Witten. Mit betrügerischen Methoden lässt sich eine Wittenerin am Telefon täglich kostenlos die Zukunft voraussagen. Auch vor Gericht hat sie Glück.

Eine Pflegehelferin (36) aus Witten kann nach einem Berufungsurteil aufatmen: Die 16. Strafkammer am Bochumer Landgericht gab der Betrügerin, die Telefon-Wahrsager um Tausende Euro Honorar geprellt hat, doch noch die von ihr erhoffte letzte Chance. Statt zwei Jahre und vier Monate Gefängnis lautet das abgemilderte Urteil in zweiter Instanz jetzt: zwei Jahre Haft auf Bewährung.

Als Auflage ordnete die Berufungskammer an, dass die Witwe einmal wöchentlich eine Psycho-/Verhaltenstherapie durchlaufen und zu Ende führen muss. Außerdem muss die bereits vielfach vorbestrafte und bereits anderweitig unter laufender Bewährung stehende Wittenerin verpflichtend eine professionelle Schuldnerberatung aufsuchen. Kommt die 36-Jährige den Bewährungsauflagen nicht nach, muss die Haftstrafe zwingend verbüßt werden.

Für Wittenerin war der „Tag mit den Anrufen gerettet“

Die deprimierte Angeklagte hatte vor Gericht eingeräumt, im zweiten Winter der Corona-Pandemie (2021) nahezu täglich und über Stunden hinweg bei kostenpflichtigen Telefon-Wahrsagern angerufen und sich die Zukunft voraussagen lassen zu haben. Wenn ein Hellseher ihr nach dem Auslegen von Karten Glück vorhergesagt habe, habe sie das aufgebaut. „Mit den Anrufen war für mich der Tag gerettet“, hatte die Wittenerin erklärt.

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Die Bezahlung bei den von der 36-Jährigen ausgewählten Anbieter für esoterische Lebenshilfe lief anders als häufig üblich nicht über die Telefonrechnung. Nach einer kostenlosen Erstgesprächsstunde via 0800-Nummer, so erklärte es die Wittenerin, erfolgte während des Telefonats eine Ansage und danach eine Umstellung auf eine Kostenpflicht durch Bankabbuchung. Insoweit waren bereits vorher Bankdaten abgefragt worden.

Der Schaden beträgt mehr als 11.000 Euro 

Dadurch, dass die Pflegehelferin aus Witten aber stets nicht nur falsche Namen, sondern zudem auch durchweg fremde Bankdaten angegeben hatte, guckten die Telefon-Wahrsager in ihrem Fall in die Röhre. Zwar kam es in vielen Fällen zunächst zu Ab-, dann aber auch zu Rückbuchungen, weil verdutzte Kontoinhaber widersprochen hatten. Laut Staatsanwaltschaft sitzen die spirituellen Wahrsager bis heute aber auf einem Schaden von insgesamt mehr als 11.000 Euro.

In erster Instanz war im August gegen die vorbestrafte Betrügerin eine Gefängnisstrafe verhängt worden. Unter Zurückstellung massiver Bedenken ließen sich Staatsanwaltschaft und Gericht nun erweichen, der Wittenerin doch noch eine Bewährungschance zu gewähren.

Angeklagte hatte Dienstwagen versteckt

Die Betrügerin hatte den Bochumer Richtern in einem ersten Berufungstermin eine Art „Deal“ angeboten, dass eine Bewährung für sie denkbar ist, wenn sie kurzfristig für sich einen Platz für eine Psychotherapie findet. Und die 36-Jährige war tatsächlich dabei erfolgreich.

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In dem nun rechtskräftigen Betrugsurteil ist auch enthalten, dass die Pflegehelferin kurz vor ihrem Job-Aus beim Deutschen Roten Kreuz in Witten einen Dienstwagen versteckt hatte, um sich an ihren Kollegen für vermeintliches Mobbing zu rächen.

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