Witten. Viele junge Menschen in Witten gehen bei der Bundestagswahl erstmals wählen. Was halten sie von den Kandidaten? Welche Themen sind ihnen wichtig?

Viele junge Menschen dürfen am Sonntag zum ersten Mal bei einer Bundestagswahl an die Wahlurne gehen. Die Redaktion hat sich am Berufskolleg in Witten umgehört, was sich vier Erstwählerinnen und -wähler von den Parteien wünschen.

Alena Grunow hat vor Kurzem ein Praktikum im Gesundheits- und Pflegebereich gemacht. Sie hofft, dass das Thema zukünftig stärker im Fokus der Regierenden steht. „Die Leute müssen besser bezahlt werden“, sagt die 18-Jährige. Sie selbst hat im Praktikum erfahren, wie anstrengend der Beruf ist. „Es ist nicht fair, dass Leute, nur weil sie studiert haben, ein besseres Gehalt bekommen“, findet Alena. Für sie vertritt Annalena Baerbock von den Grünen das Thema am besten. Ihr Kreuz hat sie bereits per Briefwahl gesetzt.

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Schüler aus Witten hat den Wahl-O-Mat ausprobiert

Nico Schyboll (21) hofft, dass sich die künftige Regierung mehr für die Klimapolitik einsetzt.
Nico Schyboll (21) hofft, dass sich die künftige Regierung mehr für die Klimapolitik einsetzt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Für die junge Generation geht es bei der Wahl auch um ihre Zukunft. Vor allem die Klimapolitik ist ein wichtiger Punkt. „Man sieht derzeit die Auswirkungen des Klimawandels“, sagt Nico Schyboll und denkt dabei etwa an die Hochwasserkatastrophe im Juli, die auch Witten getroffen hat. „Man kann den Klimawandel nicht mehr leugnen“, sagt der 21-Jährige. Auch die Schulpolitik dürfe nicht außer Acht gelassen werden. Die jungen Leute sollten in die Entscheidungen besser einbezogen werden. „Es passiert viel so nebenbei. Man sollte auch uns mal fragen, die das Ganze seit mehr als einem Jahr lang durchmachen.“

Luca Groenewond (19) hofft, dass die Politikerinnen und Politiker bald entscheiden, dass die Maske im Unterricht abgesetzt werden darf.
Luca Groenewond (19) hofft, dass die Politikerinnen und Politiker bald entscheiden, dass die Maske im Unterricht abgesetzt werden darf. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Luca Groenewond sieht das genauso wie sein Klassenkamerad. „Wir sitzen seit einem Jahr mit der Maske im Klassenzimmer.“ Deshalb hofft der 19-Jährige, dass die zukünftige Regierung das Thema anfasst. „Ich würde mir wünschen, dass wir die Masken bald abnehmen können.“ Viel dürfe man seiner Ansicht nach zwar nicht ändern, aber: „Ich möchte sehen, dass es nach der Wahl einen Fortschritt gibt.“

Medina Mercan (18) hat sich im Internet über die Wahlprogramme der Parteien informiert.
Medina Mercan (18) hat sich im Internet über die Wahlprogramme der Parteien informiert. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Wie informieren sich junge Wählerinnen und Wähler über politische Inhalte? Medina Mercan etwa hat sich die Wahlprogramme der Parteien im Internet durchgelesen. Die 18-Jährige ist froh, endlich wählen zu dürfen. „Wenn man das Recht auf Wählen hat, sollte man es auch wahrnehmen.“ Nico Schyboll hat auch den Wahl-O-Mat ausprobiert, wirklich weitergeholfen hat ihm das aber nicht. „Da standen bei mir eher die kleineren Parteien oben.“ Deshalb hat er sich auch noch die Zusammenfassungen der Triells angeschaut. Wer hat überzeugt? „Ich finde, dass Armin Laschet kein Kanzlertyp ist.“ SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz hingegen habe für ihn eine bessere Figur abgegeben.

„Jüngere Menschen lassen sich von Youtubern beeinflussen“

Alena Grunow (18) findet es gut, dass man bei der Bundestagswahl erst mit 18 Jahren wählen darf.
Alena Grunow (18) findet es gut, dass man bei der Bundestagswahl erst mit 18 Jahren wählen darf. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Die Erstwählenden des Berufskollegs finden es gut, dass sie nicht schon früher an die Wahlurnen durften. „Leute, die erst 16 sind, sollten noch nicht wählen gehen“, sagt Alena Grunow. Viele Jugendliche seien in dem Alter noch nicht so weit und könnten nicht richtig entscheiden, welche Wahl die richtige sei. Und: „Es gibt sicherlich auch viele, die sich von Youtubern und Influencern beeinflussen lassen“, sagt Luca Groenewond.

Ende des Schuljahres machen die vier Erstwählerinnen und -wähler ihr Fachabitur im Bereich Gesundheit und Soziales. Dann geht es ins Berufsleben. „Ich will nach dem Abitur im gesundheitlichen Bereich arbeiten und hoffe, dass die Arbeitsbedingungen dort wirklich verbessert werden“, sagt Medina Mercan. Mit ihrem Kreuz am Sonntag kann sie erstmals zumindest etwas mit entscheiden, ob sich dort in den nächsten vier Jahren etwas tut.