Duisburg.

Ivo, Pepina, Daisy und Delphi schlagen Saltos und drehen sich in der Luft um die eigene Achse. Sie springen an Hochbälle, über Seile und zeigen, wie geschickt sie mit Ringen umgehen können. Keine Frage: Die vier machen die Show.

Stürmischer Applaus halt durch das vollbesetzte Delphinarium des Duisburger Zoos. Die 1500 Zuschauer sind begeistert von der Delphingruppe. Die Jungtiere Donna und Dolly sind während der Vorführung auch dabei und sorgen für viel Durcheinander. Pepina und Delphi, die Mütter der drei Jahre alten Jungtiere, kümmern sich um sie.

Nachwuchs bringt neue Tricks

Dabei kann es leicht passieren, dass die beiden Mütter während der Vorführung einmal ihren Einsatz verpassen oder auch einfach gar nicht mehr weiter machen, da ihre Töchter klar vorgehen. Das nimmt ihnen wohl keiner der Zuschauer übel, da genau jene Situationen immer wieder zu etwas Unerwartetem führen und jede Show zu etwas Einzigartigen machen.

Auch die Tierpfleger des Delphinariums sind den Tieren nicht böse, denn hier im Delphinarium sollen die Tiere nicht dazu da sein, die Zuschauer mit immer gleichen Tricks zu „bespaßen“.

Zuhause in allen Weltmeeren

Hier dürfen sich die Tiere frei aussuchen ob sie gerade in der Stimmung sind zu zeigen wie sie ihr gesamtes Körpergewicht nur auf ihre Hinterflosse (Fluke) stellen. Jeder soll nur das machen, woran er auch Spaß hat.Da der Duisburger Zoo ein „wissenschaftlicher Zoo“ ist, sollen die Zuschauer bei dieser Vorführung die Delphine erleben und vor allem auch über diese Tiere informiert werden. Es wird über die Art „Großer Tümmler“ informiert, zu der auch Ivo, Pepina, Daisy, Delphi. Donna und Dolly gehören.

Die „Großen Tümmler“ sind in allen Weltmeeren und auch in zahlreichen Binnenmeeren vertreten. Die erwachsenen Tiere können bis zu 300 Kilogramm schwer werden. Die Delphine ernähren sich von Fischen, kleinen Krebsen und Tintenfischen. Im Meer können sie sogar in Gruppen bis zu 2000 Tieren zusammenleben und jagen.In der Wildnis suchen sie, genau wie alle anderen wilden Tiere, in erster Linie nach Futter.

Da die „Großen Tümmler“ sehr verspielt sind, spielen sie, nachdem sie genügend gefressen haben, mit allem was sie finden können. Dazu gehören Steine oder auch Stöcke. Die Delphine machen bei der Vorführung scheinbar gerne mit, da sie eine ständige körperliche und geistige Anforderung brauchen und sich sonst langweilen würden.

Für Miesepeter gibt es Ausweichbecken

Obwohl man hier merkt, dass es den Tieren gut geht und sie sichtlich Spaß an den Vorführungen haben, gibt es auch zahlreiche Kritik an Delphinarien. Viele Tierschützer bemängeln an der Haltung in Gefangenschaft die Enge und Eintönigkeit des Umfelds, das künstlich aufbereitete Wasser, die unnatürliche Gruppenzusammensetzung, das ungewohnte Futter, den Lärm und die dauernde Anwesenheit von Menschen.

Wie eine Tierpflegerin im Delphinarium jedoch erklärte würden die Tierschützer „alles über einen Kamm scheren“ und sich „nicht mit den Delphinarien auseinandersetzen“. Würden die Tierschützer sich das Duisburger Delphinarium genau anschauen, so würden sie feststellen, dass ihre Vorwürfe auf dieses Delphinarium vielleicht nicht zutreffen.

Es gibt nicht nur ein großes, sondern mehrere Becken, die als Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere dienen. Gibt es einmal Streit in der Gruppe, können sie sich aus dem Weg gehen.

Das Hauptbecken, in dem auch die Vorführungen stattfinden, ist keineswegs langweilig aufgebaut. Es gibt viele große Felsen unter Wasser die zwar auch zur Dekoration dienen, aber in erster Linie Kratzhilfe und Spielzeug für die Delphine darstellen.

Das Wasser wird ausschließlich biologisch gefiltert und es wird dafür gesorgt, dass es nicht verschmutzt wird. Auch die Bootskinder, die während der Show von den Delphinen in einem Boot durch das Wasser gezogen werden, werden vorher desinfiziert.

In Duisburg lassen die Delphine viel Späße mit sich machen. Foto : Stephan Eickershoff
In Duisburg lassen die Delphine viel Späße mit sich machen. Foto : Stephan Eickershoff

Es werden zusätzlich täglich Wasserproben genommen. So soll sichergestellt werden, dass das Wasser im Delphinarium zu 98 Prozent dem Meer ähnliches Wasser ist. Jeder der Delphine bekommt am Tag sieben bis zwölf Kilogramm Fisch. Diese Fische müssen „sauber“ sein und kommen daher aus besonders schadstoffarmen Gebieten wie der Nordsee. Die Fische werden täglich kontrolliert und haben eine so gute Qualität, dass sie sogar in fünf Sterne Hotels verwendet werden könnten.

