Witten. Die Zahirs aus Afghanistan betreiben seit 24 Jahren den Kiosk Crengeldanz. Nun laden sie zum „Feiern anne Bude“. Dabei darf eins nicht fehlen.
Der Kiosk Crengeldanz hat sich schon in Schale geworfen: Pinkfarbene Ballons und bunte Wimpelketten hängen im Verkaufsraum. Denn die Bude ist eine von 40 im ganzen Ruhrgebiet und die einzige in Witten, die am Samstag (17.8.) beim „Tag der Trinkhallen“ mitmacht - buntes Programm und gemischte Tüte inklusive.
Der Kiosk-Klassiker ist nach wie vor der Hit bei Ahmed (64) und Floran Zahir (52), die das Lädchen seit 24 Jahren betreiben. „Die Kinder sind immer noch ganz wild darauf“, sagt Floran Zahir. In die Tüte hinein kommt jede Menge süßes Zeug, das wie eh und je in den durchsichtigen Kästen auf Naschkatzen wartet - von Cola-Krachern für fünf Cent das Stück über Fruchtgummi-Schlümpfe und Speckmäuse bis zur Lakritzbrezel. Auch Esspapier, Capri-Sonne und das gute alte Wassereis, das es hier noch für 20 Cent gibt, sind die Lieblinge der jüngsten Kunden.
„Wir haben alles, außer Medikamente“
Von denen besuchen viele regelmäßig den Kiosk. Kein Wunder, denn die Crengeldanzschule liegt direkt nebenan. „Wir haben zu 90 Prozent Stammkundschaft“, sagt Ahmed Zahir. Ob alt, ob jung - sie kommen alle. Schließlich stehen die unterschiedlichsten Waren in den Regalen, hat die Bude täglich von 5 bis 21.30 Uhr geöffnet. „Wir haben alles, außer Medikamente“, lächelt Floran Zahir. Danach sei sie tatsächlich schon mal gefragt worden.
Die fünffachen Eltern haben an der Crengeldanzstraße ganz klein angefangen. Damals umfasste der heute rund 130 m² große Raum etwa ein Viertel der Fläche. „Es gab nur einen Fensterverkauf“, erzählt Ahmed Zahir. Alles war ziemlich düster. Die hellen Bodenfliesen hat die Familie selbst verlegt. All ihr Herzblut steckt in der Bude. „Sie ist mein Baby“, sagt Floran. „Sie ist unser ältestes Kind“, formuliert es ihr Mann.
Ein Zufall hat das inzwischen in Bochum lebende Paar zu Trinkhallenbesitzern gemacht. „Wir sind irgendwann durch Witten gekommen, brauchten irgendeine Kleinigkeit und haben hier angehalten“, erinnert sich Floran. Dabei haben sie erfahren, dass der Kiosk zum Verkauf steht - und nicht lange gezögert. Anfang 1999 war das. Doch schon bald mussten sie krankheitsbedingt ein Jahr lang pausieren. Die Liebe zum Laden blieb. „Ohne geht‘s nicht“, sagt Floran, die nicht nur Hausfrau und Mutter sein wollte. Bald machten sie weiter.
„Mein Chef hat nie verstanden, dass ich gekündigt habe“, sagt der gelernte Elektriker. Seine Frau ist eigentlich Lehrerin, doch ihre Abschlüsse wurden in Deutschland nicht anerkannt. Ahmed und Floran Zahir sind in Afghanistan geboren und haben sich nach ihrer Flucht in Pakistan bei Verwandten kennengelernt.
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Beide lieben es, in ihrer Bude zu stehen und mit all den verschiedenen Menschen zu plaudern. Gerade kommt Konrad herein, auch er ein Stammkunde. Der 23-Jährige arbeitet um die Ecke, nimmt heute nur zwei Trinkpäckchen mit. „Man kennt sich“, sagt er und freut sich, hier immer so nett begrüßt zu werden.
Floran Zahir, der Lehrerin, sind vor allem die Kinder der Crengeldanzschule ans Herz gewachsen. Ja, sie hat auch schon mal eins beim Klauen erwischt. „Erst war ich sauer. Aber dann habe ich mich gefragt, warum der Junge das gemacht hat. Vielleicht hat die Familie ja wenig Geld.“ Es endete damit, dass sie ihm eine Süßigkeit geschenkt hat - und ein Lächeln.
Belegte Brötchen und afghanischer Reis
Aus dem kleinen Kiosk ist inzwischen längst eine Art Tante-Emma-Lädchen mit GLS-Paketshop und Café geworden. Hinten stehen ein großer Tisch und ein Kaffeeautomat. Es gibt sogar eine Terrasse, die sie sich mit dem Dönerladen nebenan teilen. Brot und Brötchen sind im Angebot, ein paar Konserven, Tabakwaren, Zeitschriften, Grillkohle, Chips, Eis, Tee, Limo, Bier und Alkoholisches. Für Notfälle stehen auch ein paar Rollen Toilettenpapier im Regal. Und Fünf-Kilo-Säcke mit afghanischem Reis. „Den verkaufe ich sehr gut“, sagt Floran Zahir.
Reich werden sie nicht mit ihrer Bude. Trotzdem würde Floran die Preise am liebsten nicht erhöhen. Doch weil ja alles teurer wird, geht wohl kein Weg daran vorbei. Müssen sie den Kiosk irgendwann mal aufgeben, weil Ahmed Zahir nicht mehr der Jüngste ist, dann will sich seine Frau einen anderen Traum erfüllen. Sie möchte mit Kindern arbeiten. Am liebsten in ihrem alten Beruf als Lehrerin.
Feiern anne Bude
Der Kiosk Crengeldanz, Crengeldanzstraße 58, lädt an diesem Samstag (17.8.) , dem „Tag der Trinkhallen“, von 15 bis 22 Uhr zum „Feiern anne Bude“. Zu sehen gibt‘s - wie passend - ein gemischtes Programm. Dazu servieren die Zahirs Grillwürstchen, Muffins und Kuchen.
Die „Clown Brothers“ begeistern Groß und Klein mit Comedy. „Die Physikanten“ kombinieren Wissenschaft mit Comedy und beeindruckenden Effekten. Und der „Geierabend“ schickt Typen an die Bude, die man da schon immer vermutet hat. Für die Kinder steht eine Hüpfburg bereit.
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