Witten. Ein Mitarbeiter des Help-Kiosks in Witten ist von einem Flüchtling bedroht worden. Die Vorsitzende erklärt nun, wie es weitergehen soll.
Der Help-Kiosk am Rathausplatz will Geflüchteten die Ankunft in Witten erleichtern. Der kleine gläserne Rundbau an der Hauptstraße dient den Asylsuchenden als Anlaufpunkt für alle möglichen Dinge. Insbesondere bei behördlichen Dingen unterstützen die Ehrenamtlichen vor Ort. Doch zuletzt gab es dafür nicht nur Dankbarkeit. Ein Mitarbeiter ist in der vergangenen Woche von einem Geflüchteten massiv bedroht worden. Sogar von Morddrohungen war die Rede. Nun äußert sich die Vorsitzende Lilo Dannert zu dem Vorfall. Die Ehrenamtlichen wollen sich nicht unterkriegen lassen.
Zur Erinnerung: Der Mitarbeiter Tobias Lücke ging am Montag, 28. Oktober, wie gewohnt seiner Arbeit nach. Dabei wurden er und weitere Beschäftigte von einem laut eigener Aussage „abgelehnten Asylbewerber“ bedroht. Die Polizei musste einschreiten und die Ehrenamtlichen unter Polizeischutz zum Auto führen.
Flüchtling hat sich für Ausraster entschuldigt
Lilo Dannert hat den Help-Kiosk federführend mit hochgezogen und Geflüchteten seitdem bei vielen Dingen geholfen. Für sie kam der Vorfall nicht überraschend. „Ich kenne den Mann schon sehr lange. Wir haben ihn aus vielen Miseren herausgezogen. Er hat überall Probleme und bräuchte eigentlich eine psychische Behandlung.“ Das sei jedoch nicht so einfach. „In den arabischen Ländern wird so etwas nicht als Krankheit gesehen. Selbst wenn es eine Möglichkeit gebe, würde er sie wahrscheinlich nicht annehmen.“
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Dannert will den Vorfall aber nicht zu hoch hängen. „Er verliert schnell die Kontrolle. Ich halte ihn aber nicht für gefährlich.“ Natürlich sei es für die Beschäftigten zunächst ein Schock gewesen. „Zumindest bei den weiblichen Beschäftigten hat er sich mittlerweile aber entschuldigt“, sagt Dannert. Sie will nun noch einmal das Gespräch mit dem Geflüchteten suchen – auch der betroffene Mitarbeiter Tobias Lücke soll daran teilnehmen. Sie will den arabischstämmigen Mann nicht fallen lassen. „Wenn wir ihm nicht weiterhelfen, wird er es hier nicht hinbekommen.“
Help-Kiosk in Witten: Vorsitzende sieht kein generelles Problem
Ein generelles Problem sieht die langjährige Grünen-Politikerin jedoch nicht. „Es hat in den ganzen Jahren nur vereinzelte Vorfälle geben.“ So seien zweimal die Scheiben zerstört worden. „Das hatte aber nichts mit Hass oder uns zu tun. Die Scheiben sind sehr dünn und es hat vor dem Kiosk Rangeleien gegeben. Das waren keine gezielten Angriffe.“ Zudem habe eine deutsche Frau die Help-Kiosk-Mitarbeiter mal beschimpft.
Die 73-Jährige will lieber die positiven Seiten sehen. „Es gibt so viele tolle Beispiele, was aus den Menschen geworden ist.“ So gebe es viele junge Männer, die 2015 nach Witten gekommen sind. „Wir haben sie von Anfang an begleitet.“ Mittlerweile hätten viele studiert, einen guten Job und zudem eine Familie gegründet. Ihr fällt zudem das Beispiel eines Syrers ein. Der Mann hatte im Kult-Musikmarkt „Earnys“ eine Ausbildung gemacht und ist dort nun fest angestellt. Vermittelt wurde das durch den Help-Kiosk. „Das ist positiv für die Gesellschaft und zeigt, was wir durch unsere Arbeit erreichen.“ Viele hätten zudem mittlerweile auch die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.
Mitarbeiter haben Nummer der Polizei griffbereit
Der Help-Kiosk will Asylsuchende insbesondere am Anfang unterstützen. „Wir helfen, wo wir können. Ob es Anträge für das Bürgergeld sind oder Anziehsachen. Wir versuchen, den Geflüchteten die Ankunft in Witten so leicht wie möglich zu machen“, sagt Dannert. Und das soll so auch weitergehen.
„Es sind alles Einzelfälle. Wir geben deshalb sicher nicht auf.“ Auch die betroffenen Mitarbeiter würden sich nicht unsicher fühlen. „Die Nummer der Polizei liegt bei uns sowieso immer griffbereit“, sagt die Vorsitzende des Trägervereins. Aber natürlich hofft auch sie, dass diese so schnell nicht mehr gewählt werden muss.
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