Witten. Ajit Grewal hat Haus Hohenstein vor 15 Jahren aus dem Dornröschenschlaf erweckt und sich damit erfolgreich am Markt behauptet. So gelang ihm das.

  • Die Pläne vom „Gesundheitspark“ auf dem Hohenstein in Witten wurden nie verwirklicht
  • Hochzeiten, Tagungen und das Hotel sind das Hauptgeschäft
  • Eigene Gastronomie rechnet sich nicht

Sein Arbeitsplatz ist traumhaft gelegen, mitten im Wald. Draußen funkelt das Herbstlaub in den schönsten Farben, drinnen lodert das - wenngleich elektrische - Kaminfeuer. Da vergisst man schnell, dass es alles andere als ein Traum ist, eine derart schwierige Immobilie wie Haus Hohenstein erfolgreich zu betreiben - und das seit 15 Jahren. Ajit Grewal hat es geschafft - „und anfangs viel Lehrgeld bezahlt“, wie er gesteht.

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Eigentlich schwebte dem in Dortmund geborenen Arztsohn aus Witten ein Gesundheitspark vor, als er der Stadt Witten das leerstehende einstige „Parkhaus Hohenstein“ 2008 abkaufte. Die Gastronomie sollte später dazukommen. Doch mit Yoga, Rückenschule, Ernährungs- und Bewegungskursen wurde es nichts, zumal die erforderlichen Nutzungsänderungen laut Grewal auf sich warten ließen. Das Haus, Baujahr 1914, ist denkmalgeschützt.

Ansichetn - Hotel und Restaurant Haus Hohenstein in Witten
Den Biergarten vermissen die Spaziergänger auf dem Hohenstein schmerzlich. Aber er rechnete sich einfach nicht. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Grewal ließ sich stattdessen lange auf Café, Biergarten und Restaurant ein, zusätzlich zu dem bis heute vorhandenen Hotelbetrieb. Ein Kraftakt, nicht nur wegen des großen Aufwands, sondern auch weil die Gästezahlen äußerst schwankend waren. Lachte am Wochenende die Sonne, war der Laden vielleicht voll, aber bei trübem Wetter lohnte es kaum. Trotzdem musste der Komplex voll beheizt und unterhalten werden.

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Es dauerte fast zwölf Jahre, bis zur Corona-Pandemie, ehe sich Grewal endgültig von der Gastronomie im bisherigen Umfang verabschiedete. Zuletzt hatte er noch den schönen Biergarten geöffnet, aber auch damit war dann Schluss. „Das kostet Geld, das kostet Personal und du verdienst nichts damit“, sagt der Mann mit indischen Wurzeln rückblickend. Womit wir wieder beim Thema „Lehrgeld“ wären.

Ansichten - Hotel und Restaurant Haus Hohenstein in Witten
Idyllisch gelegen: Der Hohenstein gehört mit dem einstigen „Parkhaus“ zu den schönsten Flecken der Stadt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Schon lange hat der dreifache Familienvater inzwischen das Hochzeits- und Tagungsgeschäft für sich entdeckt. Es garantiert relativ verlässliche Einnahmen, ebenso wie die Kita der „kleinen Racker“, die von Anfang an als Mieter im Erdgeschoss einzog. „Die Zeiten haben sich geändert und wir sind eine Event-Location geworden“, sagt der 54-Jährige. Heiraten zwischen Platanen und Rosenbüschen, das macht sich auch auf Fotos gut.

Die Hochzeiten für 2025 sind schon wieder gut gebucht, „es stehen sogar schon einige für 2026 im Kalender“, sagt der leidenschaftliche BVB-Fan. Praktisch, dass man sich vorm Feiern gleich standesamtlich im ersten Stock trauen kann. Und nach der großen Sause nicht mehr heimfahren muss.

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Englische Ledercouch und 60er-Jahre-Flair: das Foyer von Haus Hohenstein. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Um die 7000 Übernachtungsgäste checken jährlich in den knapp 30 Zimmern ein, darunter auch einige Fahrradfahrer vom Ruhrtalradweg. Rund 40 Hochzeiten und etwa ebenso viele Tagungen stehen pro Jahr in den Büchern. Die 60 Betten seien etwa zu zwei Dritteln ausgelastet, sagt Grewal. Eigentlich hätte er das vom Haupthaus abgetrennte Gästehaus gerne um zwölf Zimmer erweitert, was ihm aber nicht genehmigt worden sei.

Denn jede Veränderung an und um Haus Hohenstein gilt schnell als Eingriff in Natur und Denkmalschutz. Tatsächlich wirkt schon die kleinste Abweichung vom historisch Gewachsenen schnell als störend, wobei der große Umbau bereits in den Neunzigern erfolgte. Damals entstand mit viel Fördergeld die „Europa-Akademie“. Als damit 2004 nach zehn Jahren Schluss war, stand Wittens einstige gute Stube jahrelang leer - bis der einstige Medizinstudent Grewal mit seiner Idee von Gesundheitsförderung mitten im Grünen um die Ecke kam. Bis dahin hatte er mit dem Hohenstein nicht viel am Hut gehabt.

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Das weiße Festzelt ermöglicht es Ajit Grewal, zwei Hochzeiten zeitgleich in Haus Hohenstein unterzubringen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Was sich in all den Jahren seitdem nicht geändert hat: Die Unterhaltungskosten für den alten Kasten sind enorm. „30- bis 40.000 Euro während der Energiekrise im Ukraine-Krieg waren der Klopper“, erinnert sich der Mittfünfziger mit Schaudern. „Und jetzt schaue ich gespannt, was nächstes Jahr mit der Grundsteuer wird.“ Um das Haupthaus nicht komplett heizen zu müssen, würde er Frühstücksraum und Rezeption am liebsten auslagern und ins Gästehaus verfrachten.

Ob es noch mal anderthalb Jahrzehnte für ihn auf dem Hohenstein werden? Der Hotelier hat da noch keinen genauen Fahrplan. Vielleicht ließe sich eines Tages ja sogar doch noch der Traum vom Gesundheitspark verwirklichen. Ajit Grewal: „Die Pläne liegen noch in der Schublade.“

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Ein Blick in den Frühstücksraum: Den würde der Besitzer von Haus Hohenstein gern ins Gästehaus verlegen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald