Witten.

Es ist Fußball-Europameisterschaft, aber das Fußball-Fieber lässt noch auf sich warten. In Witten sieht man kaum Fahnen an Hausfassaden oder Balkonen und nur wenige dekorierte Autos. Dennoch haben viele Geschäfte zahlreiche Fan-Artikel im Angebot und hoffen auf den Verkauf vor dem ersten Spiel der deutschen Mannschaft am Dienstagabend (15.6.) ab 21 Uhr gegen Frankreich.

In der Stadtgalerie werden die Fans bei Tedi fündig. In einem Rollregal warten Spiegelfahnen, Knicklichter, Fußball-Lutscher, Hawaii-Ketten, Kopfschirme und Einkaufsbeutel in den Nationalfarben auf Käufer. Pappteller und Servietten mit Fußballmotiven gibt es passend für die Gartenparty. Im Ein-Euro-Shop am Berliner Platz läuft der Verkauf der EM-Artikel bislang eher schleppend - ist zu hören. Kundin Christine erzählt: „Ich habe das ganze Deko-Zeug noch von der Weltmeisterschaft. Die deutschen Spiele werden wir uns vielleicht ansehen. Mal sehen, wie weit die Jungs kommen.“ Aber dafür müsse sie sich ja nicht verkleiden, meint die 41-Jährige.

Türkische Fußballfans in Witten ließen sich die Stimmung nicht verderben

Ein paar Schritte weiter kann man bei Kodi eine 90 x 1,50 Meter große Deutschlandfahne erstehen - für 2,99 Euro. Oder wie wär´s mit einem drei Meter langen, schwarz-rot-goldenen Sichtschutz für den Balkon mit Metallösen für 9,99 Euro? Für Detlef Drübbisch ist Sport nur interessant, wenn er sich selbst bewegt. Radfahren mit Sohn Marvin - beispielsweise. Fußball hat er der 66-Jährige als Kind gespielt und damals auch die klassischen „Bildchen“ gesammelt. Drübbisch glaubt nicht, dass Witten vom Fußball-Fieber geschüttelt wird. „Wenn die Jungs es schaffen, dann wäre das Finale die einzige Option zum Gucken“, findet er.

Die Begegnung zwischen der Türkei und Italien verfolgten am Freitag auch Gäste im Café Extrablatt.
Die Begegnung zwischen der Türkei und Italien verfolgten am Freitag auch Gäste im Café Extrablatt. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Für Frank (63) ist die Europameisterschaft kein Thema. „Der Traum ist ausgeträumt. Die Nationalmannschaft ist nicht mehr das, was sie mal war.“ Also müsse ein Match schon richtig spannend werden, „sonst machen die Leute etwas anderes“, meint er. Am Freitag (11.6.) startete die EM mit der Begegnung zwischen der Türkei und Italien. Für türkischstämmige Wittener war das Spiel - trotz der Niederlage - nach all den Jahren der „Abstinenz“ des türkischen Teams ein Highlight, wie ein Besuch im Café Mirage an der Hauptstraße zeigte. Dort ließen sich türkische Fußballfans die Stimmung nicht verderben, obwohl Italien das Eröffnungsspiel mit 3:0 gewonnen hat.

Timo Honda ist einer der größten Fußball-Fans im Revier

Einer der größten EM-Fans im Ruhrgebiet lebt übrigens in Duisburg-Untermeiderich. Timo Honda, der einen japanischen Klienwagen fährt, hat die Karosserie mit Hunderten von Stickern geschmückt. Der verwandeln sein Automobil in ein fahrendes Wimmelbild. Pünktlich zur Europameisterschaft hat der Fußballfan aus Untermeiderich auch die 24 Flaggen aller teilnehmenden Länder montiert. Die Prognose des 26-Jährigen für das Turnier dürfte den Fans der deutschen Nationalmannschaft gefallen: „Vielleicht erreichen wir das Finale.“