Witten. Bürgermeister Lars König hat bei der Anti-AfD-Demo keine Rede gehalten. Er selbst sagt, er hätte gerne gesprochen. Was war da los?
Bei der Proteskundgebung vor dem Wittener Saalbau gegen die dort stattfindende Veranstaltung der AfD haben am Mittwochabend tausende Menschen ein Zeichen für Demokratie und Vielfalt gesetzt. Während die Polizei die offizielle Teilnehmerzahl mittlerweile auf 3500 herunterkorrigiert hat, geht der Veranstalter, das „Bündnis Ennepe Ruhr stellt sich quer“ (ENSSQ), von rund 5000 Frauen, Männern und Kindern aus. Doch Wittens Bürgermeister Lars König fehlte als Redner bei dem breiten Protest. Warum?
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Er selbst lobt in einem Instagram-Post die Demonstration und endet mit den Worten, er hätte gerne etwas auf der Bühne gesagt. Die Veranstalter hätten das aber nicht gewollt. Vor dem Saalbau war König nach eigener Aussage seit 17 Uhr präsent. Den Abend verbrachte er aber weitgehend auf dem von der Polizei abgesperrten Vorplatz des Saalbaus, nicht in der Mitte der Demonstrierenden. „Man hat mich nicht eingeladen und aufdrängen möchte ich mich jetzt auch nicht“, begründete er noch zu Beginn der Veranstaltung, warum er nicht auf der Bühne sprechen werde.
Axel Echeverria bemängelt das Fehlen von Bürgermeister Lars König als Redner
Dann aber ergriff der als Redner geplante SPD-Bundestagsabgeordnete Axel Echeveverria das Mikrofon – und bemängelte die aus einer Sicht bislang ausgebliebene klare Positionierung des Bürgermeisters – und sein Fehlen als Redner. „Lars, rauf auf die Bühne“, rief jemand aus der Menge. Kurz nach den Rufen stand König hinter der Bühne und unterhielt sich mit einem Mann, der in eine Regenbogenfahne gehüllt war. Die Bühne hat er an diesem Abend jedoch nicht mehr betreten.
Das ärgert den Bürgermeister. Er habe angeboten als Redner zu sprechen. Dass er von der Bühne aus dazu aufgefordert werde, ihm dies dann aber verwehrt wäre, hält das Stadtoberhaupt für falsch. „Das spaltet doch nur weiter“, so der 53-Jährige.
ENSSQ: „Fragwürdig, wenn Interesse erst während der Veranstaltung auftaucht“
Die Veranstalter haben auf den Vorgang eine andere Sicht. „Der Ablauf war für alle Rednerinnen und Redner gleich“, sagt ENSSQ-Sprecherin Martha Sonström. Nach Veröffentlichung des Demo-Aufrufs hätten sich Interessierte bei dem Bündnis melden können. „Wir selbst haben niemanden angesprochen oder eingeladen.“ So viele Menschen hätten auf der Veranstaltung sprechen wollen, dass man auch einigen absagen musste.
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„Für uns ist es fragwürdig, wenn das Interesse an einem Redebeitrag erst während der Veranstaltung auftaucht“, sagt Sonström. „Schließlich hatte jeder vorab eine Woche lang Zeit, sich zu melden.“ Am Abend sei das Bühnenprogramm dann sehr voll und durchgetaktet gewesen. Auch habe man wenig Spielraum gehabt, die Veranstaltung nach hinten hinaus zu verlängern.
Die CDU Witten hatte im Vorfeld den Aufruf zur Demo nicht unterstützt. Auch das hat bei ENSSQ Irritationen ausgelöst. „Es kann ja auch anders funktioneren“, sagt Sonström, die auch Jusovorsitzende im Kreis ist. Etwa wie in Oberhausen. An der dortigen Demonstration hat NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) teilgenommen und sich unter die Menge gemischt.
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