Bochum.

Bestimmt habt ihr von Thilo Sarrazin gehört. Er hat das Buch „Deutschland schafft sich ab“ veröffentlicht. Bei vielen Muslimen sorgte dieses Buch für Empörung. Andere aber sind nicht der Meinung.

Wo ist der Unterschied?

In dem Buch soll Ausländern vorgeworfen werden, sie würden sich nicht integrieren und lauter andere Sachen. Folgende Situation bemerke ich oft: Wenn eine Frau mit Kopftuch an anderen vorbei geht, wird sie kritisch oder sogar mit Abneigung beäugt. Ich persönlich verstehe das nicht. Wo ist der Unterschied zwischen Ausländern und Deutschen? Was ist der Unterschied zwischen Frauen, die Kopftuch tragen oder die kein Kopftuch tragen? Es gibt keinen Unterschied! Wir alle sind Menschen und genau diese Menschlichkeit sollte uns eigentlich verbinden.

Ich selber bin Ausländerin und komme aus Bagdad, der Hauptstadt Iraks, und ich komme hier in Deutschland sehr gut aus. Ich verstehe mich mit allen Deutschen und versuche, mich so gut wie möglich anzupassen. Trotzdem hat Sarrazin manchmal in dem Punkt Recht hat, dass viele Ausländer nicht daran interessiert sind, Deutsch zu lernen und sich anzupassen.

Gemischte Gefühle

Wenn man schon das Glück hat, in Deutschland zu sein, weil man zum Beispiel Kriegsflüchtling ist, sollte man sich revanchieren, indem man wenigstens versucht, seinen Teil beizutragen. Man muss eigentlich nur das machen, was man auch in seinem Heimatland macht: Die Sprache können und arbeiten. Man muss doch nicht gleich in die Kirche gehen und Christ werden.

Wenn ich den Namen Thilo Sarrazin höre, kommen bei mir gemischte Gefühle hoch. Ich weiß nicht, was ich von ihm und seinem Buch halten soll. Ich fühle mich beleidigt, wenn ich Zitate lese wie: „Eine große Zahl an Arabern und Türken [...] hat keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel [...]“ oder „Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert“. (Anmerkung der Redaktion: Die zitierten Sätze sind nicht aus dem Sarrazin-Buch „Deutschland schafft sich ab“, sondern aus einem Interview mit der Berliner Kulturzeitschrift „Lettre International“.)

Das ist nicht in Ordnung. Thilo Sarrazin vergisst den Teil, in dem steht, dass es nicht alle Einwanderer betrifft. Ich kenne sehr viele Araber und Türken, die einen tollen Beruf ausüben. In der Nationalhymne von Deutschland geht es doch um Einigkeit, Recht und Freiheit. Wo ist die Einigkeit? Auch wir Ausländer sind ein Teil von Deutschland.

Man kann mir ruhig vorwerfen, dass ich zu optimistisch bin, aber wenn jeder den anderen akzeptiert, egal ob er hell- oder dunkelhäutig ist, Kopftuch trägt oder nicht, dann bin ich mir sicher, dass Deutschland zu dem Land wird, das der Nationalhymne alle Ehre macht.

Riyam Al Delemi, Klasse 9c, Neues Gymnasium Bochum