Die Umschulung von Rettungsassistenten zu Notfallsanitätern ist seit 2014 in Verzug: Die Finanzierung ist unklar, der Personalbedarf wird noch analysiert.
Im Rettungsdienst muss in den kommenden Jahren ein Großteil der Mitarbeiter zu Notfallsanitätern weitergebildet werden. Grund ist eine neue Aufteilung der Aufgabenbereiche mit dem neu geschaffenen Berufsbild des Notfallsanitäters. Das bedeutet viel Organisation, Personalengpässe drohen. Noch ist die Finanzierung nämlich nicht abschließend geklärt, die Weiterbildung und neue Ausbildungen stocken deshalb.
Übergangsregelung notwendig
In Witten teilen sich die Berufsfeuerwehr, das DRK und der ASB das Fahren von Rettungseinsätzen. Sie sind zurzeit dabei, ihre Angestellten zu Notfallsanitätern weiterbilden zu lassen. Gegenüber dem bisherigen Rettungsassistenten kann dieser weitere ärztliche Handgriffe übernehmen. Die Wehr steht der gesetzlich verpflichteten Ausbildung kritisch gegenüber, die Hilfsorganisationen nicht.
„Wir sehen eine deutliche Perspektive im Rettungsdienst.“ So erklärt der zuständige Leiter Carsten Brandt, warum das DRK derzeit in Vorkasse tritt, um alle seine 14 hauptamtlichen Rettungsassistenten umzuschulen. Auch der ASB möchte mit den Umschulungen „Qualität darstellen“, so Rettungsdienstleiter Marc Lehmann. Jedes Jahr gingen zwei Kollegen in die Ausbildung, die bis zu einem halben Jahr dauern kann. Ihr Ausfall würde durch Honorarkräfte kompensiert. „Es ist ein Vorteil, dass wir so ein starkes Ehrenamt haben.“
Auch Hans-Joachim Donner, Chef der Berufsfeuerwehr, schickt einige seiner Männer auf Fortbildung – auch wenn noch ungeklärt ist, wie viele Angestellte diese eigentlich machen müssen. Von den 99 Beamten, die bereits qualifizierte Rettungsassistenten sind, werden wohl zunächst 20 Kräfte umgeschult. Donner rechnet aber mit 50 zu qualifizierenden Personen: „Wir werden wohl eine Übergangsregelung in Anspruch nehmen müssen.“ Zumal es etliche weitere Konzepte gebe, etwa „First-Response-Einsätze“ oder das neue Landes-Katastrophenkonzept, „die wir auch bedienen müssen“.
Hans-Joachim Donner fürchtet, „dass es mittelfristig zu einer Trennung zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst kommen wird“. Dabei habe das bisherige System über 50 Jahre lang hervorragend funktioniert, kritisiert er.
Wenn nicht genügend Personal ausgebildet werde, wird „das System in den nächsten zehn Jahren kollabieren“, fürchtet Marc Lehmann vom ASB. Seine Erfahrung: Nur zehn, maximal 20 Jahre könne man in diesem Beruf arbeiten, dann seien die Leute der anstrengenden Nachtschichten müde und suchen sich Alternativberufe.
Bedarfsplan lässt auf sich warten
Zurzeit wird ein Rettungsdienstbedarfsplan für den Ennepe-Ruhr-Kreis erstellt. Noch sei der Kreis als Träger des Rettungsdienstes zurückhaltend dabei, Leute zur Weiterbildung zu schicken, erklärt der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, Dr. Michael Laubmeister. Er wolle die Rückmeldungen der Städte abwarten, wie viele Einsatzkräfte benötigt würden.
„Bremsend“ wirke auch die ungeklärte Finanzierung. Die Krankenkassen müssen die Kosten für die dreijährige Ausbildung und für Weiterbildungen übernehmen, bestehen aber auf Klarheit durch den Rettungsdienstbedarfsplan. Und an dem wird bereits seit mehr als einem Jahr gearbeitet. Im Herbst sollen im EN-Kreis die dreijährigen Ausbildungen starten können.
Bis 2027 müssen die Rettungsassistenten zu Notfallsanitätern fortgebildet sein. „Wir stehen unter Zeitdruck, alle auszubilden, und können das nicht aufschieben“, betont Laubmeister. Deshalb gebe es bereits Forderungen an das Land, die Frist zu verlängern. „Die Politik lässt die Notfallmedizin da nicht vor die Wand fahren“, ist Laubmeister sicher.