Heute vor 71 Jahren – am 12. Dezember 1944 – fand der erste der beiden Großangriffe auf Witten im 2. Weltkrieg statt. 140 britische Bomber zerstörten vor allem die südliche Innenstadt. Spreng- und Brandbomben vernichten 126 Wohngebäude. 334 Tote waren zu beklagen, 5000 Menschen wurden obdachlos.
Zu diesem Tag hat Leser Edmund Oldenburg (81) einen Augenzeugenbericht verfasst, den die Redaktion hier veröffentlicht. Er wohnte damals mit fünf Geschwistern in einem Haus der Siedlung Witten-Ost, in dem er noch heute lebt. Sein Vater arbeitete im Gussstahlwerk Witten. Oldenburg erinnert sich auch, dass eine Scheinwerferbatterie am späteren Standort der Reichweinrealschule (Am Stadion) gestanden habe. Dort sowie am Walfischbusch seien auch Flugabwehrkanonen (Flak) stationiert gewesen.
„Drei Tage vor meinem elften Geburtstag, am 12. Dezember 1944, bombardierten die Engländer Witten. Wir Kinder saßen am Küchentisch und machten Schularbeiten. Aus dem Volksempfänger, der Tag und Nacht in Betrieb sein musste, kam das monotone ,Tom, Tom, Tom’ im Abstand von zehn Sekunden zwischen den Tönen. Plötzlich die Durchsage: Feindliche Bomberverbände fliegen über Mönchengladbach ein. Es wurde Zeit, sich auf den Weg zum Bunker zu machen. Meine Mutter sagte, die fliegen bestimmt woanders hin. Plötzlich Voralarm (lang gezogener Ton), dann Vollallarm (auf und abschwellender Ton), und schon ging es los. Wir liefen in den Luftschutzkeller, der in jedem Haus vorhanden war. Mein Vater als Letzter, er hatte Nachtschicht. Wir fassten uns an den Händen und beteten. Auf einmal kam eine Druckwelle, die den Ruß aus dem Kamin in den Luftschutzkeller drückte. Wir waren nicht mehr wiederzuerkennen – alle kohlrabenschwarz!“