Witten.. Ein 20-Jähriger versuchte eine Frau (39) zu retten, die sich offenbar vor einen Zug werfen wollte. Beide gerieten unter einen Intercity. Er starb.
Das Tuten und Quietschen der Bremsen war so laut, dass es selbst Anwohner in Bahnhofsnähe gehört haben: Die Lokführerin eines Intercitys ging gegen 17.15 Uhr derart in die Eisen, weil eine Frau auf die Gleise gesprungen war. Laut Bundespolizei handelt es sich dabei vermutlich um einen Selbstmordversuch. Ein junger Mann soll der Frau hinterher gehechtet sein - wohl, um ihr zu helfen. Beide wurden vom Zug erfasst und lebensgefährlich verletzt. Der 20-Jährige starb auf dem Weg in die Klinik.
„Hammerlautes Bremsen gehört“
Der Unfall ereignete sich an Gleis 3b, wo die Züge Richtung Essen fahren. Der IC 2906 mit Start in Frankfurt/Main und Ziel Norddeutschland war auf der Durchfahrt von Hagen nach Dortmund, in Witten hält er eigentlich nicht. Offenbar muss die Lokführerin die Personen auf den Schienen gesehen haben.
Hilfe bei Depressionen und Suizid-Gedanken
Falls Sie Suizid-Gedanken haben oder jemanden kennen, der Suizid-Gedanken hat, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge: 0800/1110111 oder 0800/1110222. Die Anrufe sind kostenlos, die Nummern sind rund um die Uhr zu erreichen.Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet im Internet einen Selbsttest, Wissen und Adressen zum Thema Depression an. Im Online-Forum können sich Betroffene und Angehörige austauschen. Für Jugendliche gibt es ein eigenes Forum.
„Erst hörte man das Hupen und dann ein hammerlautes Bremsen“, sagt Daniel (29), der sich mit Nadine (20) gerade im Bahnhof aufhielt. Das Quietschen ließ erst etliche Neugierige die Treppen zu den Gleisen hinauflaufen. Kurz danach sperrte die Polizei den kompletten Hauptbahnhof ab. Eine Stunde später, um 18.20 Uhr, wurde er für den durchfahrenden Zugverkehr wieder freigegeben, um 18.45 Uhr dann für alle Bahnreisenden.
Rettungshubschrauber nach Witten geordert
Eine Vielzahl an Einsatzwagen von Polizei und Feuerwehr versperrte zwischenzeitlich die Bergerstraße. Drei Notfallseelsorger waren vor Ort. Sie betreuten unter anderem die Lokführerin. Zwei Rettungshubschrauber, Christoph 8 und Christoph Dortmund, wurden angefordert, kamen letztlich aber nicht zum Einsatz. Die Frau und der Mann wurden zwischen Bahnsteigkante und Gleis von der Feuerwehr geborgen.
Sie kamen mit Rettungswagen in umliegende Spezialkliniken. Sie seien lebensgefährlich verletzt, aber „sie leben“, sagte Volker Stall, Sprecher der Bundespolizei, am frühen Abend. Später wird bekannt, dass der Mann den Transport ins Krankenhaus nicht überlebt hat.
Störungen im Bahnverkehr
Die Sperrung des Bahnhofs hatte erhebliche Auswirkungen auf den Zugverkehr. Der RE 10428 nach Aachen wurde umgeleitet, der RE 4 in Hagen abgebrochen. Die S 5 wendete in Hagen. Zwischen Hagen und Dortmund gab es einen Busnotverkehr. Der Unglückszug fuhr voll besetzt gegen 18.45 Uhr. weiter.