Witten. Traumwetter für den ersten Trödelmarkt der Saison auf dem Wittener Rathausplatz. Wir waren dabei – und haben einiges entdeckt.

Henry wollte sich am Sonntag von seiner Diddlmaus trennen. Ob der Sechsjährige ein Geschäft gemacht hat?
Henry wollte sich am Sonntag von seiner Diddlmaus trennen. Ob der Sechsjährige ein Geschäft gemacht hat? © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Was für ein Auftakt in die Saison: Schon am Sonntagmorgen (20.3.) strömen die Besucher in Scharen auf den Rathausplatz in Witten. Ihr Ziel: der erste Sonntagströdel nach der Winterpause. An etwa 60 Ständen gibt es hier querbeet so ziemlich alles, was das Trödelherz begehrt – Porzellan, Klamotten, Spielzeug, Deko, Bücher, Zimmerpflanzen und Schallplatten. Los geht es mit der Schatzsuche.

Vor dem Stand von Petra Konjevic und ihren Enkelkindern Henry und Hannah sitzt eine große Plüsch-Diddlmaus und wartet auf einen neuen Spielgefährten. „Ich habe hier auf dem Trödelmarkt schon zwei-, dreimal einen Stand gehabt“, erzählt Petra Konjevic. Für sie zählt beim Trödeln vor allem der Spaßfaktor – die Einnahmen seien nur ein Pluspunkt.

Die meisten Wittener tragen noch einen Mund- und Nasenschutz

„Das Geld ist für unsere Urlaubskasse, weil wir an Ostern nach Holland fahren wollen“, erzählt die 64-Jährige, während sie über den Platz blickt. Hunderte von Menschen tummeln sich gleichzeitig vor dem Rathaus. Obwohl es keine Maskenpflicht mehr gibt, tragen etwa noch zwei Drittel der Besucherinnen und Besucher einen Mund-und Nasenschutz. Denn an den meisten Ständen ist es kaum möglich, Abstand zu halten.

Auch Garderobe stand auf dem Trödelmarkt in Witten zum Verkauf.
Auch Garderobe stand auf dem Trödelmarkt in Witten zum Verkauf. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

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Besonders voll ist es bei Dennis Kleinemeyer ein paar Ecken weiter. Der 39-Jährige aus Wetter verkauft schweren Herzens fast seine gesamte Schallplattensammlung. „Es tut mir wirklich etwas weh, weil das Sammeln von Vinylplatten jahrzehntelang ein großes Hobby von mir war“, sagt er. Lange Zeit kaufte er eine Scheibe nach der anderen, oft auch auf Trödelmärkten. Irgendwann stapelten sie sich zu Hunderten im Keller, nahmen Platz weg und staubten zu. „Mittlerweile habe ich andere Hobbys und entschieden, die Platten an Menschen weiterzugeben, die Lust darauf haben“, erzählt der Trödelmarktverkäufer.

Für alte Platten gibt es gutes Geld

Im Vorübergehen sagt eine Frau: „Früher wollte die keiner mehr haben“. Das ist mittlerweile anders. Vor allem Scheiben aus den Neunzigern, die nicht mehr in hohen Auflagen gepresst wurden, weil der Schallplattentrend damals zu Ende war, verkaufen sich heute wie warme Semmeln – und gutes Geld. Für manche Platten kriegt Dennis Kleinemeyer auf dem Wittener Sonntagströdel noch hundert Euro.

Noch zwölf Termine

Der Wittener Rathausplatz verwandelt sich in diesem Jahr noch zwölf Mal, immer sonntags von 11 bis 16 Uhr, in ein Schnäppchenparadies. Die nächsten Termine sind der 3. April, 24. April und 8. Mai. Für die Teilnahme als Händler ist eine Standanmeldung erforderlich. Die Standplätze können ausschließlich online über das Erlebnisportal des Stadtmarketing Witten gebucht werden. Ein Standplatz kostet 23 Euro und ist drei Meter breit. Der Eintritt ist kostenlos. Mehr Infos unter stadtmarketing-witten.de.

Das sei vergleichsweise aber gar nicht so viel, sagt Jörg Donges, der extra aus Hagen nach Witten gekommen ist, um nach Schallplatten zu suchen. Zu Hause hat er 4500 Stück. Und es werden mehr. „Ich habe eine Scheibe, die hat damals 50 Markt gekostet, das war für mich als Teenager immens viel“, erzählt der 53-Jährige. Heute sei die Platte bis zu 1500 Euro wert, weil sie so selten ist.

Auch Erbstücke werden in Witten verkauft

Auch Ekaterina Wulfert und ihr Freund Denis sind aus Hattingen gekommen, um auf dem Trödel nach Schallplatten zu suchen. Der Stand von Dennis Kleinemeyer ist für die beiden ein Paradies. Die 27-Jährige und der 33-Jährige nehmen sich ganz viel Zeit zum Stöbern. Nachdem die beiden lange gefachsimpelt haben, entscheiden sie sich für drei Exemplare – unter anderem von Elton John.

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Einen Stand weiter verkauft Bea Neumann alles Mögliche von Porzellantassen über Schmuck bis hin zu Ofenhandschuhen. „Ich habe viel geerbt und weiß kaum, wohin damit. Seitdem komme ich gerne aus dem Sauerland nach Witten“, erzählt die Rentnerin. Die Wittenerin Katharina Rommel hat sich einen „wie neuen“ Rucksack für zehn Euro gekauft. Die 82-Jährige strahlt über das ganze Gesicht, während sie sich ihr neues Lieblingsstück um die Schulter hängt: „Ein Besuch auf dem Trödelmarkt lohnt sich einfach immer“.