Köln. .

Gisela Walsken ist eine Frau in hoher politischer Funktion und Mutter. Wie sie es zur Regierungspräsidentin des Bezirks Köln geschafft hat, ohne ihre Familie sehr zu vernachlässigen und welche Tipps sie parat hält, steht im Interview.

Seit August vergangenen Jahres (2010) ist Gisela Walsken Regierungspräsidentin des Regierungsbezirkes Köln. Zuvor hatte die Duisburgerin, die seit 37 Jahren Mitglied der SPD ist, 20 Jahre ein Landtagsmandat inne. Walsken nahm sich Zeit für ein ZeusPower Interview.

Sie haben auf Lehramt für die Fächer Geschichte und Geographie studiert und das Referendariat für die Sekundarstufen I und II gemacht; wie kamen Sie dann in die Politik?

Das lag daran, dass meine Familie, insbesondere die Seite meines Vaters, im Dritten Reich verfolgt worden ist. Meine Oma war Jüdin. Meiner Familie war deshalb immer wichtig, dass man sich politisch einbringt, beteiligt und mitmacht. Also im Grunde genommen ist mein politisches Engagement und Arbeiten ein Ergebnis meiner Prägung durch mein Elternhaus. So bin ich zur politischen Arbeit gekommen. Und dann habe ich ziemlich früh und überraschend die Chance gehabt, in einem Wahlkreis für die SPD für ein Landtagsmandat zu kandidieren.

Aktuell wird wieder das Thema „Frauen an der Spitze“ diskutiert. Wie haben Sie es in eine so hohe Position geschafft?

Ich habe mich 20 Jahre als Landtagsabgeordnete auf ein Thema konzentriert. Mein Spezialgebiet wurde die Finanz- und die Haushaltspolitik. Als Expertin wird man dann auch als solche wahrgenommen. Mittlerweile ist es ja so, auch durch Hannelore Kraft als Ministerpräsidentin, dass wir viel mehr Frauen in Führungspositionen haben, und so habe ich den Schritt auch geschafft. Ich bin der Auffassung, Frauen können immer was bewegen, wenn sie in Führungspositionen kommen, sie müssen es nur offensiv angehen. Deshalb freue ich mich, dass ich den Job habe.

Wie haben Sie es geschafft, Karriere und Kind unter einen Hut zu bringen?

Oh ja, das ist ein schwieriges Thema. Also ich habe eine ganz, ganz liebe Tagesmutter und später auch eine Haushaltshilfe gehabt, die im Grunde immer da war. Die Unterstützung durch meinen Mann war sehr wichtig. Wir mussten das wirklich Halbe-Halbe aufteilen, weil beide im Job waren. Ich habe aber auch meinen Sohn mitgenommen. Wenn man Kinder hat, muss man eine Sitzung auch mal früher verlassen oder sagen: „Ich muss jetzt nach Hause, weil ich noch Gute Nacht sagen möchte.“ Aber ich muss ganz ehrlich sagen, ohne Hilfe von außen wäre es nicht gegangen.

Sie sind direkt nach der Landtagswahl Regierungspräsidentin geworden. War dieser Schritt geplant?

Nein, das war nicht geplant. Das ist kurzfristig entschieden worden. Ich hatte nur zwei Tage Zeit über das Angebot nachzudenken. Wir haben das zu Hause gemeinsam besprochen, und mein Sohn hat gesagt: „Okay, Mama, du kannst das machen, aber ich will in Duisburg bleiben und nicht nach Köln ziehen.“ Ja, und dann habe ich mich entschieden und gesagt: „Gut, ich habe jetzt 20 Jahre in der Politik gearbeitet. Jetzt einmal auf der Seite der Landesregierung zu arbeiten interessiert mich.“

Haben Sie Tipps für Mädchen, die später auch einmal vorhaben, in der Politik erfolgreich zu werden?

Ja. Der erste Ratschlag ist zuerst eine gute Ausbildung zu machen. Die sollte man auch nicht wegen einer Entscheidung für Ehe oder Kinder abbrechen. Man kann das immer – das habe ich selber gemerkt – miteinander verbinden. Zweiter Tipp: Ich finde es wichtig, ganz offensiv im Beruf zu sagen: „Auf Eltern mit Kindern müssen wir Rücksicht nehmen.“ Ich passe hier in meiner Behörde darauf auf, dass immer Kinderinteressen eine Rolle spielen. Wir haben in meiner Behörde zum Beispiel eine Kinderbetreuung in den Ferien, wenn die Kindergärten zumachen, damit die Frauen, die arbeiten wollen, kommen können. Außerdem haben wir Heimarbeitsmodelle hier im Haus realisiert. Solche Dinge kann man regeln. Mein Tipp ist: Dran bleiben, einen Job finden, dem eine gute Ausbildung zugrunde liegt, und dann sich einfach sagen: „Ich schaffe das auch!“

Katharina Draub, ZeusPower-Reporterin aus Duisburg