Witten. Ann Kathrin Frede ist seit Juli neue Sozialdezernentin in Witten. Was sie an ihrem neuen Job liebt und wie die Schweppe-Nachfolgerin tickt.
Traumjob, steht auf einer blauen Postkarte, die im Türrahmen zum Büro von Wittens neuer Sozialdezernentin hängt. Wobei sie für viel mehr als „nur“ Soziales verantwortlich zeichnet. Denn Ann Kathrin Frede (46) ist seit 1. Juli Dezernentin für Soziales, Schule, Jugend, Recht, Sicherheit und Ordnung und damit zuständig für rund 700 Mitarbeitende. Sie hat die Nachfolge von Frank Schweppe (SPD) angetreten, der den Posten vor ihr 27 Jahre inne hatte.
Schulsanierung, OGS-Ausbau, fehlende Kita-Plätze, Flüchtlinge: All das gehört nun zu ihrem Verantwortungsbereich. Und in jedem einzelnen Punkt steckt Konfliktpotenzial. Trotzdem ist das Ihr Traumjob?
Ja. Ich mag Herausforderungen. Und nun kann ich aktiv mitgestalten, auch wahrnehmbar für die Bürgerinnen und Bürger. Zumal Standesamt und Bürgerberatung ebenfalls zu meinem Dezernat gehören. Wir sind ja quasi das Gesicht der Verwaltung nach außen. Die Stadt Witten ist mein vierter Arbeitgeber und mir wirklich sehr schnell ans Herz gewachsen. Ich arbeite ja erst seit 2021 hier. Die Art der Zusammenarbeit und der Kommunikation ist wirklich etwas ganz Besonderes.
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Wie meinen Sie das?
Angefangen habe ich 2021 als Leiterin des Organisations- und Personalamts. Ich war nur sechs Wochen im Dienst, da kam der große Hackerangriff. In einer solchen Krise haben alle an einem Strang gezogen. Andernorts wäre das wohl anders gelaufen. Ich glaube, in Witten selbst wird das gar nicht so wahrgenommen, aber es ist wirklich etwas Besonderes.
Hat ihr Vorgänger Herr Schweppe Ihnen denn noch den ein oder anderen guten Tipp mit auf den Weg gegeben?
Er hat meine Bewerbung auf jeden Fall sehr unterstützt und auch am Abend der Wahl mitgefiebert. Es sind sehr große Fußstapfen, in die ich da trete. Aber ich sage immer, ich trage ja auch ganz andere Schuhe. Natürlich kommt jetzt mit mir eine ‚neue Note‘ in den Vorstand. Einen sehr guten Tipp hatte er aber: Wenn man sich richtig, richtig ärgert, dann sollte man nach Hause gehen und eine Nacht drüber schlafen. Und erst am nächsten Tag entscheiden. Keine Schnellschüsse.
Ihr Dezernat ist ja sehr breit aufgestellt, haben Sie für sich selbst schon Schwerpunkte gesetzt?
Nein, ich habe mir vorgenommen, mich für alle Bereiche gleich zu interessieren und einzusetzen. Natürlich gibt es ein paar Zukunftsthemen, die hervorstechen. Dazu gehören der OGS-Ausbau und ausreichend Kita-Plätze. Auch hier ist es bemerkenswert, wie die Verwaltung die Köpfe zusammensteckt und gemeinsam nach Lösungen sucht.
Ein Beispiel?
Die Fördermittel für den OGS-Ausbau werden ja deutlich geringer ausfallen, als wir ursprünglich angenommen haben. Die Nachricht war erstmal ein Schock. Aber dann hat man sich zusammengesetzt und einen Plan B erarbeitet. Den präsentieren wir übrigens auch bald der Politik. Wir haben jetzt für jede Schule ein individuelles und machbares Konzept und auch die Kosten deutlich eingeschränkt. Trotz großer Herausforderungen schaffen wir es, kreative Lösungen zu finden. Dabei ist das System unterfinanziert und die Kommunen werden damit alleine gelassen.
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Das gilt ja für viele ihrer Bereiche...
Ja, auch beim Thema Geflüchtete. Das ist das dritte große Feld. Wir brauchen Zuwanderung, weil wir sonst künftig in einer völlig überalterten Gesellschaft leben würden. Aber wir müssen die Menschen auch entsprechend integrieren, sie müssen an unserer Gesellschaft teilhaben. In Witten sind wir durch den Help-Kiosk, die vielen Ehrenamtlichen, schon gut aufgestellt. Das Wichtigste ist die Vermittlung unserer Kultur, oder eher einiger gesellschaftlicher Rahmenbedingungen. Damit es gar nicht erst zu Problemen miteinander kommt. Gleichzeitig brauchen wir aber auch ein Verständnis dafür, dass es in anderen Ländern anders zugeht, dass Menschen eben unterschiedlich sind.
Sie sind die erste Frau in dieser Position in Witten. Hat das für Sie eine Bedeutung?
Ich war mir dessen gar nicht bewusst, bevor ich es in der WAZ gelesen habe. Eigentlich ist es schon lustig, dass das 2024 noch eine Nachricht ist. Aber ich finde es gut, dass ich damit vielleicht jungen Mädchen und Frauen ein Vorbild sein kann. Dass man sich solchen Situationen stellen kann. Ich wusste ja auch bis zur Abstimmung nicht, ob es klappt. Ich finde es übrigens auch aus demokratischer Sicht sehr wichtig, dass es so gelaufen ist. Da wurde nichts vorher ausgeklüngelt. Das ist nicht immer so.
Was haben sie denn für Rückmeldungen erhalten?
Sehr viele Kolleginnen und Kollegen haben sich für mich gefreut. Am Ende hat es sich ja zwischen mir und einer externen Bewerberin entschieden. Ich habe oft gehört: Wie schön, dass es eine von uns geworden ist. Das ist dieser Zusammenhalt, von dem ich spreche. Und auch ein schönes Zeichen dafür, dass ich hier angekommen bin.
Ein Kind des Ruhrgebiets
Ann Kathrin Frede ist 1977 in Dortmund geboren, aber in Unna aufgewachsen. Zum Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung kehrte sie nach Dortmund zurück. Dort begann sie anschließend, für die Stadt in den Bereichen IT und Organisation zu arbeiten.
Danach wechselte Frede nach Kassel (2012-16), wo sie als Teamleiterin im Bereich Organisationsuntersuchungen und Personalbedarfsermittlung bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau tätig war. Doch sie wollte wieder näher an die Menschen und zurück ins Ruhrgebiet. So wechselte Ann Kathrin Frede zum Kreis Recklinghausen, wo sie für strategische Personalentwicklung verantwortlich war.
Seit 2016 wohnt sie wieder in Dortmund, genauer gesagt im angesagten Kreuzviertel. „Nach fast fünf Jahren Kassel wollte ich einfach zurück ins Ruhrgebiet. Die Menschen hier haben einfach einen besonderen Humor, den man dort nicht verstanden hat“, sagt die 46-Jährige. 2021 übernahm sie das Amt für Organisation und Personal der Stadt Witten, bevor sie in diesem Sommer die Nachfolge von Dezernent Frank Schweppe antrat..
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