Witten. Traurig und trüb ist die Stimmung an der Helene-Lohmann-Realschule in Witten. Nach dem „Sylt-Vorfall“ müssen die Zehntklässler zuhause bleiben.

Wie ist die Stimmung an der Helene-Lohmann-Realschule? Am Montag hatten dort fünf Schüler während der Mottowoche lautstark rassistische Textzeilen zum Partyhit „L‘amour toujours“ gesungen. Inzwischen ermittelt die Polizei gegen die Zehntklässler. Am Dienstag wurde der dem Sylter Skandalvideo ähnelnde Vorfall bekannt. Ist man nun empört, geschockt? Eher traurig. „Das hat der ganzen Stufe den Abschluss versaut“, hört man aus dem Umfeld der Schule. „Und vor allem passt das nicht zu unserer Schule.“

Lehrkräfte und Schulleitung möchten sich nicht zu dem Vorfall äußern. Alle Fragen solle man der Bezirksregierung Arnsberg stellen, heißt es auch am Mittwoch. Beim Vor-Ort-Besuch in Bommern wird schnell klar, dass das Thema ein unangenehmes ist und man sich um den guten Ruf der kleinen und beliebten Realschule sorgt. Zweizügig, bei nur 360 Schülerinnen und Schülern, mit tollen Projekten wie dem „Alpencross“-Trip, den 14 der Zehntklässler gerade gestemmt haben - Rassismus hätte keiner hier so schnell verortet.

Sofort Protest im Klassenraum

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Ist es wirklich eine rassistische Einstellung, die die fünf 16-Jährigen dazu verleitet hat, die Zeilen so laut zu singen? Es gibt Stimmen, die das bezweifeln. „Eigene Dummheit, einfach nur dämlich“, hört man immer wieder. Die fünf Jungs hätten den Refrain „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ vor ihren Klassenkameraden gesungen, woraufhin sofort Protest innerhalb der Gruppe ausgebrochen sei. Die Schule rief die Polizei, die zufällig vor Ort war. Einige Beamte unterrichteten einige Räume weiter künftige Fahranfänger in Sachen Verkehrssicherheit.

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Zehntklässler zurzeit nicht in der Schule

In der Schule würde über das Thema eher geschwiegen, es sei sehr still, heißt es. Die Lehrkräfte hätten ihren Klassen erklärt, warum die eigentlich lustigen Mottotage abgebrochen wurden - und dass man mit Rücksicht auf jüngere Schüler die Textzeilen nicht herumerzählen solle. In ihrer letzten Schulwoche müssen die Zehntklässler zu Hause bleiben. Nur die Zeugnisverleihung wird noch am Freitag stattfinden. So haben sie sich die Abschlussfeiern sicher nicht vorgestellt.

Laut Bezirksregierung wurden durch die Schule „pädagogische Maßnahmen“ bei den fünf Schülern eingeleitet. Wie genau weitere „spürbaren Sanktionen“ aussehen, werde mit Rücksicht auf den Jugendschutz und die Identifizierbarkeit der Jugendlichen nicht öffentlich genannt.

Staatsschutz ermittelt noch

Es ist auch nicht bekannt, welches Delikt die Staatsanwaltschaft den Fünfen nach den Ermittlungen durch die Polizei anlasten wird. Denn die Spannbreite ist weit: Das Delikt „Volksverhetzung“ braucht Öffentlichkeit - die jungen Leute des Sylter Skandalvideos hatten diese erreicht, indem sie ihr Lied in den Sozialen Medien gepostet hatten. In Bommern wurde in einem Klassenzimmer vor einer kleinen Gruppe gesungen. Das könnte juristisch auch als „freie Meinungsäußerung“ ausgelegt werden.

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