Viel Lärm Unterwasser

In den Meeren gibt es eine große Lärmbelästigung für die Tiere, die zum Beispiel durch Windparks oder Militärversuche hervorgerufen wird. Im Delphinarium dagegen ist es sehr ruhig. Außerdem ist die ständige Anwesenheit von Menschen hier auch kein Problem, da sich die Tiere, wenn es ihnen zu viel wird, in andere Becken zurückziehen können, zu denen die Besucher keinen Zugang haben.

Die Tierschützer bemängeln außerdem, dass viele der Delphine aus Japan stammen. Dort werden große Delphingruppen in Buchten getrieben und geschlachtet. Die Tierschützer behaupten, dass verschiedene Zoologische Gärten die schönsten Tiere kaufen würden, bevor die Delphine getötet werden. Es ist jedoch angeblich nachgewiesen, dass in ganz Europa kein einziger Delphin aus Japan stammt. Der Duisburger Zoo berichtet in den Vorführungen auch über dieses Massentöten der Delphine und geht mit Hilfe von Unterschriftenlisten dagegen vor. Es wird außerdem behauptet, dass es nicht möglich sei, Delphinarien ohne immer neue Wildfänge zu betreiben oder mehrere Generationen von Delphinen zu züchten. In Europa stammt jedoch jeder zweite Delphin aus eigener Zucht. In Amerika sind es sogar Zweidrittel der Delphine.

Weniger Wildfänge in Zoos

Im Duisburger Zoo sind nur Ivo und Pepina Wildfänge und alle anderen Delphine sind im Zoo geboren. Außerdem werden in vielen Delphinarien Jungtiere in zweiter oder dritter Generation geboren. Die Delphinarien sind also nicht mehr auf Wildfänge angewiesen. Trotzdem setzen sich viele Tierschützer dafür ein, dass die Delphinarien geschlossen werden und die Delphine wieder in freie Wildbahn ausgewildert werden. Die Delphine, die jedoch schon in Delphinarien geboren wurden, kennen kein anderes Leben und würden sich in der Wildnis nicht zurechtfinden. Sie würden nicht in der Lage sein, Futter zu finden. Außerdem würden sie wahrscheinlich von anderen Delphingruppen getötet werden.

Dass so viele Menschen sich besonders um das Wohl der Delphine sorgen, liegt daran, dass Delphine einen höheren Stellenwert haben als andere Tiere. Sie lösen bei Menschen viele Emotionen aus und sind deswegen für viele so faszinierend. Mit ihrem Maul sehen sie aus, als würden sie ständig lächeln. Das Maul dieser Tiere hat sich aber eigentlich über Jahrhunderte so entwickelt, damit die Tiere möglichst viele Fische auf einmal fressen können. Es wird ihnen außerdem nachgesagt, dass sie besonders kluge und soziale Tiere sind. In Wirklichkeit sind sie jedoch nicht schlauer als Elefanten oder Menschenaffen.

Hartes Training für coole Tricks

Damit sie die Tricks beherrschen, die sie in den Vorführungen vorstellen, ist hartes Training nötig. Das Training im Duisburger Zoo beginnt aus diesem Grund für die Delphine direkt nach dem Frühstück. Dabei wird bei jedem Delphin immer nur in kleinen Schritten gearbeitet. Gelangt ein Delphin zu einem Punkt bei dem es für ihn nicht weiter geht, gehen die Tierpfleger einen Schritt zurück und üben etwas, was das Tier gut kann. Somit wird das Tier nicht frustriert und es hat ausschließlich positive Erinnerungen an das Training. Dieses Training wird im Zoo „positiv Training“ genannt. Das Training dient nicht ausschließlich für die Vorführung, sondern ist auch für die medizinische Versorgung der Tiere sehr wichtig.

Mit den verschiedenen Übungen beim Training wird Vertrauen zu den Pflegern aufgebaut. Wird ein Tier einmal krank, so kann der Tierarzt dann mittels Blutproben einfach feststellen, was genau dem Tier fehlt. Der Delphin muss dafür einfach nur seine Fluke aus dem Wasser halten und still halten. So hat das Tier bei der Untersuchung keinen Stress und nimmt keine negativen Erinnerungen daraus mit.

Zur richtigen Zeit zur Stelle

Auch die beiden Kleinen, Dolly und Donna, stecken zurzeit in den Trainingsvorbereitungen auf das medizinische Training. Wenn dann vormittags die erste Vorführung startet, können die Delphine immer noch machen, was sie möchten. Sie kennen ihren Einsatz genau und wissen also auch, wann sie zur Stelle sein müssen. Nachdem sie dann einen Trick gezeigt haben, können sie bis zu ihrem nächsten Einsatz wieder verschwinden. Bei den Delphinen gilt: je mehr Besucher, umso besser.

Die Tiere finden es toll, wenn das Delphinarium voll besetzt ist. Wenn die Zuschauer dann auch noch anfangen zu schreien und zu klatschen, steigern sie sich zur Höchstform. Ganz eindeutig: Sie scheinen zeigen zu wollen, was sie können und dass sie Spaß an den Vorführungen haben. Vor allem wenn sie am Ende der Vorführung die Zuschauer nass spritzen dürfen und die quieken und meckern. Obwohl fast alle Menschen die Delphine für niedlich und sozial halten, sind sie trotzdem noch Wildtiere, die auch gefährlich werden können. Auf jeden Fall ist es absolut empfehlenswert, das Delphinarium hier in Duisburg zu besuchen und sich sein eigenes Bild der Delphinhaltung zu machen.

Philisa Thelen und Laura Moysig, 8d, Gymnasium Rheinkamp Moers