Witten.. Stephanie Reinelt nimmer Herausforderung durch politsche Beschlüsse und Flüchtlingskinder sportlich. Sie hatte die Schule schon kommissarisch geleitet.


Der offizielle Festakt kommt zwar erst am Montag. Doch die Ernennungsurkunde hat sie schon. Und ganz so neu ist die „neue“ Schulleiterin an der Adolf-Reichwein-Realschule ja auch gar nicht. Schon seit dem Weggang ihres Vorgängers Axel Meuren vor knapp zwei Jahren, für den weiterhin keine Gründe zu erfahren sind, hatte Stephanie Reinelt (44) das Heft oben auf dem Sonnenschein als kommissarische Schulleiterin in der Hand.

Als „Vize“ von Jutta Backhaus hatte Reinelt auch schon seit 2009 zur Schulleitung gehört. „Mein größtes Hobby sind meine beiden Söhne“, sagt die „gelernte“ Englisch- und Französischlehrerin auf die Reporterfrage. Ein Drei- und ein Siebenjähriger halten sie daheim in Dortmund auf Trab. Reinelt ist aber auch eine begeisterte Sportlerin – auf Schnee, im Wasser, im Sand (Beachvolleyball) und auf dem Tennisplatz.

Im Schulentwicklungsplan nicht mehr dreizügig

Sportlich und mit spürbarem Optimismus stellt sich die Rektorin auch den aktuellen Herausforderungen an ihrer Schule. Gegen den erklärten Willen der Eltern, die im Protest vors Rathaus zogen, hatte der Rat im zweiten Anlauf beschlossen, dass die bisher dreizügige Schule ab Sommer 2016 nur noch zwei Eingangsklassen bilden soll. Außerdem muss sie Kinder aus Bochum abweisen, weil die Stadt Witten für die nicht mehr zubuttern will.

„Wir nehmen es, wie es ist und machen das Beste daraus,“ akzeptiert Stephanie Reinelt die Beschlusslage, obwohl es ihr anders lieber wäre. Die Räume und (noch) die Lehrer für drei Züge hätte die Schule ja. Und auf die Nachfrage aus Bochum und Dortmund war immer Verlass. Die Politik hat der Schule aber ein Hintertürchen offen gelassen: Bekommt sie genügend Schüler aus Witten zusammen, darf sie auch weiterhin drei Eingangsklassen bilden. Und 90 Anmeldungen im letzen Sommer, davon nur 15 aus den Nachbarstädten, geben Anlass, da ganz zuversichtlich zu sein.

Flüchtlingskinder in Regelklassen

Außerdem kommt auf die Reichweinschule – wie auf alle anderen Schulen auch – mit den Flüchtlingskindern eine ganz neue Entwicklung zu. Acht Kinder aus Syrien, Russland, Rumänien und Kroatien hat sie bereits aufgenommen, sechs weitere Anfragen liegen auf dem Tisch. Bewusst habe man für sie keine gesonderte „Willkommensklasse“ gebildet, so Reinelt. Die Kinder haben zwar für sich insgesamt acht Wochenstunden „Deutsch als Zweitsprache“, gehen aber ansonsten in die Regelklassen. „Wir haben damit bisher sehr gute Erfahrungen gemacht“, freut sich Stephanie Reinelt. „Die Kinder sind glücklich, dass sie einen festen Tagesablauf haben, und die möchten lernen!“ Zum Halbjahr haben die Flüchtlingskinder gerade ihre ersten Noten bekommen, in Fächern wie Kunst oder Schwimmen. „Das finden die klasse!“ Bisher ein Flüchtlingsmädchen ist außerdem direkt auf den zweisprachigen Zug aufgesprungen. „Sie spricht super Englisch.“

Fachunterricht auch in Englisch

Der bilinguale Zweig (Erdkunde, Geschichte und Politik in englischer Sprache) ist ein ganz dickes Pfund, mit dem die Realschule wuchern kann – aber nicht das einzige. Sie trägt das Berufswahlsiegel, seit kurzem bieten weitere Partner Tagespraktika an. Die Schule liegt beschaulich zwischen Reiterhof und Rheinischem Esel. Und sie ist erstaunlich gut in Schuss, wie Besucher immer wieder feststellen. Am privaten Dienstleister Gegenbauer, der die Gebäude unterhält und auch den Hausmeister stellt, soll das liegen, aber auch am „Pickdienst“, den Schüler in den Pausen selbst versehen. Dass Reichwein eine „Schule ohne Rassismus“ ist, wie es am Eingang steht, ist prima, aber damit steht sie nicht allein. Hervorheben kann man aber auch einmal, dass sie eine Schule ohne Graffiti ist.