten die jungen Schauspieler auf, nämlich im alten Stadtarchiv an der Kronenstraße. Ihr aktuelles Stück “Wie es euch gefällt“ von Shakespeare wird vielleicht sogar in Oslo (Norwegen) aufgeführt, da dieses Jahr sogar von dort ein Teilnehmer gekommen war.

Am Morgen beginnt das Programm mit Körperübungen in einem großen, hellen Saal. Zusammen mit den anderen angehenden Schauspielern laufen wir in dem Saal herum und stellen verschiedene Angriffsmanöver dar. Das bringt uns ganz schön ins Schwitzen. Aber wir haben auch unglaublich viel Spaß. Klaus Borkens, der Leiter, zeigt uns Kraftübungen und Methoden, wie man sich zum Beispiel richtig abrollt, wenn man einen Schlag auf den Schädel bekommt.

Krawatten und witzige, alte Hüte

Die Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit werden hier gefördert. Wir machen noch viele weitere Übungen: Zum Beispiel werfen wir Stöcke hin und her und fechten damit gegeneinander. Es ist eine ganz besondere Atmosphäre, weil keinem etwas peinlich ist und jeder sich komplett auf das Schauspiel und vor allem nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf die anderen konzentriert. Jeder hat eigene Ideen und eine komplett andere Mimik und Darstellung.

Bei einer Führung bekommen wir auch einen Einblick in den Kostümfundus. Dies ist ein eindrucksvoller Raum, da sich hier über die Jahre eine Ansammlung von Kleidung und Accessoires angehäuft hat. Es riecht nach altem Stoff und hier gibt es allerhand zu sehen: Kleider, Röcke, Hosen und Hemden, Krawatten und Schuhe und einige witzige, alte Hüte. Natürlich ist dies nicht alles. Neben dem Kostümraum befindet sich auch eine kleine Schneiderei, wo die Schauspieler ihre Kostüme selbst nähen können. In den Regalen liegen viele bunte Stoffe und an der Wand hängen erste Kleidungsentwürfe.

Wie ein geheimnisvoller Dachboden

Im nächsten Stockwerk befindet sich das Tourneebüro, wo jeder hilft, die Tournee zu organisieren. Manche der Teilnehmer verbringen jede freie Minute damit, am Computer zu sitzen und Anfragen zu stellen oder Telefonate zu führen. Danach gehen wir in den Requisitenraum. Er befindet sich auf dem Dachboden, daher ist es dort etwas kühl. Hier gibt es wirklich alles und es ist dazu sogar noch geordnet. Es ist wie ein geheimnisvoller Dachboden mit allem möglichen Krempel. Man findet dort ein altes Radio, ein riesiges Kreuz, viele Körbe und Stöcke, einen alten Schirm, eine lustige Gießkanne und eine silberne Teekanne mit Tablett.

Vor dem Essen, wenn alle anderen schon an den Tischen sitzen, führt die Kochtruppe den angehenden Schauspielern immer einen kleinen Sketch vor. Heute führen sie „Bochum“ von Herbert Grönemeyer auf, mit einem Nachrichtensprecher, der zwischen den Strophen die Gründe aufführt, wieso man unbedingt nach Bochum ziehen soll. Unter anderem werden wir als Zeus-Reporter miteinbezogen.

Farben aus Eigelb und Essig

Während des Kochens findet auch eine Besprechung zu dem diesjährigen Plakat des Theaterstücks statt. Dort kommt ein Designer dazu und alle stellen sich erstmals vor. Dann wird eine Art Wettbewerb veranstaltet, in dem alle gegeneinander einen Entwurf für eine Anzeige mit dem Motto „Mann sucht Frau“ oder „Frau sucht Mann“ zeichnen oder schreiben. Es entstehen viele lustige aber auch richtig romantische Plakat Entwürfe.

Zeus-Schüler des Schiller-Gymnasiums erleben einen Tag bei Theater Total. Foto: Karl Gatzmanga
Zeus-Schüler des Schiller-Gymnasiums erleben einen Tag bei Theater Total. Foto: Karl Gatzmanga © WAZ FotoPool

Als letzte Aktion an diesem Tag dürfen wir am Malkurs teilnehmen. Dieser findet in dem großen Saal statt. Dort versammeln sich alle Schauspielschüler, damit die Leiterin des Kurses mit der Theorie beginnen kann. Wir sind natürlich auch dabei. Die Leiterin erklärt den angehenden Schauspielern wie man aus farbigem Kreidepulver, Eigelb, Tapetenkleister und Essig Farben herstellt.

Mit den angemischten Farben und noch zwei Dutzend anderen Acrylfarben gehen wir nun an die Arbeit. Die Aufgabenstellung lautet: „Entstehen, Werden, Sein, Vergehen“. Da jeder eine andere Vorstellung von dieser Thematik hat, werden alle Bilder unterschiedlich, aber trotzdem gut. Unser Tag bei Theater Total war für uns eine besondere Erfahrung, weil wir einen Einblick in das Leben eines angehenden Schauspielers gewährt bekommen haben. Theater Total bedeutet für uns nun Zusammenhalt und Gemeinschaft.

Jan Wiemann, Sophia Mezger; Adele Behrenbeck; Noemi Altendeitering; Chiara Wendland, Klasse 8a, Schiller-Schule Bochum