Witten. Das Unwetter hat auch die Kleingärtner in Witten getroffen. Seit Tagen scheppen sie Schlamm und räumen auf. Ein Besuch vor Ort zeigt das Ausmaß.

Natürlich wissen sie, dass sie vergleichsweise glimpflich davongekommen sind. Das verheerende Unwetter hat keinem der Kleingärtner die Existenz zerstört. Aber Schäden hat das Hochwasser in mehreren Anlagen in Witten dennoch hinterlassen. Betroffen sind vor allem die Vereine Gemeinwohl, Annen-Süd und Sonnenschein. Noch Tage danach wird hier gefegt und aufgeräumt.

Was vom Weg übrig blieb: die Lage nach dem Starkregen in der Kleingartenanlage Gemeinwohl/Annen-Süd.       
Was vom Weg übrig blieb: die Lage nach dem Starkregen in der Kleingartenanlage Gemeinwohl/Annen-Süd.        © Unbekannt | KGV
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Helmut Lattemanns etwas höher gelegener Garten hat kaum etwas abbekommen, aber mit angepackt hat der 78-Jährige natürlich trotzdem. „Das Wasser stand hier so hoch wie noch nie“, erinnert er sich an den Mittwochabend, als der Starkregen die Wege und einige Parzellen des Kleingärtnervereins Gemeinwohl an der Goethestraße flutete. Mindestens acht der 53 Gärten sind komplett abgesoffen. Einige Bienenkästen auf der Parzelle, die der Imkerverein nutzt, sind ebenfalls ins Wasser gekippt.

Wittener Kleingärtner haben Fotos gemacht

Das Vereinsheim von Gemeinwohl blieb zum Glück weitgehend verschont – im Gegensatz zu jenem von Annen-Süd. Es liegt unten am Ende des Hauptwegs, der die beiden Schrebergartenanlagen auf der gemeinsamen Fläche voneinander trennt.

So hoch stand das Wasser am Vereinsheim des Kleingärtnervereins Annen-Süd: Horst Haldimann in den Fluten.
So hoch stand das Wasser am Vereinsheim des Kleingärtnervereins Annen-Süd: Horst Haldimann in den Fluten. © Unbekannt | KGV

Matten hängen zum Trocknen über der Veranda des „Gärtner-Stübchens“. Im Gastraum wurde alles vom Fußboden auf die Tische verfrachtet oder gleich ganz ausgeräumt. Mittendrin rödelt Horst Haldimann und schüttelt den Kopf: „Wie muss es da erst woanders ausgesehen haben?“

Trotzdem kann auch er kaum fassen, wie hoch das Wasser stand. Der 64-Jährige zückt sein Handy: Alle, die man hier trifft, haben Fotos und Videos von dem Jahrhundertereignis gemacht. Zu sehen ist, wie Haldimann am Vereinsheim im beinahe meterhohen Wasser steht. Oder wie ein anderer sich durch die Wassermassen auf dem Hauptweg kämpft.

„Das war alles ein See“

„Das war alles ein See. Von den Bänken hat nur noch oben ein Brett von der Lehne rausgeguckt“, beschreibt Helmut Lattemann die Lage. Arg überspült waren auch die unbefestigten Seitenwege. „Da stand der Schlamm fast 25 Zentimeter hoch“, sagt er. Am Donnerstag haben sie angefangen zu schippen. Die Büsche am Rand tragen noch eine entsprechend grau-braune Schicht.

Einen Großteil des Schlamms, der nach dem Unwetter in der Kleingartenanlage zurückblieb, haben die Mitglieder schon weggeschaufelt. Doch Reste sind allerorts zu finden.
Einen Großteil des Schlamms, der nach dem Unwetter in der Kleingartenanlage zurückblieb, haben die Mitglieder schon weggeschaufelt. Doch Reste sind allerorts zu finden. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Vladimir Salzmann (58) ist einer der Pächter, dessen Garten voll gelaufen ist. Seit acht Jahren baut er hier Obst und Gemüse an oder genießt die Zeit in der kleinen Laube. Jetzt hat er alles rausgeräumt – zum Trocknen. Was nicht mehr zu gebrauchen ist, landet auf einem großen Haufen. Lattemann: „Wir sammeln alles und hoffen, dass die Stadt das abholt.“

Vereine hoffen auf Hilfe von der Stadt

Überhaupt hofft er, der seit 37 Jahren hier einen Garten hat und lange im Vorstand war, auf Unterstützung von der Stadt. „Die Anlage ist ja deren Pachtgrund.“ Und das Wasser laufe regelmäßig in die Anlage: Vom angrenzenden Feld komme es durch die Hecke – nur noch nie so schlimm. „Über alles, was unter drei Zentimetern liegt, sprechen wir ja gar nicht.“ Und sie haben ja auch selbst schon Gittersteine in die Wege eingebettet, damit nicht so viel weggeschwemmt wird.

Lattemann hat die Schäden noch am Montagabend, nachdem die Stadt alle Betroffenen dazu aufgerufen hatte, gemeldet. Die Frist lief ja schon einen Tag später am 20. Juli um 10 Uhr ab. Für den verlorenen Hausrat haben sie nach vorsichtiger Schätzung rund 6000 Euro veranschlagt. Material zur Ausbesserung der Wege koste etwa 600 Euro, die Entsorgung noch mal 400 Euro. „Arbeiten werden natürlich selbst erledigt.“

Das Geld hätte der Verein dringend nötig. Denn in der Kasse sieht es mau aus. Im Vereinsheim, das sonst für größere Feiern vermietet wird, ging wegen Corona lange nichts, so Lattemann. „Und für Lauben gibt es keine Elementarversicherung“.