Essen. . In ihrem Jugendroman „Die große Chance“ erzählt die Autorin Doris Meißner-Johannknecht die Geschichte eines Jungen, der von der Straße geholt wird und in purem Luxus landet. Dazu hat Zeus-Praktikant Cedrik Pelka eine Buchkritik verfasst.
Das Leben auf der Straße kann hart sein. Jonny Winter weiß das, denn er lebt seit vielen Jahren ohne Obdach. Die Tage des 16-Jährigen sind geprägt von Hunger und Bettelzügen.
Doch plötzlich taucht eine unbekannte Gestalt auf. Ein neues Leben für Jonny in purem Luxus beginnt: Herr von Probst, ein reicher und vornehmer Herr, nimmt ihn auf und wird zu seinem Pflegevater. Jonny hat Angst: „Wo ist der Haken?“, fragt er sich, doch er findet keinen – zunächst. Er benimmt sich so gut es geht – mit mehr oder weniger kleinen Ausrutschern. Nach einiger Zeit soll Jonny für seinen Pflegevater geheimnisvolle Päckchen ausliefern. Fragen stellen darf er nicht.
Durch seine neue Liebe Lea und seinen besten Freund Erkan motiviert, besucht er mit ihnen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Doch Herrn von Probst gefällt dies nicht. Er ist unfreundlich zu Jonnys Freunden und benimmt sich zunehmend merkwürdig. Lea beginnt Fragen zu stellen: Warum ist Herr von Probst so oft auf Geschäftsreise? Was ist in den Päckchen, die Jonny ausliefern muss? Und warum ist das Arbeitszimmer immer abgeschlossen? Zunächst versucht Jonny, seinen vermeintlich gütigen Pflegevater zu verteidigen. Doch als Lea und er das Arbeitszimmer unerlaubt betreten, ist alles klar.
Doris Meißner-Johannknecht versteht es, den Leser geschickt in die Geschichte einzuführen und auf den weiteren Handlungsverlauf vorzubereiten. So werden zum Beispiel Gesichtspunkte aus dem zweiten Kapitel im vierten Kapitel nochmals aufgegriffen und weiter geführt.
Neue Aspekte werden zudem in die Geschichte stets gut eingebunden. Zwar liest sich das Buch anfangs durch die vielen kurzen Sätzen und den wenig variierenden Satzbau ein wenig langweilig, aber es lohnt sich durchaus bis zum Ende dabei zu bleiben. Denn viele kleine Details erregen immer wieder die Aufmerksamkeit und regen zu neuen Denkansätzen an.
Auch durch den Wechsel zwischen Tagebuch und szenischer Darstellung schafft es die Autorin, eine anschauliche Geschichte zu erzählen, die aber leider sehr wichtige Fragen am Ende nicht ausreichend - teilweise sogar gar nicht - beantwortet. Das Buch verfehlt durch interessante und auch politische Aspekte keineswegs die Wirkung, Jugendliche zum Denken anzuregen. Außerdem ist es eine Lektüre, die auch mithilfe des umfangreichen Materialteils viele Möglichkeiten zur Behandlung bietet. Es erinnert dadurch jedoch stark an Schule und nicht an Freizeit.
Das Buch ist lesenswert, auch wenn es kein „Knüller“ ist: Ein solches Buch würde mich für den Unterricht sehr freuen, doch für den ganz privaten Bereich spricht es mich nicht 100%ig an.
Cedrik Pelka, Viktoria-Gymnasium, Essen