Witten.. Fast ein Jahr war die Stelle unbesetzt. Jetzt arbeitet sich Anke Luther (49) gerade dort ein. UNd freut sich über den herzlichen Empfang.


Das ist auch nicht jedem vergönnt: „Wenn ich zur Arbeit fahre, habe ich immer das Gefühl, ich fahre in den Urlaub“, sagt Anke Luther. Sie ist die neue Leiterin der Kämpenschule und kommt aus dem nördlichen Dortmund-Eving. Dort ist es natürlich auch schön. Aber wenn sie auf der A 43 die Ruhr überquert und dann den Hügel erklimmt, vorbei an saftig grünen Wiesen und Wäldern – das hat schon was. Genau wie ihr neuer Job.

Am 13. April trat Anke Luther die Stelle an der Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung an. Bis dahin war ihr Vorgänger, Friedrich-Karl Kamplade, schon fast ein Jahr im Ruhestand und die Schule ohne Rektor. Der Vorteil: „Jetzt freuen sich alle umso mehr, dass ich hier bin“, so Anke Luther. Stilecht hätten die Schüler sie mit dem Kämpenlied empfangen. Noch ist auch sie Einzelkämpferin: Das Bewerbungsverfahren für die Konrektorenstelle läuft. Luther hofft, dass sie bis zum 1. August, „spätestens bis zum 1. Februar“ einen Mann oder eine Frau an ihre Seite bekommt. Damit wächst auch die Chance für die 49-Jährige, selbst zu unterrichten: „Auf diese Zeit freue ich mich schon.“ Doch noch halten der Verwaltungskram und die Eingewöhnung sie in Atem.

Öffnung nach außen vorantreiben

Anke Luther ist eng mit ihrem Dortmunder Vorort verwachsen, nur einmal umgezogen und lebt jetzt wieder in ihrem Elternhaus. Das ist deshalb erwähnenswert, weil es keine fünf Minuten von der Max-Wittmann-Schule entfernt liegt, die ebenfalls junge Menschen mit geistiger Behinderung fördert. „Ganz lange lag die Schule hinter dicken Mauern“, erinnert sich Luther. „Das geht nicht“, befand sie schon als junge Frau. Und setzt sich seitdem für „Barrierefreiheit“ ein – für die in den Köpfen der Menschen.

Ihr Weg führte sie vom Studium an der Uni Dortmund über verschiedene Jobs an verschiedenen Einrichtungen bis zur Förderschule in Hiddinghausen, die eng mit jener in Kämpen kooperiert, und an der Luther die letzten zwei Jahre Konrektorin war. „Menschen mit geistiger Behinderung sind einfach am ehrlichsten“, erklärt Anke Luther, was sie an ihrer Arbeit schätzt. „Die sagen einem ganz klar, ob sie gerade stinkig sind oder ob es ihnen gut geht.“ Ihr Ziel und das der Förderschulen: Sie als selbstbewusste Menschen zu entlassen. Ihre Hoffnung: Dass sich Menschen mit und ohne Behinderung tatsächlich auf Augenhöhe begegnen und „wir uns wertfrei wahrnehmen“.

In ihrer Funktion als Rektorin der Kämpenschule möchte Anke Luther „den Standard bewahren und weiter entwickeln“, die Vernetzung mit ähnlichen Einrichtungen und die Öffnung nach außen vorantreiben und vor allem schwerst mehrfach behinderte Menschen unterstützen. Das alles „in vertrauensvoller Zusammenarbeit“ zwischen Schülern, Kollegen und Eltern.