Witten.. Die Wittener Berufsfeuerwehr sucht Nachwuchs und lud 210 Bewerber zum ersten Eignungstest an die Dortmunder Straße ein. 110 Leute machten mit und erklommen luftige Höhen, bewiesen Mut in Enge und Dunkelheit und tauchten ab. Keine Frau bestand am Ende den Test.



Wittens Berufsfeuerwehr sucht dringend Nachwuchs. Zwölf Ausbildungsstellen sind in der Stadt derzeit zu vergeben. Junge Männer und Frauen, die sich dafür interessieren, traten gestern zum Eignungstest an. 110 Bewerber mussten hierbei ihre körperliche Fitness unter Beweis stellen. 210 hatten sich eigentlich dazu angemeldet, erschienen dann aber nicht – die meisten ohne Begründung.

Gegen acht Uhr morgens stehen die ersten Bewerber in ihren Sportsachen an einer 28 Meter hohen Drehleiter vor der Feuerwehr-Hauptwache an der Dortmunder Straße. Eine von zwölf Stationen, die die Bewerber an der Wache, am Annener Hallenbad und am Husemann-Sportplatz zu absolvieren haben.

Psychologischer Eignungstest am Samstag

Übung im Atemschutz-Parcours, nichts für Leute mit Angst bei Enge.
Übung im Atemschutz-Parcours, nichts für Leute mit Angst bei Enge. © Haenisch / waz fotopool | Haenisch / waz fotopool






Mario Rosenkranz, stellvertretender Amtsleiter der Wittener Feuerwehr, erklärt, warum so ein sportlicher Auswahltest notwendig ist: „Wenn wir jemanden einstellen, müssen wir auch gewährleisten, dass dieser bei einem Einsatz auch fit ist.“ Ein Scheitern auf der Drehleiter, beim Atemschutz-Parcours oder beim Schwimmen bedeutet daher heute das Aus beim Auswahltest. In allen anderen Test-Bereichen – etwa beim 3000 Meter-Lauf oder beim Seilklettern – dürfen die Kandidaten eine Station nicht bestehen.

Beim Atemschutz-Parcours handelt es sich um eine dreistöckige Gitter-Konstruktion mit Holzböden, durch die die Bewerber in völliger Dunkelheit und bei rund 35 Grad Hitze mit einer Atemschutzmaske hindurchkriechen müssen. Hierbei soll auch getestet werden, ob jemand unter Platzangst leidet. „Die einzige Orientierung für die Bewerber sind ihre Helme, die wegen ihrer Beschichtung ein wenig leuchten“, sagt Ralf Schröder (49), der die Übung überwacht und seit 27 Jahren bei der Feuerwehr ist.

Viele verschiedene Bereiche

„Ganz schön warm“, kommentiert Kandidat Dennis völlig durchgeschwitzt den Parcours. Bisher arbeitet der 33-Jährige als Kaufmann in Hamm, möchte jetzt zur Feuerwehr wechseln. Ehrenamtlich engagiert er sich seit zwölf Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Hamm. Andere Bewerber sind KFZ-Mechatroniker, Rettungsassistenten oder Berufssoldaten.

Marcel Wandhoff, der an diesem Tag gerade den 3000 Meter-Lauf absolviert hat, ist seit 13 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr Witten. Der 23-Jährige hat sich fast ein halbes Jahr lang auf den heutigen Fitness-Test vorbereitet. „Als freiwilliger Feuerwehrmann wird man aber nicht bevorzugt. Es wird eher mehr von mir erwartet“, sagt Marcel.

Keine Frau hat bestanden

„Wenn es darum geht, vier Meter am Seil hoch zu klettern oder mit fünf Sprüngen zwölf Meter weit zu springen, sieht man, wer sportlich genug ist“, erklärt Wachabteilungsleiter Horst Böth (51), der die Übungen in der Husemann-Sporthalle leitet. Acht weibliche Bewerber stellten sich den Tests. Keine hat bestanden. Mario Rosenkranz: „Für Frauen gelten beim körperlichen Einstellungstest die gleichen Maßstäbe wie für Männer.

Alle zwei Jahre Einstellungen


Ab 2017beschränkt ein Landesgesetz die wöchentliche Arbeitszeit von Berufsfeuerwehrleute auf maximal 48 Stunden. Dadurch werden auf die Stadt Witten ab 2017 geschätzte Mehrkosten von jährlich rund 500 000 Euro zukommen.


Bislang konnten Berufsfeuerwehrleute freiwillig bis zu 54 Wochenstunden arbeiten. Zusätzliche Schichten wurden mit je 30 Euro brutto vergütet.


Die Feuerwehr Wittenstellt alle zwei Jahre neue Auszubildende ein. Momentan arbeiten 73 Feuerwehrleute in verschiedenen Wachabteilungen in der Stadt.
Angehende Feuerwehrleute müssen eine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen.

Zur Ausbildung eines Feuerwehrmanns gehört auch ein Rettungsschwimmerschein der DRLG. Deshalb müssen alle Kandidaten auch zehn Meter tauchen und 400 Meter in zwölf Minuten schwimmen. „Für Geübte ist das absolut kein Problem“, sagt Michael Vogel (50) von der Feuerwehr.

Am Ende reichte es für 70 der 110 Kandidaten. Sie haben sich für den psychologischen Eignungstest am Samstag qualifiziert. Bestehen sie diesen – und können danach auch im persönlichen Gespräch überzeugen – beginnt am 1. April 2015 ihre 18-monatige Ausbildung.