Bochum. .

Im Gedenken an ermordete Juden lässt der Künstler Gunter Demnig vor ihren ehemaligen Häusern kleine Steine in den Boden ein. Zeus-Reporterin Luisa sprach mit einer Anwohnerin.

Stolpersteine? Sind das nicht diese kleinen goldenen Steine, die jetzt immer wieder auf den Bürgersteigen vor verschiedenen Häusern zu sehen sind? Ja, genau das sind Stolpersteine. Mit ihnen möchte der Künstler Gunter Demnig an die einzelnen Opfer der NS-Zeit erinnern. Die Steine liegen an den Stellen, wo die Opfer zuletzt gewohnt haben. Mit seiner Aktion möchte der Künstler die Menschen stolpern lassen. Aber nicht so, dass die sie auf den Boden fallen, sondern mit Herz und Verstand „stolpern“.

Auch vor dem Eingang eines Hauses an der Dorstener Straße liegen vier Stolpersteine. Sie erinnern an die Familie Alexander. Diese hat vor ungefähr 70 Jahren in einem anderen Haus an dieser Stelle gelebt. Dieses Haus wurde aber im Zweiten Weltkrieg von Bomben zerstört.

Auch eine Anwohnerin lebte schon zu dieser Zeit dort. Ich habe mit ihr gesprochen und sie erzählte mir: „Es ist wichtig, an die Familie zu denken, mit deren Kindern ich sogar gespielt habe.“

Tägliche Erinnerung an die furchtbare Zeit

Doch sie ergänzt: „Mir gefällt allerdings nicht, dass in erster Linie wir Anwohner jeden Tag an die Opfer und die Verbrechen der NS-Zeit erinnert werden. Für Passanten sind die Steine kaum sichtbar, denn sie liegen unmittelbar vor dem Eingang des Hauses. Ich selbst kann sie jedoch kaum umgehen und werde jeden Tag an die schlimmen Zeiten erinnert.“

Weiterhin berichtet sie: „Wir Anwohner wurden im Voraus nicht informiert, dass die Steine dort hingesetzt werden.“ Auch sie mussten also erst über die Steine „stolpern“.

Die Anwohnerin denkt nicht grundsätzlich schlecht über die Aktion Stolpersteine. Sie ist tief betroffen und macht deutlich, wie wichtig ihr das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist. Doch sie sagt auch: „Alles hat seine Zeit. Natürlich gibt es eine Zeit zum Trauern.“ Doch seit die Steine direkt vor ihrer Haustür liegen, werde sie unweigerlich täglich an diese furchtbare Zeit erinnert.

Als sie versuchte, Kontakt mit dem Künstler aufzunehmen, um ihre gemischten Gefühle zu beschreiben, gelang ihr das nicht.

Luisa Kogel, Klasse 8n, Goethe-Schule Bochum