Seoul. .

In Südkorea ist eine Schönheitsoperation eine Sache der Selbstverständlichkeit. Laut einer Studie sind etwa 31 Prozent aller Koreaner bereit, für die Schönheit unters Messer zu gehen.

Etwa 13 Prozent der Bevölkerung haben sich bereits einmal operieren lassen. Zusammen mit der Rhinoplastik (Nasenkorrektur) soll die Lidkorrektur den Asiaten ein europäischeres Aussehen verleihen und die fehlenden Augenfalten und flachen Nasen ausgleichen. Die europäischen Züge gelten nämlich als erstrebenswert. Fast jeder Star in Südkorea hat sich schon einmal einer Operation unterzogen und auch unter den älteren Leuten ist es keine Seltenheit. Die Lidkorrektur, eine der beliebtesten Behandlungen, wird oft schon den jugendlichen Mädchen zum Geburtstag oder zum Abschluss geschenkt.

Auch ich (Jisoo) habe mir die Augenlider machen lassen. Der behandelnde Arzt sagte mir, dass man diese Operation keine „plastic surgery“ (Schönheitsoperation) nennen könnte, weil bei der Lidkorrektur nur in die Haut eingeschnitten wird. Es war Dezember 2009, als ich in den Weihnachtsferien mit meiner Mutter zum plastischen Chirurgen ging. Meine Mutter und der Arzt einigten sich darauf, dass die Operation am nächsten Tag stattfinden sollte.

Operation ohne Vollnarkose

Nachdem ich erfuhr, wie die Prozedur sein würde, hatte ich Angst bekommen, aber es war schon zu spät. Am nächsten Tag um 11 Uhr kam ich an die Reihe. Zuerst musste das Gesicht gewaschen werden und dann wurden meine Augenlider mit einer Betäubungssalbe unempfindlich gemacht. Eine halbe Stunde später wurde ich erneut betäubt, dieses Mal mit einer Spritze und damit fing die eigentliche Operation an. Die OP ist eigentlich sehr einfach, da nur in die Augenlider eine Falte gemacht und diese durch eine Naht fixiert wird. Diese Falte bleibt dann je nach Art der Operation permanent erhalten, auch wenn die Fäden entfernt werden.

Ich bekam keine Vollnarkose und war daher während der Operation hellwach. Der Arzt fragte mich alle zwei Minuten, ob ich die Augen aufmachen könnte,weil er sehen musste, wie die Falte aussah. Nachdem der Arzt ein weiteres Spray auf meine Augenlider sprühte, was er regelmäßig tat, entstand ein Geruch von faulen Eiern. Zudem konnte ich kaum atmen, da eine Krankenschwester meinen Kopf festhielt und dabei meinen Mund verdeckte und mich dadurch zwang, durch die Nase zu atmen.

Die eineinhalbstündige Operation war sehr anstrengend. Mein Kopf schmerzte, weil mehrere Krankenschwestern gemeinsam mein Gesicht hinuntergedrückt haben und ich liegend die ganze Zeit über diesen fauligen Geruch ertragen musste.

Probleme beim Öffnen der Augen

Nach der Operation wurde ich in ein Krankenzimmer gebracht. Als ich mich dann zum ersten Mal im Spiegel sah, waren meine Augenlider lila-blau angelaufen und ich dachte zuerst, dass dies für immer so bleiben würde. Nach zwei Stunden des Ausruhens durfte ich nach Hause gehen, versteckt unter einer Mütze und einer Sonnenbrille, um meine noch blutigen Augen zu verdecken.

Das Schlafen und Aufwachen fiel mir für eine Weile schwer, denn ich musste aufrecht schlafen, damit meine Augen nicht noch mehr anschwollen. Auch hatte ich Probleme beim Schließen und Öffnen der Augen, da die Fäden so festgezurrt waren.

Nach fünf Tagen wurden die Fäden gezogen, was sehr weh tat und mich zum Weinen brachte. Aber der Arzt sagte mir, dass die OP gut gelaufen sei. Dieses Mal waren meine Augen nicht mehr blau-lila, als ich in den Spiegel sah. Als die Schule wieder begann, bemerkten meine deutschen Mitschüler gar nichts, die koreanischen und halbkoreanischen aber schon. Sogar meine Lehrer sahen nichts. Da war ich schon etwas erleichtert, weil es bedeutete, dass sich mein Gesicht nicht stark verändert hatte.

Jisoo Youn, Suzie Kim, Klasse 10, Deutsche Schule Seoul International

(Dieser Bericht wurde erstmals bei Zeus im November 2010 veröffentlicht)