Witten. Nach ZF kriselt nun das nächste Wittener Großunternehmen. Der Autoglashersteller Pilkington will umstrukturieren. Das würde Arbeitsplätze kosten.
Mit einem mulmigen Gefühl dürften viele der 600 Pilkington-Beschäftigte ins Wochenende gehen. Der Wittener Glashersteller hat eine turbulente Woche hinter sich – mit einer Mitarbeiterversammlung am Donnerstag (14.11.) und einer Aufsichtsratssitzung am Freitag (15.11.). Dabei wurden Umstrukturierungspläne für das Schichtsystem angekündigt. „Diese würden auch den Abbau von Arbeitsplätzen zur Folge haben“, teilte die Geschäftsführung intern mit.
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Wie viele Stellen ab 2026 ungefähr bedroht sind, lässt „Pilkington Automotive“ bisher allerdings offen. Auch der Betriebsrat wollte auf Anfrage noch nicht über Zahlen sprechen. „Diese sind noch nicht definiert“, sagt das freigestellte Betriebsratsmitglied Wolfgang Ritter (61). Anders als im Werk in Gladbeck, wo ab Januar 2025 die Flachglaslinie 1 stillgelegt werden soll und damit laut Unternehmen der Verlust von „deutlich mehr als 100 Arbeitsplätzen“ verbunden wäre, scheint der Kurs in Witten tatsächlich noch nicht ganz klar zu sein. Das schreibt Deutschland-Geschäftsführer Wolfgang Endemann auch in der firmeninternen Mitteilung im Bezug auf Witten.
„Obwohl noch unklar ist, wie sich der Umstrukturierungsplan im Detail auf den Standort und die Beschäftigten auswirkt, hat sich die Geschäftsführung und Werksleitung bewusst für diesen Termin entschieden, um frühzeitig über die Situation in Kenntnis zu setzen“, so Endemann. Gemeint ist die Mitarbeiterversammlung am letzten Donnerstag. Man sei im „transparenten Austausch“ mit den Arbeitnehmervertretern und werde über „Neuigkeiten informieren, sobald diese verfügbar sind“.
Wittener Werk nicht direkt von VW-Krise betroffen
Mit den geplanten Umstrukturierungen reagiert Pilkington nach eigenen Angaben „auf die anhaltend schwache Nachfrage auf dem deutschen und internationalen Automobilmarkt“. Der Wittener Glashersteller produziert Front- und Heckscheiben, insbesondere für Marken wie Audi, BMW und Daimler. Von der Krise bei VW sei man nicht direkt betroffen, heißt es aus Belegschaftskreisen. Es wird aber bestätigt, dass die schwache Nachfrage „klar erkennbar“ sei. Je nach Abteilung gebe es „seit geraumer Zeit“ Kurzarbeit.
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Anders als in Gladbeck soll in Witten allerdings keine Stilllegung von Fertigungslinien drohen. Davon gibt es zwei, die sogenannte Verbundsicherheitsglaslinie (VSG) und die Einscheibenglaslinie (ESG). Gladbeck soll ab Januar 2025 eine von zwei Flachglaslinien aufgeben. Das war bereits im Oktober angekündigt worden. Damals hieß es firmenintern: „Diese schmerzhaften Veränderungen sind unvermeidbar, um unsere Wettbewerbsfähigkeit wiederzuerlangen und so langfristig erfolgreich sein zu können.“
Die Veränderungspläne für Witten seien noch nicht ausgereift, heißt es aus Betriebsratskreisen. Deshalb wolle man jetzt auch nicht darüber spekulieren, wie viele Arbeitsplätze betroffen sein könnten. Momentan seien noch knapp über 600 Menschen in Witten beschäftigt.