Schon gewusst? - Der Geologische Garten in Altenbochum gibt zahlreiche Geheimnisse der Erdentwicklung preis. Unter anderem die Tatsache, dass es einst von dort bis zur Küste ein Katzensprung gewesen ist

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In meiner Heimatstadt Bochum gibt es zahlreiche Denkmäler, historische Industrieanlagen, Museen und weitere Sehenswürdigkeiten. Das über die Stadtgrenzen Bekannteste ist wohl das Deutsche Bergbaumuseum im Herzen der Stadt. Eine eher ungewöhnliche Sehenswürdigkeit, die Industrie, Natur und Geologie vereint, ist der Geologische Garten im Stadtteil Altenbochum. Über ihn gab mir Professor Dr. Jörg Mutterlose von der Fakultät für Geowissenschaften der Ruhr-Universität - Institut für Geologie, Mineralogie und Geophysik reichlich Auskunft.

In früheren Jahren wurde das Gelände des Geologischen Gartens durch den Bergbau genutzt: Hier förderte zwischen 1750 und 1907 die Zeche Frederika untertägig Kohle und Eisenerz. Bis 1959 war dann eine Ziegelei mit Steinbruch angesiedelt, ehe das gut zwei Hektar große Areal 1962 unter Naturschutz gestellt und ab 1971 zum Geologischen Garten ausgebaut wurde. Nach der Fertigstellung im Jahre 1974 ist das parkähnliche Gelände aus erdgeschichtlichen Gründen und wegen der Seltenheit der dort sichtbaren geologischen Strukturen verschiedener Erdzeitalter ein ausgewiesenes Naturdenkmal und ist der erste Geologische Garten seiner Art in Deutschland gewesen.

Ablagerungen verschiedener Erdzeitalter, wie der Karbonzeit (vor 358 bis 296 Mio. Jahren), der Kreidezeit (vor 142 bis 65 Mio. Jahren) und der Quartärzeit (vor 1,8 Mio. Jahren bis heute) lassen sich in den Gesteinswänden des Geologischen Gartens genau erkennen. Zahlreiche detailliert beschriftete Hinweisschilder erläutern die Entstehung der verschiedenen Gesteine. An den Böschungen sind die Ablagerungen und Fossilien gut zu beobachten. Auf den Wiesen des parkähnlichen Geländes wurden zahlreiche Findlinge ausgestellt. „Diese Findlinge," sagt Professor Mutterlose, „entstanden im heutigen Skandinavien unter enormem Druck und hoher Temperatur in gut 20 Kilometern Tiefe. Sie sind während der Eiszeit nach Bochum gelangt." Abgüsse von in Steinkohle gefundenen Baumstämmen sind im Steinkohlewald des Geologischen Gartens ebenfalls zu bewundern. Lebende Zeitzeugen der Vorzeit sind dort zu sehen, mehrere haushohe Urzeit-Mammutbäume zieren das Bild des Naturdenkmals. „Diese Bäume existieren in dieser Form schon seit ca. 240 Millionen Jahren. Entwicklungsgeschichtlich älter sind jedoch die Pflanzen, aus denen vor etwa 310 Mio. Jahren die Kohlenflöze entstanden, welche das Leben und das Arbeiten in unserer Region lange prägten", so der Professor weiter. Diese ruhrgebietstypischen Kohlenflöze, hier nahe der Oberfläche gelegen, sowie die Tonsteinschichten und Sandsteinbänke, die viele Rückschlüsse auf die Erdentwicklungen zulassen, werden durch die Fakultät für Geowissenschaften der RUB immer wieder gern zu Anschauungszwecken genutzt.

Mein Interesse für Steine und Mineralien lässt mich häufig den Weg in den Geologischen Garten finden. Was mir vor meinen Recherchen allerdings nicht bewusst war ist, dass ich früher für einen Spaziergang am Meer gar nicht hätte weit reisen müssen. An den Ablagerungen und Fossilien des Geologischen Gartens lässt sich erkennen, dass das Gebiet des heutigen Bochum ungefähr zur Ober-Kreidezeit (vor gut 90 Mio. Jahren) vermutlich die Küstenregion eines warmen, tropischen Meeres gewesen ist. Ob die weiteren Lebewesen jener Zeit aber für Menschen verträglich gewesen wären, würde ich eher bezweifeln, da die Kreidezeit ja das Zeitalter der Dinosaurier war. Die Vorstellung, dass das Meer direkt vor der Haustür begann und dass die Eiszeit in der Lage war, tonnenschwere Gesteinsbrocken zu bewegen, lässt nur erahnen, welchen Veränderungen unsere Erde im Laufe von Millionen Jahren erlebt hat. Erfreulich ist, dass es mit Naturdenkmälern wie dem Geologischen Garten möglich ist, zumindest ein wenig daran teilzuhaben.

Jill Brehmer, Klasse 8a, Matthias-Claudius-Schule