Witten.. Das Awo-Seniorenzentrum in Annen war vorher ein Hotel. Leiterin Monika Pytlik spricht über den Start, Veränderungen und das schicke Café.


Sechs Ebenen in idyllischer Hanglage, direkt am Rheinischen Esel: Wo vorher Gäste im „Mercure“ nächtigten, wohnen seit zehn Jahren überwiegend ältere Menschen. Seine Hotelvergangenheit sieht man dem Awo-Seniorenzentrum an der Kreisstraße in Annen durchaus an. Leiterin Monika Pytlik (58) weiß das zu schätzen.

Welche Vorteile hat es für die jetzigen Bewohner, in einem ehemaligen Hotel zu leben?

Monika Pytlik: Alle genießen es, in dem schönen Café mit richtigem Tresen und viel Glas zu sitzen, das es genau so vor unserer Zeit schon gab. Hier findet auch der Tanztee statt. Räumlich hat sich sonst gar nicht viel verändert. Es gab ja genug Zimmer und alle hatten eine Nasszelle. Nur ein kleiner Anbau kam dazu.

Wie viele Plätze gibt es?

Wir haben 80 Plätze. Es gibt 72 Einzel- und vier Doppelzimmer. Alle sind momentan belegt.

Leiterin Monika Pytlik
Leiterin Monika Pytlik © Barbara Zabka | Unbekannt






Haben Sie eine Warteliste?

So etwas gibt es eigentlich nicht, denn die Menschen können ja nicht zwei Jahre auf einen Platz warten, sondern brauchen Hilfe in einer akuten Situation. Aber Anfragen haben wir schon.

Wer wohnt hier?

Eigentlich nur Wittener, vor allem Menschen aus Annen und Rüdinghausen. Sie sind derzeit zwischen Anfang 50 und 99 Jahre alt, im Schnitt aber deutlich über 80. Etwa 20 Prozent sind Männer. Bei allen muss ein Pflegegrad vorhanden sein. Über die Hälfte unserer Bewohner ist dement, aber keiner ist wirklich bettlägerig.

Bewohnerin Edelgard Matzke in ihrem Zimmer.
Bewohnerin Edelgard Matzke in ihrem Zimmer. © Barbara Zabka | Unbekannt






Sie sind ein offenes Haus?

Ja, wenn die Menschen mit Demenz sich in ihrem unmittelbaren Bereich zurechtfinden und wohlfühlen, dann geht das gut. Der Garten ist geschützt, da kann jeder Bewohner rein. Irgendwann hat es mal eine hoch demente Frau geschafft, über den Zaun zu entwischen. In letzter Zeit ist sowas nicht vorgekommen, aber passieren kann das immer.

Sie sind Sozialarbeiterin und leiten das Haus seit neun Jahren. Wie war der Anfang?

Ich wohne in Wanne, habe vorher 21 Jahre in einem Awo-Haus in Gelsenkirchen-Schalke gearbeitet und kannte Witten nicht wirklich. Als ich anfing, gab es hier das Projekt „Soziale Stadt Annen“. Das war wie ein Glücksgriff. Ich habe da mitgearbeitet, konnte viele Einrichtungen und Menschen kennenlernen, die für Annen wichtig waren. Das hat uns unheimlich geholfen.

Welche neuen Aufgaben kommen demnächst auf Sie zu?

Das neue Palliativ- und Hospizgesetz sieht vor, dass die Bewohner hier entsprechend versorgt werden. Wir arbeiten zwar schon mit dem Palliativ-Netz Witten zusammen, werden aber noch mehr kooperieren. Außerdem sind wir auf dem Weg, ein Wohngruppenkonzept umzusetzen. Wir wollen die Speiseräume so gestalten, das sie auch anderweitig nutzbar sind. Zudem wächst gerade eine neue Generation an Bewohnern heran. Nicht nur die Menschen, die erst Anfang 50 sind, haben andere Interessen als 90-Jährige. Auch 70-Jährige mögen andere Musik, wollen vielleicht mehr unternehmen, haben andere Essenswünsche. Oft sind sie selbstbewusster als die ganz Alten. Das ist auch eine Herausforderung.

>> ALTENPFLEGEHEIME IN WITTEN

  • Die Awo betreibt zwei Seniorenzentren in Witten. Neben dem an der Kreisstraße auch das an der Egge. Die Boecker-Stiftung hat ebenfalls zwei Einrichtungen: das Haus „Leben im Alter“ an der Breite Straße und das Haus am Voß’schen Garten mit dem Schwerpunkt Demenzerkrankungen (Ruhrstraße).
  • Weiterhin gibt es das Altenzentrum am Schwesternpark Feierabendhäuser (Pferdebachstraße), Haus Buschey an der Wengernstraße und das Lutherhaus an der Ulmenstraße in Bommern, das St. Josefshaus an der Herbeder Voestenstraße sowie das Altenzentrum St. Josef an der Stockumer Straße in Annen.