Witten. Eigentlich sollte ihr Auslandsstudium eine aufregende Zeit mit neuen Eindrücken sein. Doch dann kam die Pandemie. Zwei Studierende berichten.
Wer im Ausland studiert, bringt meist große Erwartungen mit. Fremde Kulturen kennenlernen, Menschen treffen, Erinnerungen schaffen – in der Corona-Pandemie war all das nur sehr eingeschränkt möglich. Aurora Mane aus Italien und Guewen Morin aus Frankreich sprechen trotzdem sehr positiv über ihre Zeit an der Uni Witten/Herdecke.
Dass ihr Auslandsstudium von der Corona-Pandemie überschattet wird, hat Aurora Mane anfangs schon etwas deprimiert. Auch weil es kaum Möglichkeiten gegeben habe, mit anderen Studierenden in Kontakt zu kommen und neue Leute kennenzulernen. Zumal einige internationale Studierende aufgrund der Pandemie gar nicht erst nach Deutschland gekommen seien. „Ich hatte Glück, dass ich zwei Mitbewohnerinnen habe“, sagt die 22-Jährige. „Wir haben uns sofort gut verstanden und sind wie eine kleine Familie. Das hat sehr geholfen.“
Witten sei eine sehr studentenfreundliche Stadt
Witten und vor allem die Uni beschreibt Aurora Mane als einen „sehr besonderen Ort“. Sie ist schon zum zweiten Mal hierher gekommen. Nach ihrem Erasmus-Semester im Winter 2018/19 macht sie nun an der UW/H ihren Master. Die Nähe zu den Professorinnen und Professoren gefällt ihr sowie die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen entwickeln zu können. Außerdem sei Witten eine sehr studentenfreundliche Stadt mit vielen Möglichkeiten und größeren Städten in direkter Umgebung.
Zwischenzeitig habe sie dennoch mit der Situation gehadert. Sie überlegte, nach Italien zu Freunden und Familie zurückzukehren, um ihr Studium von dort aus zu beenden. „Aber man muss positiv denken“, findet Aurora Mane und beschreibt das als eine Art Überlebensinstinkt in der Pandemie. Jetzt freut sie sich auf den Sommer, hofft, dass sie dann etwas herumreisen und andere deutsche Städte kennenlernen kann. „Ich möchte Erinnerungen schaffen“ sagt die Studentin.
Das Studium in Witten hatte ein Freund empfohlen
Zu reisen war auch etwas, das Guewen Morin aus Frankreich sich für sein Auslandssemester vorgenommen hatte. Doch über NRW ist er nicht wirklich hinaus gekommen. Der 24-Jährige studiert Zahnmedizin und schreibt gerade seine Doktorarbeit. Das Studium in Witten hatte ihm ein Freund empfohlen. Auch wenn die Ruhrstadt selbst auf den ersten Blick vielleicht nicht so attraktiv sei, gibt Guewen Morin zu. „Man denkt: Naja, Ruhrgebiet. . . Aber das stimmt nicht alles“, sagt der Student.
Witten sei eine Uni-Stadt mit vielen jungen Leuten, die Uni sei modern und progressiv, es gebe viel Natur. „Und die Menschen waren alle super“, resümiert er. „Man fühlt sich direkt zu Hause.“ Und auch die Pandemie war in gewisser Weise ein Anreiz für Guewen Morin, nach Witten zu kommen. „Die Situation war in Frankreich viel, viel schlimmer“, erinnert er sich. Das Auslandssemester sei wie eine Flucht gewesen. „Es kann nur besser sein“, so seine Hoffnung damals.
„Die Pandemie schweißt zusammen.“
Anfangs war der 24-Jährige unsicher, ob alles klappt, ob er einreisen darf, bleiben kann oder nach einer Woche womöglich schon wieder zurück nach Hause fahren muss. Im Oktober ging es dann los. Das war noch vor dem zweiten Lockdown. „Anfangs konnten wir uns noch in Bars treffen“, erinnert sich Guewen Morin. Dann kamen strengere Kontaktbeschränkungen und das soziale Leben fand nur noch sehr eingeschränkt statt. Dennoch: „Ich haben den Eindruck, ich habe in ganz Europa 15 ganz enge Freunde“, sagt Guewen Morin. „Die Pandemie schweißt zusammen.“