Witten. Das Presbyterium in Stockum leistet weiter Widerstand gegen die Fusion mit zwei Wittener Gemeinden. „Das ist Irrsinn“, sagen andere Protestanten.
Das neue Presbyterium ist wild entschlossen, Stockum als eigenständige Wittener Gemeinde zu führen und erteilt einer lange geplanten Fusion mit den Protestanten in Annen und Rüdinghausen weiterhin eine klare Absage. Auf der Gemeindeversammlung machte der Vorstand unmissverständlich klar, dass er seine Entscheidung durchziehen will.
Der Saal im Stockumer Paul-Gerhardt-Haus war am Sonntagvormittag (30.6.) gut gefüllt. Rund 60 bis 70 der rund 2300 Gemeindemitglieder sind der Einladung gefolgt, um zu hören, wie es mit Stockum tatsächlich weitergeht. „Es war völlig irrsinnig“, sagt ein junger Stockumer (33) hinterher geschockt. Das Presbyterium habe das offizielle Aus der Fusion verkündet und damit die Anwesenden vor vollendete Tatsachen gestellt.
Annen und Rüdinghausen wollen nun nicht mehr kooperieren
Viele wollten wissen, wie es nun weitergehen soll - und erhielten darauf offenbar keine Antwort. „Auf die immer wieder gestellte Frage nach einem Plan B gab es nur Ausflüchte“, sagt der 33-Jährige. Sein Eindruck: Man will mit allen Mitteln und aus Prinzip den Status quo der Eigenständigkeit halten. Statt einer kompletten Fusion soll nur der bereits bestehende Kooperationsvertrag mit Annen und Rüdinghausen gelten: Pfarrer helfen sich aus, Konfirmandenunterricht findet gemeinsam statt. Fatal: Dazu sind die beiden Gemeinden nun ihrerseits nicht mehr bereit, wie der Rüdinghauser Pfarrer Carsten Griese bestätigt.
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Die ganze Entwicklung sei aus seiner Sicht sehr ärgerlich: „Als eine große Gemeinde hätten wir zum Beispiel eine gemeinsame Personalplanung gehabt und hätten zwei Pfarrstellen ausschreiben können, sodass dann drei Stellen besetzt gewesen wären.“ Das sei nun nicht mehr möglich. Auch der gemeinsame Konfirmandenunterricht mit Stockum wird im nächsten Jahr nicht mehr stattfinden. Eine Aussicht, die besorgte Eltern umtreibt.
Stockumer Gemeindemitglied zieht Konsequenzen
„Es war einfach traurig mitanzusehen, dass sich Eltern von Konfirmanden nach Lösungen für ihre Kinder in der Gemeinde sehnen und ihre Hilfe anboten, während unsere rüstigen Rentner stattdessen auf das regelmäßige Senioren-Kaffeetrinken verwiesen“, formuliert es ein anderes Gemeindemitglied in einer Mail an diese Redaktion. Darin wird auch der Wunsch nach einer Neuwahl laut.
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Die meisten der bei der Versammlung Anwesenden seien mit all dem nicht einverstanden, so der Eindruck des anfangs zitierten 33-jährigen Stockumers. Er selbst zieht erste Konsequenzen und überlegt, sich nach Annen umzuorientieren. „Ich fühle mich hier nicht mehr vertreten.“ Dabei wurde er in der evangelischen Kirche an der Hörder Straße getauft, konfirmiert und getraut, habe regelmäßig und gerne die Gottesdienste besucht.
„Ich will nicht mit Gewalt eingreifen“
Superintendentin Julia Holtz will zunächst abwarten, wie sich die Situation entwickelt. „Ich sehe zwar keine richtige Lösung, will aber nicht mit Gewalt eingreifen.“ Grundsätzlich sei es aber möglich, dass der Kreissynodalvorstand die Gemeinde auflöst und zwangsweise mit den anderen vereint. Bei allem Ärger zollt sie dem Presbyterium dennoch „Hochachtung“: „Die Mitglieder engagieren sich sehr. Sie sind bereit, die Suppe auszulöffeln, die sie sich eingebrockt haben.“
Das werden sie auch weiterhin tun. Aus ihrer Sicht sei die Gemeindeversammlung „gut verlaufen“, wie Presbyteriums-Vorsitzender Norbert Mannebach auf Anfrage erklärt. „Die meisten waren gegen eine Fusion. Viele haben sich bedankt.“ Einige Störer gebe es immer. Es lohne sich aber nicht, auf diese einzugehen. Überhaupt habe man gerade ganz andere Sorgen.
Denn es hat sich herausgestellt: Die Schäden an der Kirche sind immens. Riesige Gesteinsbrocken würden aus der Fassade fallen. „Das ist lebensgefährlich.“ Schnellstmöglich soll alles abgesperrt werden.
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