Witten. Die Stadtwerke Witten stellen nach einer Abmahnung ihre Preisberechnung bei der Fernwärme um. Wie viel teurer es für Kundinnen und Kunden wird.
Im Sommer sind die Stadtwerke Witten von der Verbraucherzentrale NRW abgemahnt worden - als einer von drei kommunalen Energieversorgern in NRW. Der Vorwurf: Intransparenz bei der Preisgestaltung für Fernwärme. Das städtische Tochterunternehmen hat nun reagiert. Was sich für Kundinnen und Kunden ändert.
Aber der Reihe nach: Den Rüffel seitens der Verbraucherschützer haben die Stadtwerke erhalten, weil sie auf ihrer Internetseite das Zustandekommen der Preise nicht transparent genug dargestellt hatten. Wozu sie nach Angaben der Verbraucherschützer aber gesetzlich verpflichtet sind. Dafür haben die Stadtwerke nun eine mathematische Formel aufgestellt.
Auch Umsatzsteuer und Co2-Preis spielen eine Rolle
Diese sogenannte Index-basierte Fernwärmepreisformel arbeitet mit verschiedenen Faktoren, deren Zusammenspiel am Ende den Preis bestimmen. Dazu gehören neben Grund- und Verbrauchspreis auch die Gasspeicherumlage, die Umsatzsteuer und der CO2-Preis. „Die letzten drei können wir nicht beeinflussen“, sagt Stadtwerke-Prokurist Markus Borgiel.
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Die ersten zwei aber schon. In den Grundpreis für die Versorgung mit Fernwärme fließen nun künftig auch die Lohn- und Investitionskosten mit ein. Aber nicht die tatsächlichen Kosten am Standort Witten, sondern jeweils vom Statistischen Bundesamt ermittelte Indizes. Das sind statistische Messzahlen, mit denen durchschnittliche Veränderungen wirtschaftlicher Größen wie z. B. Preis- oder Produktionsentwicklungen gegenüber einem früheren Zeitpunkt beschrieben werden.
Wärmepreis basiert wesentlich auf unabhängigen Daten
„Wir denken, dass die Preisgestaltung mit der neuen Formel nachvollziehbarer für die Kunden wird“, so Borgiel. Denn die Berechnung des Wärmepreises basiert künftig im Wesentlichen auf solchen unabhängigen Daten des Bundesamts für Statistik. So spielt beim neuen Arbeitspreis für Fernwärme etwa der Bezugspreis von Bio-Methan eine Rolle, mit der das grüne Blockkraftheizwerk in Bommern betrieben wird. Ebenso der Wärmepreisindex für biogene Gase.
Weil sich der kommunale Versorger nun für die Berechnung seiner Fernwärmepreise auf solche Indizes stützen muss, um Transparenz zu schaffen, steigt der Fernwärmepreis für dessen Kundinnen und Kunden. „Denn ein Index bildet immer die Vergangenheit ab“, so Borgiel. Und in der kannten die Preise krisenbedingt ja hauptsächlich eine Richtung - nach oben. Das spiegelt sich in den Kennzahlen wider, die für die Preisberechnung herangezogen werden.
Kosten steigen um bis zu 17 Prozent
Mit dem Ergebnis, dass die über die neue Formel berechneten Preise für die Verbraucher ebenfalls deutlich nach oben gehen. So würden etwa die Kosten für ein durchschnittliches Einfamilienhaus von 2687 auf 3142 Euro im Jahr steigen. Das ist ein Plus von fast 17 Prozent. Ähnlich sieht es auch in Mehrfamilienhäusern aus. Hier würden die Kosten um knapp 200 Euro auf 1421 Euro im Jahr steigen. Ein Plus von über 16 Prozent.
Die neue Formel greift ab 1. Januar 2025. Um die enormen Preissteigerungen abzufedern, gewähren die Stadtwerke ihren Kunden im ersten Jahr einen Rabatt von zehn Prozent. Im zweiten Jahr, also 2026, gibt es noch einen Rabatt von fünf Prozent. Dafür müssen die Kunden einen neuen Vertrag mit dem Versorger abschließen.
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Bis 2027, so die Hoffnung der Stadtwerke, werden dann auch die ausschlaggebenden Indizes gefallen sein - und damit auch Grund- und Verbrauchspreise. Was Kunden für die Fernwärme zahlen müssen, wird künftig zweimal im Jahr angepasst. In Witten beziehen aktuell rund 800 Haushalte Wärme aus dem Blockheizkraftwerk (BHKW) in Bommern. Es versorgt die umliegenden Straßen. Auch im Neubau des Hallenbads Annen soll ein kleines BHKW entstehen und mindestens auch das entstehende Bildungsquartier Annen mitversorgen.
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