Bochum. . Burkhard Herrmann ist Endokrinologe. Im Gespräch mit MC-Reporter Titus Tempelmann erklärt er seinen Beruf.

  • Prof. Dr. Burkhard Herrmann ist Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologe und Diabetologe
  • Im Gespräch mit Schülerreporter Titus Tempelmann erklärt er die Freuden und Aufgaben seines Berufes
  • Jungen Leuten rät er, ihren Interessen zu folgen und in den Beruf hineinzuschnuppern

Im weißen Kittel sitzt Professor Burkhard Herrmann an seinem Schreibtisch. Vor ihm stehen Modelle verschiedenster Körperorgane. Herrmann ist Arzt, Endokrinologe genauer gesagt. Was das eigentlich ist, hat er MC-Reporter Titus Tempelmann erklärt.

MC-Reporter Titus Tempelmann: Herr Professor Herrmann, unter Innerer Medizin und Diabetologie können sich die meisten Menschen etwas vorstellen. Aber was ist eigentlich Endokrinologie?

Burkhard Herrmann: Endokrinologie ist die Lehre der inneren Sekretion, das heißt, dass sich dieses Fach mit Hormonen beschäftigt, die im Körper im Blut schwimmen. Sie werden von einer Drüse ausgeschüttet, gehen dann wie in einem Straßensystem durch das Blut und docken schließlich irgendwo an einer anderen Zelle an. Dort erzeugen sie ein Signal.

Nehmen wir als Beispiel die Schilddrüse. Wir haben ein Gehirn, da ist eine kleine Hirnanhangsdrüse, die ist etwa so groß wie eine Fingerkuppe und diese schüttet ein Hormon aus, das heißt TSH (Thyroidia, engl. Schilddrüsen-stimulierende Hormone). TSH geht dann über den Blutweg zur Schilddrüse. Dort wird die Schilddrüse aktiviert und das Schilddrüsenhormon ausgeschüttet, das dann zu den einzelnen Organen wandert, wie zum Beispiel Herzzellen, Muskelzellen und Hirnzellen, damit wir ausreichend Energie und Signale haben. Das ist wie ein Dominoeffekt. Das ist die Endokrinologie, die Lehre der Hormone und des Stoffwechsels.

Aha, und was macht denn ein Endokrinologe jetzt genau?

Er untersucht Patienten, die zu ihm kommen mit der Fragestellung von Hormon- und Stoffwechselstörungen, zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen, Störungen des Stoffwechsels des Knochens, also Osteoporose, Störungen von anderen Drüsen, zum Beispiel der Hoden, bei denen nicht ausreichend Testosteron, also das männliche Hormon, gebildet wird. Außerdem Störungen der Hirnanhangsdrüse.

Dies kann daher kommen, dass dort ein Knoten ist, der selbst zu viel Hormone produziert oder die Produktion der Hormone stört.

Es ist eine ganz normale internistische Tätigkeit mit dem Spezialbereich des Stoffwechsels, bei der man Patienten untersucht und befragt. Je nach Symptomen macht man eine körperliche Untersuchung, schaut sich die Haut an, schallt die Organe mit dem Ultraschall, beispielsweise die Schilddrüse. Man macht eventuell eine Knochendichtemessung und eine Blutanalyse, um festzustellen, ob ein Mangel im Blut oder in den Organen vorhanden ist.

Mich würde noch interessieren, wie der typische Arbeitsplatz eines Endokrinologen aussieht. Also was liegt da überhaupt rum?

Es ist so, dass man zunächst am Schreibtisch sitzt und der Patient erstmal seine Beschwerden schildert. Das ist prinzipiell immer das Wichtigste, bevor man den Patienten behandelt. Nicht Laborwerte oder Knochendichte alleine sind wichtig, sondern die Beschwerden des Patienten. Deshalb führt man zunächst ein längeres Gespräch und erfährt von der Problematik.

Im Anschluss geht man dann in ein Untersuchungszimmer. Dort ist ein Ultraschallraum, wo man dann einen Ultraschall zum Beispiel der Schilddrüse macht. Diese ist oben am Hals. Danach wird dann beispielsweise Blut abgenommen oder es wird zum Beispiel eine Knochendichtemessung durchgeführt. Das sind typische Abläufe einer endokrinologischen Untersuchung.

Und wann geht man zum Endokrinologen?

Wenn man eine Störung im Bereich der Drüsen vermutet. Meistens geht der Patient in Deutschland zunächst zum Hausarzt und dieser stellt fest, dass es eine Überfunktion der Schilddrüse beim Patienten gibt. Der Hausarzt weiß dann in der Regel nicht genau, ob es sich um einen Knoten oder vielleicht eine Entzündung handelt. Oder ob eine Autoimmunerkrankung vorliegt. Dann muss der Endokrinologe herausfinden, warum die Überfunktion da ist. Und das macht er dann, indem er den Patienten untersucht.

Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, Endokrinologe zu werden?

Während des Endes meines Studiums habe ich an meiner Doktorarbeit im Bereich der Diabetologie und Endokrinologie gearbeitet. Diabetologie ist der Bereich, der mit der Zuckerkrankheit zu tun hat. So habe ich schon sehr früh Kontakt zu dieser Fachrichtung gehabt. Im Weiteren hat sich dieser Kontakt verfeinert und mein Interesse geweckt.

Und wie lange mussten Sie dafür studieren?

Die Mindeststudienzeit beträgt sechs Jahre, anschließend kommt die Facharztausbildung zum Internisten. Das dauert nochmal sechs Jahre. Im Anschluss dann maximal weitere zwei Jahre – in der Regel aber nur ein Jahr, wenn man bereits als Endokrinologe gearbeitet hat. Das heißt insgesamt dauert es 13 bis 14 Jahre, bis man ausgebildeter Endokrinologe ist.

Finden Sie selbst, dass Ihr Beruf anstrengend ist?

Nein, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich finde es überhaupt nicht anstrengend. Das mache ich gerne. Von morgens bis abends.

Welche Argumente für die Endokrinologie würden Sie einem jungen Mediziner aus heutiger Sicht nennen, der noch unentschlossen ist, für welche Fachrichtung er sich entscheiden soll?

Man soll prinzipiell – und das gilt für alle Berufe – nur das machen, was einem Spaß macht. Nur dann ist man gut. Man soll nicht taktieren, sondern nur das machen, was man gerne tut. Und der Spaß wird meistens gefunden, wenn man schon mal in das Fach hineingerochen hat. Wenn man schon mal Kontakt hatte. Im Studium kann man Praktika machen, die nennt man im Medizinstudium Famulaturen. Auch in der Weiterbildung zum Internisten kann man Kontakt zur endokrinologischen Abteilung bekommen. Und so wird man dann vielleicht Endokrinologe.

MC-Reporter Titus Tempelmann, Klasse 8d, Schiller-Schule, Bochum