Witten.. Ungewöhnliche Aufnahme bei Google-Maps: Berufspilot Ingo Spengler erklärt, wie es dazu kommen konnte.Und warum das Flugzeug so komisch bunt ist.
Was haben Witten, Dubai, Neapel und Bangkok gemeinsam? Sie haben einen Flieger im Geo-Dienst Google-Maps. Auf den neuen Bildern der Ruhrstadt, die jetzt eingestellt wurden, schwebt ein großes Flugzeug über dem Vormholzer Ring in Herbede. Wie kann das passieren? Berufspilot Ingo Spengler aus Witten, der selbst oft für Vermessungsflüge im Cockpit sitzt, hat es uns erklärt.
Nicht von Satelliten, sondern von Flugzeugen werden die Landschafts-Aufnahmen gemacht, räumt der 54-Jährige eine gängigen Fehlinformation aus der Welt. „Satelliten-Bilder wären bei der gewünschten Auslösung viel zu ungenau.“ Die Aufnahmen würden aus etwa zwei Kilometern Höhe gemacht. Der Flieger über Vormholz muss etwa halb so hoch gewesen sein, schätzt Spengler mit Blick auf den Bildschirm. Vermutlich habe er sich im Landeanflug auf Düsseldorf oder Dortmund befunden, „aber ich schätze Düsseldorf: Er schneidet gerade den Landeanflug an“, erklärt Spengler.
Ausbildung zum Berufspilot ganz nebenbei
Er muss es wissen: Der Wittener ist nicht nur Pilot, sondern auch Kapitän, Fluglehrer für Berufspiloten – und Optiker. „Von kleinauf an war es mein Wunsch, Pilot zu werden, aber meine Eltern wollten, dass ich erst etwas Bodenständiges lerne“, erzählt Spengler. Er machte daher eine Ausbildung zum Optiker, seinen Meister, eröffnete dann sein Geschäft in der City. Den Traum vom Fliegen verlor er aber nicht aus den Augen. Er erwarb den Flugschein, wurde Berufspiloten, flog Geschäftsreisende und Ambulanzflüge – alles nebenbei: „Die Optik wollte ich nun auch nicht mehr missen.“
Am liebsten aber ist der 54-Jährige für Vermessungsflüge im Ausland unterwegs: Irak, Kuwait, „das war spannend: Mit den Ministern vorort zu reden“. Die Vermessung selbst sei zwar ein stupider, aber anspruchsvoller Job. „Man fliegt dabei die ganze Zeit von Hand.“ Streifen für Streifen wird der Boden abfotografiert, die einzelnen Bilder überlappen sich jeweils um 60 Prozent. Am Computer werde das endgültige Bild dann zusammengerechnet.
Acht Objektive in der Kamera
Rund 100 Kilo schwer ist die Kamera für Bildflug-Vermessungen – mit normalen Modellen nicht zu vergleichen. „Sie hat eine höhere Auflösung, muss mehr aushalten können, Temperaturunterschiede etwa“, erklärt Spengler. Die Fotos würden dabei von acht Objektiven gleichzeitig gemacht: „Sie hat vier für Schwarz-Weiß, drei für Farbe und eins für Infrarot.“ Das sei auch der Grund, warum der Flieger bei Maps bunt erscheine. Weil das Flugzeug höher ist, als der Boden, auf den die Kamera scharf gestellt ist, erscheinen die einzelnen Aufnahmen der Objektive getrennt. „Die Kanäle müsste man neu zusammenrechnen.“ Mit der Geschwindigkeit des Reisefliegers habe das Phänomen hingegen nichts zu: „Das andere Flugzeug war ja genau so schnell.“
Und warum wurde das kuriose Bild nicht entfernt? Das beantwortet Google selbst – auf Nachfrage: „Wir beziehen immer das beste verfügbare Material, das uns angeboten wird, die Auflösung spielt dabei eine Rolle (ist sehr wetterabhängig). Deswegen ist es möglich, dass wir dieses Material ausgewählt haben, obwohl ein Flugzeug zu sehen ist.“