Witten. Lange war das Wittener Traditionshaus geschlossen. Nun führt Christian Brands (34) das Lokal. Mit der Gastro-szene hatte er bisher wenig zu tun.

Niemals hätte sich Christian Brands träumen lassen, dass er mal ein eigenes Restaurant führt. Der 34-Jährige ist eigentlich Zweiradmechaniker und hat auch lange als solcher gearbeitet. Doch nun betreibt der junge Mann die einstige Traditions-gastronomie „Am Stöter“ im idyllischen Bommerholz - und beschert damit Witten ein Ausflugslokal mehr.

Vor wenigen Tagen hat Brands die Eröffnung mit einem Sektempfang und immerhin 80 Gästen gefeiert. Das lässt ihn zuversichtlich auf die neue Aufgabe blicken. Doch ganz so neu ist er ja eigentlich nicht da oben, wo bereits die ehemalige Leiterin der Pestalozzischule Michaela Lohrmann vor vier Jahren mit der „Ruhrpott-Pension“ einen Neuanfang wagte. Inzwischen ist sie nur noch Verpächterin des gesamten Ensembles. „Ich werde nächstes Jahr 70 und möchte mich ein bisschen zurückziehen.“

Neuer Betreiber traut sich: Restaurant
Gebäude mit Tradition: Die Ruhrpott-Pension „Am Stöter“ bekommt nun Gesellschaft vom gleichnamigen Restaurant, das auf eine lange Tradition zurückblickt - mit Unterbrechungen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Bis 2021 hat Christian Brands in seinem alten Job gearbeitet. Als sich sein Onkel Ralph Brands, der jetzt das Hotel „Am Stöter“ allein betreibt, einer Knie-OP unterziehen musste, sprang der Neffe acht Wochen lang ein. „Es hat Spaß gemacht“, sagt er. Anfang des Jahres übernahm Christian Brands dann die angeschlossene Gastronomie und bewirtschaftete in diesem Sommer den Biergarten.

Die ganze Zeit habe er sich Gedanken gemacht, was er den Gästen im Winter anbieten könne, wenn es zu kalt ist, um draußen zu sitzen. Veranstaltungen wie Hochzeits- und Geburtstagsfeiern hatte er da schon an den Wochenenden in dem großen Raum des ehemaligen Restaurants gemanagt. „Doch fünf Tage lang blieb der ungenutzt.“

Bis Brands, der gleich gegenüber wohnt, den mutigen Entschluss fasste, „dort einfach wieder ein Restaurant zu etablieren“. Denn: „In der Umgebung gibt‘s ja nicht viel Vergleichbares.“ Die nächsten Lokale seien die „Kastanie Am Hax“ in Wetter und die „Hünninghauser Bauernstube“ in Sprockhövel.

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Kochen könne er auch ganz gut. Für ihn sei es immer entspannend gewesen, sich nach der Arbeit in der Werkstatt zwei Stunden in die Küche zu stellen und für sich ein Mahl zu zaubern. Trotzdem hat Christian Brands nun einen Koch eingestellt sowie eine Servicekraft. Er selbst will da anpacken, wo‘s gerade brennt - egal ob hinter der neuen Theke oder am Spülbecken. Nicht verhehlen will der neue Wirt, dass sein Vater ihm tatkräftig zur Seite steht. „Ohne seine Hilfe würde ich das nicht schaffen.“

Ein Testessen mit Stammgästen aus dem Biergarten sei bereits erfolgreich verlaufen. Und so blickt sich Christian Brands nun stolz und voller Hoffnung, dass es so weitergeht, in dem großen Restaurantraum mit dem schönen Blick ins Grüne um. 60 Plätze gibt es hier. Dominant wie eh und je: der große Kamin mittendrin.

Michaela Lohrmann Witten
Michaela Lohrmann, ehemalige Leiterin der Pestalozzischule, verpachtet den gesamten Gebäudekomplex an der Bommerholzer Straße 107. © WAZ | Annette Kreikenbohm

Den will der junge Gastronom wieder aktivieren, allerdings nicht mit Holz, sondern mit einem Ethanoleinsatz - fürs gemütliche Flackern. Die Deko-Elemente rund um den Bergbau stammen von Michaela Lohrmann. Auch mit ihr bespricht sich Brands regelmäßig. „Es war ja immer mein Wunsch, den Betrieb wiederzubeleben“, sagt die 69-Jährige.

Von Pasta bis Schnitzel

Die Speisekarte ist zunächst bewusst klein gehalten. „Wir kochen frisch und mit bestmöglicher Qualität“, so Brands. Es gibt zwei Vorspeisen: karamellisierte Feigen und Broccolicremesuppe. Außerdem vier Sorten Schnitzel, Salate und Pasta. Die Nudelsorten - Spaghetti, Penne, Tortelloni - kann sich jeder nach Wunsch mit einer der vier Soßen zusammenstellen. Als Dessert locken Lava-Kuchen und Mango-Creme.

Ungewöhnlich: die Öffnungszeiten. Dienstags bis donnerstags von 17 bis 21 Uhr. „Länger geht nicht, weil sich sonst die Hotelgäste gestört fühlen könnten“, erklärt Christian Brands. Außerdem fährt sonntags kein Bus, samstags der letzte um 17 und in der Woche um 20 Uhr. Das Wochenende bleibe außerdem den großen Feiern vorbehalten. Da sei man, freut sich der neue Ströter-Chef, ganz gut ausgebucht.

Georgischer Abend und Silvester-Party

Das Restaurant „Am Stöter“ an der Bommerholzer Straße 107 gibt es seit 1575. Zunächst war es Pferdestation, später Poststation und Bundespost. Allmählich entwickelte es sich zu einer kleinen Gastwirtschaft, die auch gern von den „Kumpels“ der nahen Zeche genutzt wurde. Bis 2012 wurde das Restaurant viele Jahre von Familie Drenhaus geführt. 2013 übernahm Gastronom Jürgen Müller das Zepter, aber nur für rund ein Jahr. Seit Oktober 2014 stand das Lokal leer. Vor vier Jahren haben Michaela Lohrmann und Ralph Brands das Hotel-Restaurant übernommen und die „Ruhrpott-Pension“ eröffnet.

Der neue Betreiber Christian Brands plant dort auch Events: am 6. Dezember ab 17 Uhr einen Abend mit Glühwein, Bratwurst und Besuch vom Nikolaus, am 7. Dezember einen georgischen Abend mit dem Gesangsduo Nino und Rezo sowie passenden Speisen. Silvester steigt eine Party mit DJ und klassischem Büfett von Currywurst bis Kartoffelsalat. Infos: biergarten-amstoeter.de oder unter 0176 81231284.

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