Witten..


Wittener Schüler und Lehrer halten nichts von der Abschaffung von Hausaufgaben, wie es jetzt ein Oberhausener Gymnasium für die Mittelstufe erproben will.

Viel besser fänden es Tim (13) und sein Freund Jonas (14) vom Ruhr-Gymnasium, bekämen sie mehr Zeit zur Vorbereitung aufs Abi. Sie wären wieder für 13 oder sogar 14 Schuljahre. Die Belastungen durch G 8 (nur acht Jahre im Gymnasium) seien problematisch, räumt ihr Direktor Ulrich Janzen (42) ein. Man müsse daher mit Hausaufgaben „dosiert und richtig umgehen“.

Trotz einer 34- oder 35-Stunden-Woche in der Schule sitzt Jonas nach eigenen Angaben täglich zwei, „mit lernen drei“ Stunden an Hausaufgaben. Wird er bis zum Boxtraining im Verein nicht fertig, müsse er noch abends ran. „Ich bin sonst nicht so fröhlich“ - zumal sonst ein Strich drohe. Montags und mittwochs haben die Achtklässler lange Tage bis 15.40 Uhr in der Schule. Laut Erlass dürfen sie dann zwar keine Aufgaben für den Folgetag bekommen. Aber machen müsse man trotzdem immer welche, so Tim. Die Schüler sind dann erst gegen halb fünf, sonst um zwei zu Hause. Pause, Hausaufgaben - da ist es schnell später Nachmittag, bevor so etwas wie Freizeit beginnt.

Trotzdem sagen alle, ob Fünft- oder Achtklässler: Hausaufgaben sind wichtig - um den Stoff zu wiederholen, als Vorbereitung auf eine Klassenarbeit, um das Arbeitsblatt fertigzubekommen. Sicher sei mehr Freizeit gut, wenn man die Hausaufgaben abschaffen würde, meint Jonas. Aber wie dann die vielen Fächer noch bewältigen?

Auch Wittener Lehrer halten die Heimarbeit für unverzichtbar. Zwar sind alle dafür, wieder mehr Übungen in den Unterricht zu integrieren. Aber bestimmte Dinge - ob Vokabeln lernen oder Deutschlektüre - müsse man eben allein machen. Dass die Kinder lange Tage haben, bestreitet indes niemand. Allerdings sei die gefühlte Wahrnehmung anders als die mathematische Wirklichkeit, sagt Lothar Adam (56), Mittelstufenkoordinator des Schiller-Gymnasiums. Eine Umfrage seiner Schule habe gezeigt, dass man bei der Zeit für die Hausaufgaben noch weit unter den erlaubten Maximalwerten liege.

Sie seien nicht unbedingt ein Kriterium für gute oder schlechte Leistungen, meint Rolf Zinnhardt (58), Vize-Leiter der Holzkamp-Gesamtschule. Also doch abschaffen? Wegen des Ganztags würden seine Schüler damit „bis auf Kleinigkeiten“ in der Schule fertig. Sie haben auch ein Jahr mehr Zeit bis zum Abitur. Davon können Tim und Jonas vom „Ruhr“ nur träumen.