Witten.. Container aus Marokko ist eingetroffen: Fischers Lagerhaus verkauft ab Samstag Ware aus 1001 Nacht. Konzept sichert das Überleben in der Marktnische.


Heute wird noch gepackt und geräumt, aber am Samstag ist es dann soweit. Dann zieht ein Hauch von Orient durch Herbede. Denn in „Fischers Lagerhaus“ ist ein neuer Container angekommen, aus Marokko diesmal. Waren aus 1001 Nacht – verspielte silberne Teekannen, Garten-Laternen mit fein ziselierter Fassung, filigrane Mosaik-Tische und derbe Leder-Taschen. Alles handgefertigt, viele Raritäten. Um sich die besten (Möbel-)Stücke zu sichern, kommen die Kunden von weit her, reisen aus dem ganzen Ruhrgebiet an. Geschäftsführerin Regina Suckow-Bömkes freut sich: „Am Samstag wird hier der Teufel los sein.“

Aber sie ist gerüstet: Mit frischem Pfefferminztee und marokkanischem Gebäck werden die Kunden dann begrüßt. Denn die Ankunft der neuen Ware ist immer auch ein Event in dem ungewöhnlichen Möbelhaus an der Wittener Straße. Jetzt Marokko, dann China, Thailand, Nepal: Ein- bis zweimal im Monat bringen die riesigen Seecontainer landestypische Möbel und Accessoires. Fast alles ist Handarbeit, maschinell gefertigte Massenartikel sind tabu.

Kontrollierte Produktionsbedingungen

Eingekauft wird die Ware von Gründer und Inhaber Udo Fischer, der dafür in den ganzen Welt unterwegs ist, direkt vor Ort bei kleinen Handwerksbetrieben. „Wir achten darauf, dass nicht nur Qualität und Preis, sondern auch die Produktionsbedingungen stimmen“, betont Suckow. Die typischen Eigenarten der Handarbeit, kleine Unregelmäßigkeiten machten den Charme der Produkte aus. Aber schmunzelnd gibt die 63-Jährige zu: „Es gibt auch immer wieder Kunden, die sagen: ,Können Sie mir das noch mal in ordentlich bestellen?’“

Viele Produkte gibt’s auch online


Das Möbelhaus an der Wittener Straße 62 hat von 10 bis 19 Uhr geöffnet, samstags bis 18 Uhr.


Die neue Ware aus Marokko ist erst ab Samstag im Verkauf. Bilder zu den Produkten sind bereits online zu sehen:
fischers-lagerhaus.de

Als Ein-Mann-Betrieb war Fischer vor 20 Jahren gestartet, damals lagerte der Wittener die bestellte Ware noch in einer Scheune. Heute ist das Zentrallager in Grefrath 14 500 Quadratmeter groß, rund 200 Mitarbeiter und 15 Filialen in ganz Deutschland gehören zur Lagerhaus-Kette. Die Verwaltung aber sitzt im Wannen in Heven.

Lange Verweildauer

Mit 2600 Quadratmetern Verkaufsfläche gehört der Laden in Herbede, in dem früher das Möbelhaus Weber beheimatet war, zu den größeren Standorten. Der Name Lagerhaus ist dabei Programm: Alles, was auf der Ausstellungsfläche angeboten wird, kann sofort mitgenommen werden, dadurch verändert sich die Präsentation ständig. Das Geschäft erinnert an eine Markthalle, eine gemütliche allerdings, mit Kaffee- und Leseecke. Suckow erklärt: „Die durchschnittliche Verweildauer bei uns im Laden beträgt zweieinhalb Stunden.“

Die Kunden gucken nicht nur, sie kaufen offenbar auch: „Vorsichtig gesagt: Wir sind hier in Witten sehr zufrieden“, so die Geschäftsführerin. Klagen über die schwere Lage in der Möbelbranche werde man von ihr nicht hören: „Wir haben eine Nischenstellung, die sehr gut funktioniert.“ Denn Individualität liege wieder im Trend – bei jung und alt, Öko und Yuppie. Der Durchschnittskunde aber, das zeige die Statistik, sei eine Frau im besten Alter. Und die wird morgen mit Begeisterung in Kisten aus dem Morgenland stöbern.