Xanten. . Über 13.000 Menschen sind im Kosovo-Krieg gestorben. Jashar Berisha hat den Schrecken miterlebt. Nadira Bakir hat ihren Vater dazu befragt.

  • Jashar Berisha lebte mit seiner Familie drei Monate in einem Keller
  • Das Essen war in dieser Phase knapp. Die Familie flüchtete
  • Viele Betroffene verfolgen die Erinnerungen in ihren Alpträumen

Über ein Jahr tobte 1998 und 1999 im Kosovo ein grausamer Krieg. Alles begann damit, dass das serbische Militär gewaltsam gegen die Unabhängigkeitsbewegung in der Region vorging. Die Rebellen der UCK und die Serben lieferten sich erbitterte Kämpfe. Schließlich schaltete sich die Nato ein. Unter Führung der USA wurden Luftangriffe geflogen, um die serbische Armee zum Rückzug zu zwingen. Über 13.000 Menschen verloren bei dem Konflikt ihr Leben. 850.000 Menschen flohen aus der Region. Darunter auch Jashar Berisha, der die Folgen des Krieges damals hautnah zu spüren bekam und heute mit seiner Familie in Xanten lebt. Seine Tochter Nadira Bakir hat mit ihm über die schrecklichen Erlebnissen gesprochen.

Nadira Bakir: Viele Häuser wurden in dem Krieg zerstört. Wo habt ihr damals gelebt?

Jashar Berisha: In dem Viertel, in dem ich gelebt habe, war der Krieg drei Monate lang. Diese drei Monate haben ich, mein Bruder und meine Eltern in einem Keller gelebt. Als der Krieg zu Ende war, flüchteten wir nach Mazedonien und verbrachten dort fünf Jahre in Zelten.

Wovon habt ihr euch in dieser Zeit ernährt?

Als wir uns im Keller verschanzt haben, haben wir von unseren Vorräten gezehrt. Jedoch war das Essen immer sehr knapp. Außerdem haben Nachbarn aus der Umgebung uns unterstützt. In Mazedonien lief die Versorgung über UNICEF.

Welche Auswirkungen hatten die Erlebnisse auf das Leben der Betroffenen?

Ich habe sechs Jahre meines Lebens draußen gelebt. Die Kälte steckt mir noch immer in den Knochen. Viele Bekannte haben mir berichtet, dass sie das, was sie im Krieg gesehen haben, in ihren Alpträumen verfolgt. Einige bekommen noch immer panische Angst, wenn sie am Himmel Düsenjets sehen oder nur hören. Sie gehen dann ins Haus, um davon nichts mehr mitzubekommen. Andere haben durch den Stress, den sie mit dem Krieg verbinden, früh ihre Haare verloren.

Seit 2012 ist der Kosovo als selbstständiger Staat anerkannt.

MC-Reporterin Nadira Bakir, Klasse 8a, Marienschule, Xanten