Witten. Es knattert im Muttental: 40 Besitzer der historischen Alu-Mopeds aus den 1950ern beweisen: Die Perle ist ein Highlight auf unseren Straßen.
Etwa 40 Heinkel-Perle-Fahrer haben es in Witten ordentlich brummen lassen: Mit ihrem historischen Moped aus den 1950er-Jahren kamen aus ganz Deutschland Liebhaber zu einer mehrtägigen Tour hierher, haben die Ruhrkultur erkundet und sich intensiv über ihre geliebten Gefährte ausgetauscht. Früher und auch noch heute waren sie etwas ganz Besonderes.
„Das war damals der Rolls-Royce unter den Mopeds“, sagt Rudi Sonnenschein vom Verein „Ruhrperlen“, der zum Treffen eingeladen hat. Für den damaligen Stand der Technik waren die kleinen Zweiräder, die aus Alu bestehen, sehr innovativ. Während viele Mopeds nach dem Zweiten Weltkrieg eher modifizierte Fahrradkonstruktionen waren, waren die Heinkel-Perlen hochmodern: Super leicht, flink, sie sahen futuristisch aus und hatten einen lauten Sound, sodass sie schon von Weitem zu hören waren.
Besucher kommen aus allen Ecken des Landes
Die Liebhaber der kleinen Fangemeinde kamen aus allen Ecken des Landes nach Witten. Zum Beispiel Florian Guterwill aus Göttingen, der allerdings mit seinen 30 Jahren ein Exot unter den Perle-Fahrern ist. „Als ich noch zur Schule gegangen bin, wurde ich hin und wieder schon schief angeguckt. Mittlerweile haben sich meine Freunde daran gewöhnt“, lacht er selber. Denn die meisten Enthusiasten des historischen Zweirades sind schon im hohen Alter. „Sogar die eigenen Kinder von den Leuten hier haben nicht unbedingt Interesse daran“, erzählt Guterwill.
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Er ist aber genau über diesen Weg zur Leidenschaft gekommen. „Mein Vater ist auch mit den Perlen durch die Gegend gefahren und restauriert seit Ewigkeiten Mopeds. Ich helfe ihm schon ewig und er hat mich zu der Gruppe dazu geholt. Am Anfang hat das noch ein wenig Überzeugung gebraucht“, gesteht er – jetzt könnte er aber wahrscheinlich nicht mehr ohne.
Stolz auf die technischen Finessen der Alu-Mopeds
Auch die Anderen kommen teilweise von weit weg: Ahrweiler, Koblenz, Gütersloh, Taunus oder auch Stuttgart, erzählen sie selber. Die meisten stammen aber aus dem Ruhrgebiet. Sie reden und tauschen sich auf dem Treffen aus – und prahlen stolz über die technischen Finessen der Alu-Mopeds. „Die Kette läuft in einem Ölbad“, erzählt einer. „Das war damals Technik vom Allerfeinsten. Als wir Kinder und Jugendliche waren, waren die modern. Das war Luxus und ein Highlight“, sagt ein Anderer.
Rudi Sonnenschein von den Ruhrperlen ist derweil ein Paradebeispiel für die Leidenschaft zu den Mopeds. In seiner Jugend waren die Heinkel-Perlen nämlich heiß begehrt, jeder wollte sie haben. Das Problem: Die kleinen Alu-Flitzer hatten damals einen stolzen Preis. Exakt 746 D-Mark hat Sonnenschein für seine damals ausgegeben, weiß er noch ganz genau.
Erste Heinkel-Perle mit 15 Jahren gekauft
Das Geld aufzutreiben, war aber nicht gerade leicht. Er habe damals eine Lehre gemacht und 70 bis 80 D-Mark pro Monat verdient. Davon sparte er, um sich seinen Traum zu erfüllen. Den Rest legte schließlich noch seine Mutter dazu, was er später aber zurückzahlte. „Ich habe sie mit 15 gekauft und brauchte eine Extra-Genehmigung von der Polizei, damit ich sie fahren durfte“, erzählt Sonnenschein. Als er dann das erste Mal auf seiner Heinkel-Perle saß, war er von Kopf bis Fuß stolz.
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Die Fangemeinde ist zwar sehr männerdominiert, es gibt aber auch Frauen unter ihnen. Zum Beispiel Gabriele Haase aus Stuttgart. „Mein Mann war hier mit dabei. Und da man auf den Dingern nur alleine drauf sitzen kann, habe ich gesagt, dass ich auch eine brauche, damit ich mitfahren kann“, erzählt sie. Seit einem Jahr hat sie deswegen jetzt eine Heinkel-Perle. Sie musste den heutigen Preis für das alte Schätzchen zahlen, etwa 2000 Euro.
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