Witten. Der Rassismus-Vorfall an einer Wittener Realschule beschäftigt auch andere Standorte. Wie gehen sie aktiv gegen rechtes Gedankengut vor?
Vor genau einer Woche ist es an der Helene-Lohmann-Realschule in Witten zu einem rassistischen Vorfall gekommen. Fünf Schüler hatten dort während der Mottowoche lautstark rassistische Textzeilen zum Partyhit „L‘amour toujours“ gesungen. Der Vorfall bleibt Thema. Auch andere Schulen setzen sich damit auseinander. Die Redaktion hat sich einmal umgehört.
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An der Holzkamp-Gesamtschule haben die Schülerinnen und Schüler des zehnten Jahrgangs in ihrer Abschlusswoche, die mit der Zeugnisausgabe am vergangenen Freitag endete, zwei Tage lang ein Intensiv-Programm zum Thema Rassismus und Antisemitismus absolviert. „Diese Aktion steht jedoch nicht im Zusammenhang mit den Ereignissen an der Helene-Lohmann-Realschule, sondern ist langfristig von der Fachschaft Geschichte, der Abteilungsleitung und der Anti-Rassismus AG so geplant worden“, sagt Schulleiterin Silke Baur-Pantoulier.
Wittener Schulleiterin: „Wir bilden die Gesellschaft ab!“
Auch im Zusammenhang mit der Europawahl sei das Thema zuletzt im Geschichtsunterricht in den Mittelpunkt gestellt worden. Bei der Juniorwahl an der Schule habe sich der deutschlandweite Trend von Jungwählern zudem widergespiegelt. „Uns wurde damit sehr deutlich gemacht, dass wir in unseren Bemühungen um ein Verständnis füreinander, Vertrauen und Toleranz nicht nachlassen dürfen“, so die HGE-Chefin. Doch ganz auszuschließen seien ähnliche Vorfälle wie an der Helene-Lohmann-Realschule nicht.
„Wie sollte ich als Schulleiterin oder wir als Kollegium sagen können, dass rechtsextremistische Parolen bei uns nie vorkommen? Wir bilden die Gesellschaft ab!“ Täglich würden 1200 Menschen aller möglichen Nationalitäten an der Schule lernen und lehren. Die Holzkamp-Gesamtschule besitzt das Siegel „Schule ohne Rassismus“. Das Netzwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, aktiv gegen Diskriminierung einzutreten. Bundesweit gehören der Aktion rund 4400 Schulen an.
Schulen setzen sich aktiv gegen Rassismus ein
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ziele auf eine diskriminierungssensible Schulkultur und Dauerhaftigkeit im Engagement, heißt es auf der Internetseite der Organisation. Die teilnehmenden Schulen sollen dabei nicht alleine gelassen werden und von den Angeboten der Kooperationspartner profitieren.
An der Holzkamp-Gesamtschule gibt es unter anderem die Projekte „DiversiTeach“ in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum, Ausstellungen gegen Homophobie, verschiedenen Lesungen sowie Gedenkstättenfahrten nach Buchenwald. „Prävention und das Entwickeln von Verständnis füreinander sind sicher der beste Weg, einem rechtsradikalen Rassismus zu begegnen“, sagt Schulleiterin Silke Baur-Pantoulier.
Auch das Schiller-Gymnasium hat das Siegel „Schule ohne Rassismus“. Der Vorfall an der Helene-Lohmann-Realschule sei in informellen Gesprächen thematisiert worden. Am Schiller habe es zwar noch keinen ähnlichen Vorfall gegeben. Laut Schulleiter Christian Roussel wäre es jedoch naiv, zu glauben, dass dies an anderen Schulen auszuschließen ist. „Schulen sind ein Spiegel der Gesellschaft“, sagt auch er.
In dieser Woche würde unter anderem die Jahrgangsstufe neun im Rahmen von „Schule ohne Rassismus“ ein Projekt absolvieren, und auch im Geschichts- und Politikunterricht sei das Ganze immer wieder Thema. Neben diesen beiden Schulen setzen sich natürlich auch andere Schulen aktiv gegen Rassismus ein und besitzen das Siegel „Schule ohne Rassismus“. Weitere Anfragen dieser Redaktion blieben jedoch bislang unbeantwortet.
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