Witten.. Wolfgang Schmitt hat einen Film übers Revier gedreht. Die Dokumentation entlang der stillgelegten Bahntrassen zeigt mehr als Natur und Industrie.


Die Idee schwirrte ihm schon länger im Kopf herum. Aber erst, als er in Rente ging, hatte Wolfgang Schmitt auch die Zeit, sie in die Tat umzusetzen: Denn stolze zweieinhalb Jahre lang war der Wittener mit der Filmkamera zwischen Duisburg und Dortmund unterwegs, um eine spannende Entdeckungsreise durch die Industrielandschaft des Ruhrgebiets zu drehen. Jetzt ist sein Film auf den Markt gekommen: eine 85-minütige Liebeserklärung an das Revier.

Film soll das Interesse auf unsere Region lenken

Wolfgang Schmitt an
Wolfgang Schmitt an © Walter Fischer | Fischer

Der Annener nimmt die Zuschauer mit auf eine Tour quer durchs Ruhrgebiet, vorbei an allen 25 „Ankerpunkten“, wie die Industrie- und Baudenkmäler vom Regionalverband bezeichnet werden. Der 72-Jährige zeigt die grünen Ecken des Reviers, seine überraschend schönen Seiten, aber auch die vielen spannenden Facetten der (vergangenen) Industriekultur. „Ach, das hätte ich ja nicht gedacht, dass es hier so etwas gibt!“: Das ist der Satz, den Schmitt von seinen Zuschauern bislang am häufigsten gehört hat.




Und das freut ihn: Denn der Wittener bedauert, dass das Ruhrgebiet noch immer unter seinem Schmuddel-Image leidet. „Ich möchte mehr Interesse auf unsere Region lenken, zeigen, wie sie heute aussieht“, erklärt er. Die Industriekultur hier sei einmalig in der Welt. „Und es gibt so viele interessante Facetten.“

Kreuzungsfrei durchs ganze Ruhrgebiet

Einige davon, die ihm besonders am Herzen liegen, sind die Radwege auf den alten stillgelegten Bahngleisen wie dem Rheinischen Esel oder der Erzbahntrasse. In seinem Film fährt er diese Wege ab – entlang der Ruhr oder von der Jahrhunderthalle zum Rhein-Herne-Kanal und über Zeche Zollverein zurück nach Bochum. „Eine tolle Strecke“, schwärmt er. „Und man kommt praktisch kreuzungsfrei quer durchs Ruhrgebiet.“

In rund 1000 Arbeitsstunden hat der Wittener sein Material zusammengetragen, hat Museums-Direktoren interviewt und Originale wie Eddi aus der bekannten Annener Pommesbude. Hat geschnitten, vertont und getextet – alles in Eigenarbeit. Das Ergebnis überzeugte: Der RVR war begeistert, der Klartext-Verlag auch: „Die DVD ist ohne jede Änderung angenommen worden“, sagt Schmitt stolz.

Mit teurer Profi-Technik

Dabei ist das Filmen nicht einmal sein Beruf gewesen: Schmitt war über 40 Jahre lang als technischer Berater bei der Firma J.D. Neuhaus im Außendienst tätig, privat und beruflich in der ganzen Welt unterwegs. Der Umgang mit der Kamera war zunächst nur die Leidenschaft des Weltenbummlers, doch mit der Zeit wurde mehr daraus. Mit viel Erfahrung und Profitechnik mauserte er sich über die Jahre zum Firmen-Chronisten. „Neulich hab ich noch einen Film gedreht, als Sigmar Gabriel da war.“

Klar, dass Witten auch im Film nicht zu kurz kommt. Das Muttental, Zeche Nachtigall, die Burgruine, das Schleusenwärterhäuschen, und, und, und – Schmitt hat nichts vergessen. Nur eines fehlt ihm noch: „Ich hätte sehr gerne eine Möglichkeit, den Film öffentlich in der Stadt zu zeigen.“

>>>DVD IST JETZT IM HANDEL

Die DVD „Ruhrkult(o)ur“ von Wolfgang Schmitt ist im Klartext-Verlag erschienen und dort (klartext-verlag.de) sowie im Buchhandel für 9,95 Euro erhältlich.

Einen Trailer zum Film gibt es außerdem beim Regionalverband Ruhr auf der Internetseite
www.route-industriekultur.ruhr/route-per-rad.html