Journalist zu sein ist für viele ein Traum. Hinter diesem Berufswunsch sollte aber mehr stehen als “irgendwas mit Medien“ machen zu wollen. Wie ihr den richtigen Einstieg in die Welt von Print und Online, Fernsehen und Radio findet.
Den perfekten Weg in den Journalismus gibt es nicht. Hört man sich bei Redakteuren um und fragt sie, welches Studium sie abgeschlossen haben, sind da Germanisten und Juristen, Pädagogen und Soziologen. Abitur haben sie alle und in der Regel auch die Universität besucht. Auch wenn es keine geregelte Journalistenausbildung gibt, ist das Volontariat meist der klassische Weg zu einer Redakteursstelle bei der Zeitung, beim Radio oder beim Fernsehen. Eine Alternative bieten auch Journalistenschulen.
Ich bin Volontärin bei der WAZ, die Teil der Funke Mediengruppe ist. Die Ausbildung zum Redakteur, die hier in Zusammenarbeit mit der Medienakademie Ruhr stattfindet, dauert in der Regel zwei Jahre. Bei größeren Zeitungen durchläuft man in dieser Zeit verschiedene Stationen: unterschiedliche Ressorts, wie Politik, Kultur und Sport, diverse Lokalredaktionen und Online-Redaktionen. Das ist eine gute Vorbereitung für das spätere Berufsleben. So lässt sich herausfinden, in welchem Bereich man am besten ist und sich am wohlsten fühlt. Und den Redakteur, der 20 Jahre lang den selben Job macht, wird es in Zukunft wohl auch nicht mehr geben.
Praxis ist das Wichtigste
Aber bevor man sein Volontariat startet, geht es viele Jahre früher mit vor allem einem los: praktischer Erfahrung. Schreibst du schon für die Schülerzeitung? Hast du schon ein Praktikum bei deiner Lokalzeitung gemacht? Suche dir am besten eine kleine Redaktion, in der du das Handwerkszeug lernst. Während du in großen Redaktionen schnell übersehen wirst, und als Neuling auch nicht unbedingt einen Platz bekommst, kannst du dir in kleineren Orten meist mehr Themen aussuchen. Und du wirst ins kalte Wasser geschmissen. Das Wichtigste dabei ist, offen auf die Menschen zu zu gehen, Erfahrungen zu sammeln, mit Begeisterung an die Arbeit zu gehen. Jeder ist nervös, wenn er das erste Mal in einer Pressestelle anruft. Aber mit jedem Mal wird es ein bisschen leichter. Und wenn du dann im nächsten Praktikum größere Aufgaben zugesprochen bekommst, bist du besser und selbstsicherer.
Ich habe nach dem Abitur in einer Lokalredaktion im Vorort von München angefangen zu schreiben – vier Redakteure, 10.000 Leser. Nach einem Praktikum habe ich dort fünf Jahre als freie Mitarbeiterin gearbeitet. Später folgten weitere Hospitanzen bei der Abendzeitung in München, der Augsburger Allgemeinen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
So viel Erfahrung wie möglich
Am besten versuchst du dich in so vielen Stationen, wie sich dir ermöglichen. Weißt du mit Sicherheit, dass dir ein Job bei einem Printmedium mehr Spaß macht als bei einem Fernsehsender, beim Radio oder in einer Online-Redaktion? Kannst du besser schreiben oder reden? Probier es aus! Hast du dich im Praktikum profiliert, ist der Weg in die freie Mitarbeit oft kurz.
Ein Studium ist heutzutage für jeden Journalisten unerlässlich. Nicht nur, weil es sinnvoll ist, „Fachmann“ auf einem Gebiet zu sein, sondern weil das Studium dir beibringt, wissenschaftlich und korrekt zu arbeiten, und dir die Möglichkeit gibt, Kontakte zu knüpfen. Welcher Studiengang der richtige für dich ist, musst du nach deinen eigenen Interessen und Talenten entscheiden. Ich habe meinen Bachelor in einem sehr praktisch orientierten Journalistik-Studium abgeschlossen und anschließend einen fachlichen Master in Literatur und Geschichte begonnen. Der klassische Weg ist oft andersherum: Bilde dich wissenschaftlich aus, arbeite nebenbei praktisch und gehe danach ins Volontariat.
Fakten zum Praktikum:
- Ein Praktikum kann vier Wochen, aber auch mehrere Monate dauern.
- Praktika, die während der Schulzeit stattfinden, sind oft unbezahlt. Hast du schon etwas mehr Erfahrung, sollte das anders aussehen. Durch das Mindestlohngesetz ist eine Bezahlung für freiwillige Praktika vorgesehen, die länger als drei Monate dauern.
- Die Richtlinien des DJU sehen vor, dass dass jeder Praktikant einen Vertrag erhält, in dem unter anderem Dauer, Betreuung und eine leistungsgerechte Vergütung des Praktikums sowie Haftungsfragen geklärt werden.
- Je mehr Praktika du absolvierst, umso größeren Einblick erhältst du in die verschiedenen Berufe im Journalismus.
- Bewirb dich frühzeitig um ein Praktikum. Wartezeiten sind in der Regel lang, besonders während der Schul- und Semesterferien.
- Knüpfe Kontakte, sammle deine Arbeitsproben.
- Vergiss nicht, dir ein Arbeitszeugnis bzw. eine Praktikumbestätigung ausstellen zu lassen.
Praktikumsplätze im Bereich Journalismus:
Tipps und Infos:
- Deutscher Journalisten Verband
- Deutscher Presse Verband
- Journalist – Branchenmagazin des DJV
- Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger
- Jugendpresse
- Praktika Offensive
Journalistenschulen:
Einen Platz an einer der begehrten Journalistenschulen zu ergattern, gleicht einem Gewinn im Lotto: In den letzten Jahren gab es mehrere tausend Bewerber auf wenige hundert Plätze. Um an einer Journalistenschule angenommen zu werden, muss man meist schon ein abgeschlossenes Studium vorweisen können und während des Bewerbungsverfahrens einige Tests durchlaufen. Gefragt sind neben einer Fülle an Schreibproben auch gutes Allgemeinwissen sowie kulturelles und politisches Interesse.