Witten..

Ein netter Mann findet auf der Straße einen vermeintlichen Goldring und bietet ihn einer Passantin für fünf Euro an. Dass sie soeben Opfer eines polizeibekannten Trickbetruges geworden ist, merkt die Wittenerin erst beim Juwelier: Der „Goldring“ entpuppt sich als wertloses Messing.

Die auf diese Weise betrogene Frau erinnert sich noch genau, wie clever der Täter vorgegangen war. „Er tat so, als ob er den Ring auf der Straße gefunden hätte. Ich nehme an, dass der Mann ihn unauffällig fallen ließ.“ Er habe ihr versichert, dass es sich um Gold handele und auf einen Stempel im Innern gezeigt, sagt die 58-Jährige. Sie habe zwar eine böse Vorahnung gehabt, „aber der Mann hat mich in ein Gespräch verwickelt“. Er habe ihr den Ring angesteckt und gesagt, das Schmuckstück würde ihr passen. Dafür könne sie ihm ja etwas Geld geben. Sie ließ sich überreden, händigte dem Mann fünf Euro aus und nahm den Ring.

Betrügereien mit vermeintlich wertvollem Schmuck sind der Polizei nur allzu bekannt. „Oft sammeln die Täter nur kleine Beträge. Doch das läppert sich zusammen“, weiß Sprecher Volker Schütte. Wenn es ganz schlecht laufe, sei durch geschickte Ablenkung auch das Portmonee weg. Seine Warnung: „Erst gar nicht ansprechen lassen.“ Es gibt auch andere Maschen.

Im September habe es mehrere Fälle in Witten gegeben, bei denen „nette“ Männer gutgläubigen Frauen billige Halsketten umgehängt hätten, sagt Ralf Tietz, Leiter der Kriminalpolizei Witten. Dass ihr eigener, teurer Schmuck gestohlen wurde, merkten viele Opfer erst zu spät.

Seit einem drastischen Anstieg von Betrugsfällen im März setzt die Wittener Polizei verstärkt Beamte am Bahnhof ein. Es handele sich oft um Banden aus Südosteuropa, die über die Schienen anreisen und schnell wieder verschwinden, sagt Kripo-Leiter Tietz. Doch auch in den Stadtteilen zeige man mehr Präsenz. „Wenn wir in der Innenstadt stärker kontrollieren, weichen die Täter in die Ortsteile aus.“ Die harte Gangart der Polizei zeigt offenbar Wirkung.

Im Vergleich zum Vorjahr gab es in Witten bislang rund ein Viertel weniger angezeigte Trickdiebstähle. Die Frau, die den falschen Goldring gekauft hat,  hofft, dass ihr Betrugsfall andere vor ähnlichen Tricks bewahrt. „Wenn die Menschen gewarnt sind“, sagt sie, „dann haben die Täter keine Chance.“